
Sozialethiker: Unsolidarische Politik ist unsachgemäß und "dumm"
Scharfe Kritik an einer um sich greifenden und unsolidarischen "Wir-zuerst"-Politik hat der Sozialethiker und Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), Markus Schlagnitweit, geübt. Aus der Perspektive der Katholischen Soziallehre und ihres Verständnisses von Solidarität sei "unsolidarische Politik (...) nicht nur unsachgemäß, sondern schlichtweg kurzsichtige, wenn nicht sogar dumm", schreibt Schlagnitweit in einem aktuellen Blog-Beitrag auf der Website der ksoe.
Die Katholische Soziallehre verstehe Solidarität "jenseits aller emotionalen, ideologischen und moralischen Aufladung" als ein "Seins-Prinzip", d.h. als eine Lebensform des Menschen in Gesellschaften, in denen er notwendig aufeinander verwiesen sei. Ein Prinzip also, das man "nicht einfach 'wegreden'" könne. Schlagnitweit: "Demnach leben alle Menschen auf demselben begrenzten Planeten Erde und sind alleine schon aufgrund dieser Tatsache in irgendeiner Weise miteinander verbunden, voneinander abhängig - und füreinander verantwortlich. Die Menschheit muss folglich als umfassender Haftungsverbund begriffen werden, und auf Basis dieses Befundes kann es auf dieser Welt gar kein gutes Zusammenleben geben (im Sinne von gerecht, friedlich und dauerhaft), wenn nicht in einem solidarischen Ordnungsrahmen."
Den Anlass für die Erinnerung an die Bedeutung des Solidaritätsbegriffs sah der Sozialethiker in dem aktuellen "weltpolitischen Grundproblem" einer anhaltenden "Erosion internationaler Ordnungsrahmen". Diese zeige sich nicht nur in der einer verstörenden Politik der USA seit der zweiten Amtszeit von Donald Trump, sondern auch in anhaltenden Menschenrechtsverletzungen durch Kriege, im Rückzug der USA aus internationalen Programmen sowie in der fehlenden Anerkennung des Internationalen Strafgerichtshofes.
Eine Aushöhlung des Solidaritätsbegriffs zeige sich aber auch darin, dass immer weniger Staaten - darunter Österreich - ihren erklärten budgetären Selbstverpflichtungen etwa im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit nachkämen. So werde Solidarität zur politischen Verschubmasse - "von den kleingeistig-nationalistischen Exit-Bewegungen über egomanische 'Wir-zuerst'-Populisten bis hin zur Neigung der militärischen und wirtschaftlichen Großmächte, überhaupt nur noch als 'souverän' anzuerkennen, wer imstande ist, seine Eigeninteressen durchzusetzen". (Blog-Beitrag im Volltext: https://www.ksoe.at/blogbeitraege/154331/das-ende-der-solidaritaet)
Quelle: kathpress