
Gedenkportal erinnert an katholische Stimmen im NS-Widerstand
Das digitale NS-Gedenkportal "gedenkort.at" widmet sich seit mehr als einem Jahr der Erinnerung an Opfer und Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische Regime in Österreich. Neben kommunistischen und jüdischen Widerstandsgruppen rückt das vom Verein "Modern Society" und vom "Denkmalbauverein Katholiken im Widerstand" betriebene Portal verstärkt auch das Wirken christlicher Persönlichkeiten und katholischer Gruppen in den Fokus. Ein herausragendes Beispiel ist dabei der Journalist und katholische Verbandsfunktionär Friedrich Funder (1872-1959), der in der Videoreihe des Portals von Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), präsentiert wird.
Funder, der bereits vor der NS-Zeit als Chefredakteur der christlichsozialen "Reichspost" tätig war, stellte sich dem Regime konsequent entgegen. Nach der Annexion Österreichs wurde er mehrfach inhaftiert und überlebte Konzentrationslager wie Dachau und Flossenbürg. Funder engagierte sich im katholischen Widerstand und versuchte, Friedensvermittlungen über den Vatikan anzubahnen. Nach 1945 war Funder maßgeblich am Wiederaufbau des katholischen Journalismus in Österreich beteiligt, u.a. durch die Gründung der "Furche" 1945 als "kulturpolitische Wochenschrift" und des "Österreichischen Fachmedien- und Zeitungsverbands".
Durch seinen damaligen Einsatz wirke der 1959 verstorbene Publizist bis heute, befand Grünberger. Auch das "Eintreten für journalistische Verantwortung und christlichsoziale Werte" hob der VÖZ-Geschäftsführer hervor. Letzteres habe posthum zur Gründung des Friedrich-Funder-Instituts zur Journalistenausbildung geführt. Seine Lebensgeschichte und sein Schicksal zeigten eindrücklich, "wie unabdingbar Presse- und Meinungsfreiheit für unser demokratisches Zusammenleben sind".
Verfolgte Ordensleute
Auch die Ordensschwester Maria Immaculata Schleimer (1913-1994) wird als beispielgebende Akteurin im katholischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus genannt. Als Mitglied der Töchter der göttlichen Liebe vervielfältigte sie regimekritische Flugblätter und verteilte sie trotz der Gefahr der Verhaftung. Wegen des Hörens verbotener Radiosendungen von Radio Vatikan und der Verbreitung von Schmähgedichten wurde sie 1939 von der Gestapo festgenommen und verbrachte mehr als ein Jahr in Gefängnissen. Nach ihrer Entlassung blieb sie eine engagierte Pädagogin und setzte sich auch in der Nachkriegszeit für die Erinnerung an die Verfolgten ein.
Der Jesuitenpater Anton Pinsker (1906-1989) setzte sich als Jugendseelsorger und später dann als Pfarrer gegen die nationalsozialistische Vereinnahmung der Jugend ein. 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet, wegen Hochverrats zu Haft verurteilt und nach der Freilassung des Gaues Salzburg verwiesen. Nach dem Krieg trug er wesentlich zum Wiederaufbau kirchlicher Strukturen bei und war lange Jahre als Provinzial der Jesuiten tätig.
Das Portal "gedenkort.at", getragen vom Verein "Modern Society" und in Kooperation mit kirchlichen Archiven und Organisationen, bietet neben Textbiografien auch Podcasts und Videobeiträge mit prominenten Stimmen aus Kirche, Politik und Gesellschaft. So erinnert etwa auch Caritas-Europa-Präsident Michael Landau in Videos an das Vermächtnis katholischer Widerstandskämpfer. Die Angebote sind in mehreren Sprachen verfügbar und machen die Erinnerung an die christlichen Opfer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus auch international zugänglich. (Weitere Informationen unter www.gedenkort.at, Podcast unter podcast.gedenkort.at, YouTube Kanal: www.youtube.com/@gedenkort-at).
Quelle: kathpress