
Jägerstätter-Biografin: Schützengräben verletzen Menschenwürde
An die Begründung der Seligsprechung des oberösterreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätters durch Papst Benedikt XVI. hat dessen Biografin Erna Putz erinnert. Im Rahmen der jährlichen Gedenkveranstaltung für den am 9. August 1943 von den Nazis hingerichteten Märtyrer zitierte die Historikerin in Jägerstätters Heimatort St. Radegund den deutschen Papst: "Er hat sein Leben hingegeben in hochherziger Selbstverleugnung, mit aufrichtigem Gewissen in Treue zum Evangelium und für die Würde der menschlichen Person."
Putz verwies dazu auf viele Bekenntnisse ehemaliger Weltkriegssoldaten bei Jägerstätter-Gedenktagen, es dürfe "nie wieder Krieg" geben. Von dieser Überzeugung hätten sie ihr Leben lang Zeugnis gegeben. Denn wer diesen Gräuel selbst miterlebt habe, wisse: "Wird die Würde der menschlichen Person irgendwo schwerer infrage gestellt als im Schützengraben?"
Der tiefgläubige Innviertler Bauer und Mesner Franz Jägerstätter habe sich seine Entscheidung, sich dem Angriffskrieg Hitler-Deutschlands zu verweigern, nicht leicht gemacht, erinnerte die Historikerin. In einem in letzter Zeit aufgetauchten Text habe Jägerstätter erklärt, wie er zur Überzeugung kam, dass es religiös erlaubt ist, der weltlichen Obrigkeit in der Frage des Wehrdienstes den Gehorsam zu verweigern. Davor sei er immer der Ansicht gewesen, der weltlichen Autorität grundsätzlich gehorsam sein zu müssen, auch wenn diese nicht christlich sei. Diese seine Haltung habe sich nach dem "Anschluss" Österreichs an das einer verbrecherischen Ideologie anhaftenden Dritte Reich geändert. Auch der "Ausweg", das Mitlaufen als Vaterlandsverteidigung zu betrachten, galt für Jägerstätter nicht mehr. Es gebe Dinge, wo man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen - aufgrund des Gebotes "Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst", umschrieb Erna Putz die Glaubensüberzeugung, für die Jägerstätter schließlich den Märtyrertod in Kauf nahm.
Jährliches Gedenken um den 9. August
Anlässlich des 82. Todestages des Seligen Franz Jägerstätter (1907-1943) findet am 8. und 9. August in seinem oberösterreichischen Heimatort St. Radegund das jährliche internationale Gedenken statt. Die Feierlichkeiten sind seit 1983 ein fester Bestandteil der Erinnerung an den NS-Kriegsdienstverweigerer. Am Freitagabend bildete ein Abendgebet in der Pfarrkirche St. Radegund den Auftakt. Nach den Ausführungen von Erna Putz sprach der Sozialethiker und Präsident von Pax Christi Österreich, Wolfgang Palaver, am Samstagvormittag zum Thema "Menschenrechte und Demokratie unter Druck - Widerstandskraft aus der christlichen Friedensethik". Nach den Vorträgen startet um 13.30 Uhr die traditionelle Fußwallfahrt von Tarsdorf nach St. Radegund. Um 16 Uhr wird in der dortigen Pfarrkirche eine Andacht zur Todesstunde Jägerstätters gehalten. Den Abschluss bildet am 9. August um 19.30 Uhr ein Gottesdienst mit einer Predigt des Linzer Diözesanbischofs Manfred Scheuer, gefolgt von einer Lichterprozession zur Grabstätte des Seligen.
Der Innviertler Landwirt, Mesner und Familienvater Franz Jägerstätter hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet. Der Vatikan bestätigte am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium von Franz Jägerstätter. Die Seligsprechung erfolgte am 26. Oktober 2007 unter Bischof Ludwig Schwarz im Linzer Mariendom. Der liturgische Gedenktag Franz Jägerstätters ist sein Tauftag, der 21. Mai. (Infos: www.jaegerstaetter.at)
Quelle: kathpress