
Bischof Schwarz: Nicht an irdischen Dingen kleben
"Altern im Glauben bedeutet, sich aufzumachen und nicht an der Heimat und den irdischen Dingen zu kleben." - Das schreibt der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz in einem Beitrag im neu erschienenen Buch "Lebenskunst Älterwerden" über die Ausrichtung des alternden Menschen auf das Leben danach. In der aktuellen Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" wurde mit Blick auf den katholischen Welttag der Großeltern und älteren Menschen am kommenden Sonntag ein Auszug aus Schwarz' Text veröffentlicht.
Ein auf Transzendenz hin ausgerichteter Mensch achte auf seinen alternden Körper, bleibe jedoch in der Seele jung und lebendig, "weil es die Seele ist, die ihn in das neue Leben bei Gott begleiten wird", so der Bischof. Damit diese vielleicht letzte Herausforderung des irdischen Daseins gut gelingen kann und versöhnt hinüberführt in die zeitlose Ewigkeit, brauche es die Einsicht, "dass das Erfüllen von Leistung, Gesundheit oder dem Zwang nach Konsum nicht das Letzte oder das Eigentliche am Ende des Lebens sein kann". Das sei kein leichter Weg, räumt der Bischof ein, "denn die Gesellschaft signalisiert dem alternden Menschen ein anderes Bild".
Das Leben arte oft aus zu einer "permanenten lebenslangen Leistungsshow". Freilich brauche es fleißige und leistungsstarke Menschen, die in der Welt ihre Talente, ihr Wissen und Können unter Beweis stellen. Doch der Glaube, "dass der Mensch die erbrachte Leistung ist, sei es in Beruf, im Sport im persönlichen Gesundheitswahn, der ewigen Jugend durch Schönheitsoperationen und so fort, führt den Menschen in die Irre", so der Bischof.
Irgendwann im Leben sollte der Punkt kommen, an dem der Mensch aus dem "Ich kann" seines Lebens die Suche nach dem "Ich bin" startet, "weil er damit die Beziehung zu Gott aufnimmt", schreibt Schwarz.
Der alternde Körper finde sein Pendant "in seinem alternden Selbst, der reifen Seele", so Schwarz weiter: "Während das reife Alter des Körpers zugeht auf das Sterben und Loslassen des irdischen Daseins, drängt die reife Seele hin auf das Überschreiten der Grenzen vom Irdischen hinein in die Transzendenz." Hier würden zwei diametral völlig unterschiedliche Prozesse in ein und demselben Körper geschehen: "Das Zugehen auf den Tod der körperlichen Materie und das Hineinwachsen in das ewige Leben des inneren Selbst, der reifen Seele." Der gläubige, alternde Mensch schwebe gleichsam zwischen zwei Polen, dem irdischen Sterben und dem Leben in Ewigkeit.
Bischof Schwarz: "Ein auf Transzendenz ausgerichteter alternder Mensch erkennt darin eine völlig neue Lebensausrichtung im Alter. Er darf lernen, das Irdische loszulassen, weil ihn das Neue, das Leben bei Gott erwartet."
Am Sonntag feiert die katholische Kirche den Welttag der Großeltern und älteren Menschen. Der kirchliche Tag, der jeweils am letzten Sonntag im Juli begangen wird, war 2021 von Papst Franziskus eingeführt worden, der im Februar auch noch das Motto für die diesjährige Feier bekanntgegeben hatte: "Selig, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben" heißt es, in Bezugnahme auf das Motto des laufenden Heiligen Jahres, "Pilger der Hoffnung". Die katholische Kirche will damit eine Gelegenheit schaffen, um über den unschätzbaren Wert der älteren Generation in Kirche und Gesellschaft nachzudenken.
(Buchtipp: "Lebenskunst Älterwerden. Licht und Schatten des Alterungsprozesses". Hrsg.: Rudolf Likar, Georg Pinter, Walter Müller, Dieter M. Schmid; Springer Verlag 2025)
Quelle: kathpress