
Katholische Frauenbewegung: Frauengesundheit ist ein Menschenrecht
Auf die lange vernachlässigte gesellschaftliche und soziale Dimension des Themas Frauengesundheit hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) hingewiesen. Das Thema Frauengesundheit sei "über Jahrzehnte unterforscht, unterversorgt und unterbewertet" gewesen - dabei sei es "ein Menschenrecht und gesellschaftliche Notwendigkeit", betonte die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl bei einem Vortrag in Brixen/Südtirol. Ritter-Grepl hielt den Vortrag im Rahmen der kfbö-Sommerstudientagung, die noch bis 19. Juli zum Thema "Gesundheit ist weiblich: vielfältig, stark, unverzichtbar" stattfindet. Im Fokus stehen dabei heuer die medizinischen, sozialen und gesellschaftspolitischen Dimension von Frauengesundheit.
Bis heute würden Symptome von Frauen nicht richtig erkannt oder ernst genommen, weil medizinische Studien lange Zeit am männlichen Körper normiert wurden, führte Ritter-Grepl aus. "Leider sind das keine Einzelfälle - das ist strukturelle Diskriminierung im Gesundheitswesen, wenn weibliche Schmerzen übersehen, weibliche Körper normativ kontrolliert oder Lebensrealitäten entwertet werden". Obwohl über 80 Prozent der Beschäftigten im Pflege-, Betreuungs- und Gesundheitsbereich Frauen seien, hätten diese im Gesundheitsbereich über Jahrhunderte "oft nur am Rand Platz gefunden". Eine gute Frauengesundheit brauche informierte Frauen, die mitbestimmen können und Räume haben, um offen über ihre körperlichen und seelischen Erfahrungen zu sprechen - frei von Scham und Tabus.
Eine auf Frauen ausgerichtete Gesundheitspolitik bedeute, "die Sichtbarkeit weiblicher Lebensrealitäten einzufordern", so Ritter-Grepl. Das ginge weit über den Bereich der Gynäkologie hinaus und beziehe ihr Alter, ihre Herkunft, ihre finanzielle Lage und sexuelle Identität mit ein. Eine ganzheitliche Frauengesundheit nehme Körper, Psyche und auch das soziale und gesellschaftliche Umfeld in den Blick. Sie frage, wie sich Armut, Mehrfachbelastung durch Erwerbsarbeit, Sorgearbeit und emotionale Verantwortung auf die Gesundheit auswirkten. Und: Sie erkenne Unterschiede an - "ohne zu werten und stellt entsprechende Ressourcen zur Verfügung".
Bei der von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) in Kooperation mit der kfb Südtirol veranstalteten Sommerstudientagung finden im Sinne einer ganzheitlichen Frauengesundheit Vorträge und Workshops zu frauenspezifischer Bewegung, hormonellem Gleichgewicht, biblischen Heilungsgeschichten oder Achtsamkeit und Körperarbeit statt. Irene Vieider, Gastgeberin und Vertreterin der kfb Südtirol, betonte in ihren Eröffnungsworten die Bedeutung von Begegnung, Austausch und gegenseitiger Stärkung unter Frauen - über regionale und nationale Grenzen hinweg.
Das Team des Diözesanen Arbeitskreises Homosexuellenpastoral (DAHOP) Innsbruck führt einen Workshop zur queersensiblen Pastoral im Sinne des "Prädikats a+o - akzeptierend und offen" durch. Eröffnet wurde die Tagung am 16. Juli mit Impulsvorträgen zu Gendermedizin und aktuellen Erkenntnissen in der Frauengesundheit. Ein kultureller Höhepunkt ist das Forumtheater "Das Kuchenstück", das sich dem Thema Verteilungsgerechtigkeit widmet, wie die kfbö informierte.
Quelle: kathpress