
Bischof Glettler mit scharfer Kritik an Kunstwerk mit Trump am Kreuz
Das Kunstwerk "Saint or Sinner" von Mason Strom, das ab dem 6. September in der Galerie "Gleis4" am Bahnhof in Basel US-Präsident Trump am Kreuz zeigt, sorgt für Empörung. So hat unter anderem auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler das Kunstwerk auf Anfrage des Schweizer Internetportals kath.ch scharf kritisiert. Er finde das Werk "schlichtweg abartig" so der Bischof: "Daran ist einfach nichts erkennbar, was nur irgendwie Sinn machen würde."
Glettler weiter wörtlich: "Oder möchte man die Machtgier des egomanen Dealmakers aus Washington noch mit dem zentralen christlichen Symbol steigern? Trump als Erlöser ans Kreuz geschnallt oder als Märtyrer in den orangen Klamotten eines Häftlings kurz vor der Hinrichtung? Ja, bitte, geht's noch?! (...) Oder möchte man etwa die obsessive Selbstüberschätzung, die Trump täglich unter Beweis stellt, auf eine ironische Ebene heben? Wenn schon, dann bleibt die Frage, mit welchen Mitteln?"
An dem Werk Stroms sei "alles, aber tatsächlich alles, eine spekulative Geschäftsmache, die jede Form der Achtsamkeit vor religiösen Symbolen verloren hat". Wirklich verwerflich sei zudem die Spekulation mit der erhofften Empörung derer, "die an die Botschaft Jesu und an seine befreiende, absolut gewaltfreie Hingabe am Kreuz glauben". Dem widerspreche in fast allen Belangen die aktuelle Performance des Präsidenten der Vereinigten Staaten, "dessen Unberechenbarkeit und Lügenkonstrukte vermutlich noch weiteres Unheil anrichten werden", so Bischof Glettler. Er ist selbst als Kunstschaffender tätig und für seine vermittelnde Tätigkeit zwischen Kirche und zeitgenössischer Kultur bekannt.
Die Skulptur des britischen Künstlers Mason Storm stellt US-Präsident Donald Trump in orangefarbener Häftlingskleidung dar, festgeschnallt an ein Kreuz, das an Pritschen in US-amerikanischen Hinrichtungszellen erinnert. Nach Angaben der zuständigen Galeristin Melanie Breznik soll das Werk Betrachterinnen und Betrachter dazu anregen, sich mit Fragen nach Schuld, Verantwortung und gesellschaftlicher Wahrnehmung auseinanderzusetzen.
Weitere Kritik an Trump am Kreuz
Auch den Schweizer Theologen und Kunstexperten Simon Peng-Keller überzeugt das Kunstwerk nicht. Ihm fehle die kritische Note gegen Donald Trumps verschleiernde Selbststilisierung als Opfer, sagte Peng-Keller dem Portal "kath.ch". Das Werk differenziere nicht, sondern bestätige ein dominantes Narrativ, "das sehr fragwürdigen, antidemokratischen Zwecken dient".
Peng-Keller, der an der Universität Zürich lehrt und sich mit Kunst beschäftigt, sprach von einer "kolossalen Fehlbesetzung" mit Blick auf die Botschaft: "Wollte man Donald Trump in der Passionsgeschichte verorten, so wäre sein Platz nicht auf der Seite der Gekreuzigten, sondern auf jener der Vertreter des brutalen römischen Imperiums, die ihre Hände in Unschuld waschen und in ihren Festungen und Palästen Dekrete verfassen, die unzählige Menschen in Armut, Elend und Tod stürzen."
Auch der Titel "Saint or Sinner" sei polarisierend und zu vereinfachend: Er gebe eine Alternative vor, die theologisch keine sei. "Selbst Heilige sind Sünder, und dass besagter Präsident kein Heiliger ist, bestreiten selbst jene nicht, die ihn gewählt haben."
Quelle: kathpress