
Weltanschauungsexperte: Vorsicht bei Kursen zur Selbstoptimierung
In einer Zeit, in der individuelle Freiheit und gesellschaftliches Leistungsdenken hoch im Kurs stehen, steigt der Druck zur "Selbstoptimierung": Die kirchlichen Expertinnen und Experten für Weltanschauungsfragen sehen in den zahlreichen Angeboten zur persönlichen Selbstoptimierung ein großes Gefahrenpotenzial. Besonders für junge Menschen sei dabei die Versuchung groß, den unzähligen - und oftmals auch unseriösen - Angeboten zu erliegen, so Robert Wurzrainer von der Fachstelle Kirche im Dialog - Weltanschauungsfragen" der Erzdiözese Wien im Kathpress-Interview. Er äußerte sich am Donnerstag anlässlich des aktuellen Sektenberichts der Bundesstelle für Sektenfragen, der im Nationalrat am Mittwoch für eine kontroverse Debatte gesorgt hat.
Häufig bekomme die Fachstelle Anfragen zu Angeboten, die Menschen suggerieren, dass sie ihre Unzulänglichkeiten oder Mängel jedweder Art auf sehr schnelle und einfache Weise kompensieren oder gar beseitigen können. In vielen Fällen stellen sich die Angebote zur grenzenlosen Selbstoptimierung aber als leere Versprechen heraus.
Mit dem seit einem halben Jahr laufenden Schulprojekt "Der perfekte Mensch" wolle der Arbeitskreis der österreichischen katholischen Weltanschauungsreferenten den Blick von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrenden auf die Problematik schärfen und Hilfestellung anbieten, so Wurzrainer. Gerade die christliche Perspektive sei hier von Bedeutung, wonach "auch das Unperfekte geliebt und angenommen ist" und der Menschen dadurch vom Druck befreit sei, alles selbst schaffen und "perfekt" sein zu müssen.
Problematische koreanische Bewegung
Ein zweiter problematischer Bereich, den Wurzrainer ansprach, betrifft die koreanische neu-religiöse Bewegung "Shincheonji Church of Jesus", die immer wieder auch in Österreich aktiv ist. Religionsgründer Man-Hee Lee werde von seinen Anhängern als "der verheißene Hirte der Endzeit" bzw. als "Bote, den Jesus gesandt hat" bezeichnet. Lee behaupte, dass er allein die Bibel "richtig" auslegen könne und begründe damit ein umfangreiches System an Kursen, Lernstoffen und Prüfungen für die Mitglieder. Die Bewegung werbe u.a. auch in katholischen Kreisen mit Bibelkursen. Christlichen Kirchen bzw. Menschen, die ihn und seine Kirchengründung kritisieren, werde unterstellt, nicht an die Worte des Neuen Testaments zu glauben. Im Zusammenhang mit dem Austritt aus der Gemeinschaft würden einige Personen von Angst berichten, den Zorn Gottes auf sich zu ziehen und den "rechten Pfad" zu verlassen bzw. dem Teufel in die Hände zu fallen.
Infos: www.weltanschauungsfragen.at
Quelle: kathpress