
Grünwidl: Langes Warten auf neuen Bischof nichts Ungewöhnliches
Der Apostolische Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, hat um Verständnis für das lange Warten auf einen neuen Wiener Erzbischof gebeten: Er frage sich zwar auch, "warum das so lange dauert" - zugleich aber sei es wichtig, "dass ein guter Bischof gefunden wird". Und wenn das augenscheinlich länger dauert, "dann kann ich gut damit leben", sagte Grünwidl am Donnerstagabend in der ZIB 2. Außerdem seien solche Wartefristen nichts Ungewöhnliches: Nach der Emeritierung von Kardinal Franz König habe es etwa ein Jahr gedauert, bis ein Nachfolger ernannt war; in der Diözese Innsbruck habe man fast zwei Jahre auf einen neuen Bischof gewartet.
Grünwidl wiederholte zudem, dass er von einer Ernennung eines neuen Erzbischofs bis Ende des Jahres ausgeht. Denkbar sei auch eine Ernennung im Zuge der nächsten Zusammenkunft der Kardinäle nach der Sommerpause Mitte September. Im Jänner würde sich sein Mandat jähren. Bei Überschreiten dieser Frist würde es zu einer Ausweitung der Befugnisse eines Administrators kommen - das wiederum wolle Rom wohl vermeiden. Zur Frage, ob er im Falle einer Ernennung seiner Person bei seinem Nein bleiben würde, sagte Grünwidl: "Ich habe deutlich gesagt, dass ich mich nicht in dieser Aufgabe sehe". Sollte der Papst dennoch so entscheiden, "werde ich sehen, wie ich darauf reagiere".
Kirche "in großem Transformationsprozess"
Insgesamt sieht der Wiener Administrator die katholische Kirche in Österreich, aber auch in ganz Westeuropa "in einem großen Transformationsprozess, der rasant vor sich geht": Zum demografischen Wandel mit rückläufigen Geburtenraten komme eine "völlig veränderte religiöse Landschaft" hinzu, in der die Kirchen "nur noch ein Angebot unter vielen" darstellen. Diese Pluralisierung der Wahlmöglichkeiten sei prinzipiell positiv - die Kirche tue sich aber nach dem Ende einer "christlich-katholischen Monokultur" noch schwer mit dieser neuen Situation.
Grünwidl: "Wir müssen da nicht alles neu erfinden. Schließlich haben wir mit dem Evangelium die beste Botschaft, in der es um Frieden, Versöhnung, Gemeinschaft und Hoffnung geht. Und das ist das, was wir heute brauchen. Würden wir das glaubwürdiger und authentischer verkünden, dann hätten wir auch mehr Chancen, mit der Botschaft bei den Menschen anzukommen." In vielen Gemeinden und Gemeinschaften gelinge das schon gut - "aber es gibt auch noch Luft nach oben", räumte Grünwidl ein.
Reif sei die Zeit außerdem für Veränderungen im Bereich der Frauenfrage und des Zölibats, führte der Administrator weiter aus: Da sei zwar bereits einiges "in Bewegung gekommen", verwies Grünwidl auf den noch von Papst Franziskus angestoßenen Synodalen Prozess; es bleibe aber noch vieles zu tun: "Meiner Meinung nach ist es an der Zeit, bei den beiden Themen Frauen in der Kirche und Zölibat Veränderungen einzuleiten". Die ehelose Lebensform für Priester habe es immer schon gegeben und werde es weiterhin geben - "aber freiwillig, nicht verpflichtend. Das wäre mein Zugang."
Quelle: kathpress