
Erfolgsautor Janisch: Habe guten Speicher für Kindheitsgefühle
Er glaube, "über einen guten Speicher zu verfügen, was meine Kindheitsgefühle angeht": Dies und eine gute Beobachtungsgabe sind laut dem erfolgreichen Kinderliteraturautor Heinz Janisch Gründe dafür, warum das Schreiben nach 200 Büchern für ihn immer noch spannend ist. Im Interview der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 7. August) gibt der aus dem Burgenland stammende Hans-Christian-Andersen-Preisträger u.a. Auskunft über seine Anfänge in der Pfarrbücherei, seine ihn prägende Mitarbeit in der katholischen Kinderzeitschrift "Weite Welt" und sein Selbstbild als spiritueller Mensch. In seinem jüngsten Werk "Das Buch der Anfänge", ermuntert Janisch dazu, selbst Geschichten zu erzählen: "Damit unsere Phantasie nicht zu schläfrig wird und weil das Empathie weckt für andere."
Er sei in einem kleinen Dorf im Südburgenland in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, berichtete der 1960 geborene Schriftsteller: "Wir hatten ganz wenige Bücher, meine Eltern hatten kaum Geld. Aber mein Vater hat sich manchmal von der Pfarrbücherei Bücher ausgeborgt, was mich beeindruckt hat. Er hat mir eine Jahreskarte für die Bücherei geschenkt, dieser Ausweis war ein bisschen wie der Sheriff-Stern." Durchs Lesen sei er zum Schreiben gekommen, ausgehend vom Schlusssatz vieler Märchen: "Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute." Dazu habe Janisch Fortsetzungen geschrieben: Die Betreffenden gingen ins Kino, aßen eine Pizza, machten eine Weltreise - Geschichten, die sein Vater abtippte und an Kinderzeitschriften schickte. Manches wurde abgedruckt und weckte beim jungen Heinz Stolz und die Lust, Schriftsteller zu werden.
Ein Studentenjob führte Janisch zur katholischen Kinderzeitschrift "Weite Welt", die für ihn zur "Eintrittskarte in die Welt der Kinderliteratur" wurde. Seine Chefredakteurin war Lene Mayer-Skumanz, selber eine erfolgreiche Kinderbuchautorin, die ihn ermutigte, Geschichten zu schreiben.
Geschichten der Bibel neu erzählt
Prägend dafür, in seinen Büchern immer wieder das Thema Spiritualität aufzugreifen, sei die Nähe zur Kirche gewesen: "Mein Großvater war Mesner, ich durfte mitgehen, wenn er die Kerzen angezündet, das Tor aufgesperrt oder die Glocken geläutet hat, und mit einem Staubwedel den Engeln die Flügel abstauben. Ich bin im Kirchenraum ein bisschen aufgewachsen, war auch Ministrant." Davon habe er sich später entfernt, sei beim Schreiben aber wieder auf die Geschichten der Bibel gekommen und habe diese neu erzählt. Janisch: "Ich würde sagen, ich bin ein spiritueller Mensch, aber mein Glaube hat sich verändert, ich sehe das jetzt ein bisschen anders, in einem weiteren Raum. Aber ich glaube schon, dass es etwas gibt, das mich stützt, trägt und begleitet."
Gute Literatur fördert nach Janischs Überzeugung auch Empathie. Wer Geschichten oder Bücher liest, schaue in die Seelenwelten von anderen: "Was denkt der, warum fürchtet sich der, wovor hat er Angst?" Wahrzunehmen, wie es anderen Leuten geht, habe auch eine politische Dimension, erklärt der Schriftsteller. Es bewirke, "dass du einfach viel mehr den Kopf hebst und viel mehr nachdenkst, was alles möglich ist und viel mehr Perspektiven siehst".
Das gesamte Interview von Monika Fischer mit dem vielfach ausgezeichneten Heinz Janisch ist am Montag, 11. August, um 17:30 Uhr auf "radio klassik Stephansdom" zu hören. (Info: radioklassik.at)
Quelle: kathpress