
OÖ: Evangelisches Museum Rutzenmoos besteht seit 25 Jahren
Das evangelische Museum in Rutzenmoos in Oberösterreich feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Untergebracht in der alten Evangelischen Schule der Toleranzgemeinde Rutzenmoos - die inzwischen umfassend modernisiert und erweitert wurde -, zeichnet das Museum die Geschichte der evangelischen Kirche in Oberösterreich von den Anfängen bis in die Gegenwart nach.
Als vor rund 30 Jahren damalige Proponenten der Evangelischen Kirche in Oberösterreich beim Land um finanzielle Unterstützung ansuchten, habe man vom zuständigen Landesrat zu hören bekommen: "Für ein weiteres Dreschflegelmuseum bekommt ihr von mir keinen Schilling. Machts was G'scheites." Dieses Bonmont erzählt der frühere evangelische Pfarrer und Historiker Günther Merz gerne, der von Anfang an bei der Konzeption und Umsetzung des Museums dabei war. "Also haben wir was G'scheites gemacht", bilanzierte Merz schließlich dieser Tage im Rahmen einer von Kathpress und dem Evangelischen Pressedienst epd organisierten Presseführung.
Wie Merz betonte, beginnt die Geschichte der Evangelischen Kirche freilich nicht - wie man vielleicht meinen könnte - mit Martin Luther. Deshalb ist auch der erste Teil des Museums, untergebracht in einem mulitmedialen Raum im Untergeschoss, der Geschichte des Christentums von den Anfängen bis zur Reformation gewidmet. Nach 1.500 Jahren im Untergeschoss geht es dann aber einen Stock höher gleich einmal mit Luther und weiteren Reformatoren zur Sache. Die Zeitreise führt über die kurze starke Präsenz der Evangelischen in Oberösterreich, die Bauernkriege und die Gegenreformation, die Zeit des Geheimprotestantismus bis zum Toleranzpatent Kaiser Josephs II. und dem Wiederaufleben der Kirche bis in die Gegenwart.
Ein Raum im Museum ist dem Bauernkrieg von 1626 bzw. seinem Vorspiel, dem Blutgericht auf dem Haushamerfeld 1625, gewidmet. Ein besonders tragisches Kapitel der protestantischen Geschichte, das heuer und im kommenden Jahr im Zentrum zahlreicher Initiativen in Oberösterreich steht.
Sonderausstellung über Kinderbibeln
Immer wieder versuchen die Museumsverantwortlichen auch mit Sonderausstellungen Besucherinnen und Besucher anzulocken. Vor zwei Jahren spürte eine Ausstellung etwa der Auswanderung bzw. Vertreibung und Deportation der Evangelischen nach. Die aktuelle Sonderausstellung beschäftigt sich mit Kinderbibeln. Zur Ausstellung gab und gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Kinderworkshops oder Schreibwerkstätten. Auch eine umfangreiche Publikation zum Thema ist erschienen.
Eine besondere Freude sei es, so der oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner in seinem Vorwort zur "Toleranz"-Sonderausgabe, dass die erste Kinder-Bibel, die diesen Titel trägt, aus Oberösterreich stammt und 1570 vom evangelischen Steyrer Pfarrer Basilius Camerhofer verfasst wurde. Damit habe Oberösterreich einen speziellen Platz in der Geschichte der Kinderbibeln.
Eine Kinderbibel zu verfassen sei freilich alles andere als einfach, so der Superintendent. Diese müsse Texte und Erzählungen aus der Fülle der ganzen Bibel auswählen. Damit verbunden sei die Frage, was man Kindern zumuten könne und und was nicht? "Im Zentrum des Neuen Testaments steht das Kreuz Jesu. Und auch im Alten Testament stellt sich diese Frage vielfach: beim Brudermord (Kain und Abel), bei der Sintflut, bei der Opferung (oder Bindung) Isaaks, etc. Wie erzählt man diese Geschichten, ohne sie einerseits zu verharmlosen, oder andererseits unkommentiert zu lassen?" Sei eine Auswahl erst einmal getroffen, gehe es um eine sprachliche Transformation. Und schließlich stelle sich die Frage der Illustration. All diesen von Lehner aufgeworfenen Fragen spüren die Sonderausstellung in Rutzenmoos und auch der "Toleranz"-Sonderband nach.
Ehrenamtliche Verdienste
Dass es das Museum überhaupt (noch) gibt, ist vor allem den vielen Ehrenamtlichen zu verdanken, die sich im Museumsverein engagieren. Rund 25 Personen sind es, die unter der Leitung von Renate Bauinger den Betrieb aufrechterhalten. Mit den Eintrittsgeldern, Verkäufen von Büchern, Spenden und so manchen Subventionen der evangelischen Diözese und projektbezogen manchmal auch von Land Oberösterreich hält sich das Museum finanziell so einigermaßen über Wasser. Ohne die Ehrenamtlichen wäre vieles freilich nicht möglich, erzählt Bauinger, die auch Superintendentialkuratorin für Oberösterreich ist.
Noch bis 31. Oktober gibt es im Museum ein vielfältiges Kultur-, Kinder- und Schulprogramm. (Infos: https://museum-ooe.evang.at)
Quelle: kathpress