
Katholische Aktion: "Atomwaffenfreie Welt muss unser Ziel bleiben"
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) hat in einer Erklärung dazu aufgerufen, sich im Einsatz für eine Welt ohne Atomwaffen nicht entmutigen zu lassen. "Eine atomwaffenfreie Welt muss unser Ziel bleiben", betonte die KAÖ im Blick auf das 80-Jahr-Gedenken der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. bzw. 9. August 1945. Am Mittwochabend fand dazu in der Wiener Innenstadt wieder das traditionelle Hiroshima-Gedenken statt, bei dem von kirchlicher Seite der Wiener Superintendent Matthias Geist das Wort ergriff. Heute habe man jede Erinnerung und jede Mahnung dringender nötig denn je. "Neun Staaten, die Atomwaffenarsenale besitzen und diese auch in weiteren gelagert haben, sind eine wahrhaftige Bedrohung für Mensch, Natur und für diese eine Schöpfung", so Geist.
Wenn im Sudan, in Russland und der Ukraine und vor allem im Nahen Osten unablässig Krieg geführt wird, so seien Menschen und lebenswerte Regionen betroffen. Es gehe um das nackte Überleben im Gazastreifen, es gehe um Hungersnot und Menschenleid, es handle sich um "Kriegsführung der miesesten Sorte", so Geist: "Terror und Kriegsführung ergänzen einander in unmenschlicher und schöpfungsbedrohender Weise. Und im Hintergrund steht weiterhin das Nuklearpotential gewisser Staaten."
Er bitte und bete darum, so der Superintendent, "dass Einsicht und Schöpfungsbewusstsein diese Menschen bestimmen mögen. Möge der wirtschaftliche Fortschritt und Kampf nicht mit Zollbestimmungen in absurde Dimension gehoben werden. Möge das narzisstische Aggressionspotential der Machthabenden nicht weiter wachsen."
Besitz von Atomwaffen ist unmoralisch
Die Erinnerung an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki mahne, "sich als Menschen und Christen mit der Existenz von Atomwaffen niemals abzufinden", so die KAÖ-Spitze mit Präsident Ferdinand Kaineder, Vizepräsidentin Katharina Renner und Vizepräsident Thomas Immervoll in ihrer Erklärung.
Es werde von manchen Ländern mehr oder minder offen mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht, die atomare Aufrüstung sei wieder voll im Gang, zeigen sich die drei besorgt und sie erinnern an die Worte von Papst Franziskus bei seinem Besuch 2019 in Hiroshima: "Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist unmoralisch, wie ebenso der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist."
2023 habe der Papst bekräftigt, dass jeder Einsatz von Atomwaffen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei: "Atomwaffen und andere Massenvernichtungswaffen vervielfachen die Gefahr und bieten nur eine Illusion des Friedens."
Zahlen verdeutlichen, warum die Kirche nur ein klares Nein zu Atomwaffen sprechen kann. Bei den Atombombenabwürfen vor 80 Jahren mussten unmittelbar mehr als 200.000 Menschen ihr Leben lassen. Mittel- und langfristig starben etwa noch einmal so viele an den Spätfolgen, u.a. an Krebserkrankungen durch nukleare Strahlung. Heutige Atomwaffen hätten hingegen eine zigfache zerstörerische Wirkung verglichen mit den damaligen Atombomben, heißt es in der KAÖ-Erklärung. Insgesamt gebe es mehr als 12.000 Atomsprengköpfe, mit einer insgesamt 140.000 Mal so hohen Zerstörungskraft.
Wachsende Sorge auch in Österreich
Bei vielen Menschen, auch in Österreich, würden zu Recht Sorge und Angst angesichts dessen wachsen, dass Krieg wieder zunehmend als Mittel der Konfliktlösung angesehen wird. Internationales und völkerverbindendes Recht würden heute immer öfter durch das Recht des Stärkeren ersetzt. In einem Krieg seien aber immer alle Verlierer. Die Katholische Aktion ermutige daher, "sich von Ängsten nicht lähmen zu lassen. Jede und jeder kann etwas zum Frieden beitragen, beginnend im täglichen Zusammenleben, im Bemühen um eine Gesellschaft, die von Gerechtigkeit, Teilhabe und gegenseitiger Achtung getragen ist", so die KAÖ-Spitze. Nachsatz: "Das Gedenken an die Ereignisse in Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren soll uns darin bestärken."
Einer, der sich ebenfalls für eine atomwaffenfreie Zukunft einsetzt, ist der Innsbrucker Theologe, Sozialethiker und Präsident von Pax Christi Prof. Wolfgang Palaver. Er hat im Interview in der Sendung "Religion aktuell" (Mittwoch) davor gewarnt, im Blick auf die bereits vorhandenen Atomwaffenpotenziale einem Fatalismus nachzugeben. Es gelte weiterhin alles zu tun, um internationale Verträge zu schaffen, die Atomwaffen einschränken und letztlich verbieten. Eine atomwaffenfreie Welt anzustreben, sei nicht naiv. Es sei hingegen naiv zu glauben, dass es nicht doch einmal zum Einsatz dieser Waffen kommt, solange sie vorhanden sind.
Am Samstag, 9. August, wird um 20 Uhr mit einer traditionellen Buddhistischen Lichterzeremonie bei der Wiener Friedenspagode der Opfer von Hiroshima und Nagasaki gedacht (Wien-Leopoldstadt, Hafenzufahrtsstraße, Bus 80B). In Melk findet am Samstag von 10 bis 13 Uhr eine Gedenkaktion zu Hiroshima und Nagasaki in der Fußgängerzone vor dem Rathaus statt.
(Infos: www.hiroshima.at)
Quelle: kathpress