
Katholische Aktion kritisiert Polizeieinsatz am Gedenkort Persmanhof
Als "gesellschafts- und demokratiepolitisch sehr bedenklich", hat Rolanda Honsig-Erlenburg, Präsidentin der Katholischen Aktion der Diözese Gurk (KA), den Polizeieinsatz beim Gedenk- und Lernort Persmanhof in Kärnten am vergangenen Wochenende bezeichnet. Dass auf vermutete Verwaltungsübertretungen - wie Verstöße gegen das Campinggesetz - mit einem derart massiven Aufgebot reagiert werde, sei "nicht nur aus christlicher Sicht untragbar und unsensibel", so Honsig-Erlenburg in einer Stellungnahme am Dienstag. Auch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), die KZ-Gedenkstätte Mauthausen (MM) und das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) äußerten in einer gemeinsamen Erklärung "große Besorgnis" über den Vorfall.
Anlass war eine Kontrolle eines Jugendbildungs-Camps des "Klubs slowenischer Studierender in Wien" am Sonntag (27. Juli), bei der laut Medienberichten rund 30 Polizisten, ein Hubschrauber, Drohnen, sowie auch Vertreter der Bezirkshauptmannschaft und der Sondereinheit Cobra im Einsatz waren. An dem Jugend-Bildungscamp sollen etwa 60 Personen teilgenommen haben. Auf dem Persmanhof fand am 25. April 1945 ein Massaker an elf Zivilisten, darunter sieben Kindern, statt, verübt von einer Spezialeinheit des SS-Polizeiregiments. Heute ist der Hof in Bad Eisenkappel ein Museum und eine Gedenkstätte.
Gerade an einem Ort wie dem Persmanhof müsse mit besonderer Sorgfalt und Respekt agiert werden. Bildungsformate wie das Camp seien "wichtige Beiträge, damit sich solche Menschenrechtsverletzungen niemals wiederholen", so die KA-Präsidentin. Die Teilnehmenden seien zudem "junge Menschen" gewesen, die "gemeinsam darüber nachdenken und sich engagieren, dass solche Menschenrechtsverletzungen und Massaker niemals mehr geschehen dürfen, wie sie vor 80 Jahren an diesem Ort stattfanden". An dem deklarierten "Lern- und Erinnerungsort" sollte man mit jungen Menschen "in angemessener Weise das Gespräch suchen" und auch Jugendcamps - "natürlich unter Achtung gesetzlicher Rahmenbedingungen" - ermöglichen, betonte Honsig-Erlenburg.
Ein "hochsensibler Ort"
Der Persmanhof sei ein "hochsensibler Ort", so auch DÖW-Leiter Andreas Kranebitter. Polizeieinsätze hätten dort "nichts verloren, außer es geht um den Schutz der Einrichtung und ihrer Besucher:innen". Die Institutionen DÖW, MKÖ und MM würdigten auch das Team des Museums, das "seit Jahrzehnten großartige und wichtige Aufklärungsarbeit zu den nationalsozialistischen Verbrechen" leiste. Das Jugendcamp sei zudem im Vorfeld mit den Betreibern abgestimmt gewesen und wurde noch im April mit dem Ernst-Kirchweger-Preis für antifaschistische Bildungsarbeit ausgezeichnet.
Der Umfang des Einsatzes werfe auch Fragen hinsichtlich der Verhältnismäßigkeit auf: So würden die angeführten Gründe - etwa Verstöße gegen Natur- oder Campingrecht sowie ein angeblich "sittenwidriger Umgang mit der Gedenkstätte" - die Irritationen nicht ausräumen, hieß es in der Erklärung. "Wir fordern eine lückenlose Aufklärung des Vorgehens", betonten DÖW, MKÖ und MM. Auch der KZ-Verband, das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroka und das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) unterstützen die Forderung.
Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, zeigte sich über das "kolportierte Vorgehen" der Polizei "zutiefst irritiert". Will Mernyi, Vorsitzender des MKÖ, sprach von einem "traurigen Bild", das Österreich an diesem Wochenende abgegeben habe: Während am Samstag Rechtsextreme durch Wien zogen, sei am Sonntag ein antifaschistischer Gedenkort polizeilich gestört worden. "Solche Aktionen untergraben unsere jahrelangen Bemühungen eines würdigen Aufklärens und Gedenkens", so Mernyi wörtlich.
Quelle: kathpress