
Papst fordert gemeinsame Friedensarbeit von Religionen
Religionsgemeinschaften und Gesellschaft sollen sich gemeinsam für Frieden einsetzen. Das fordert Papst Leo XIV. in einer am Donnerstag veröffentlichten Botschaft an die Teilnehmer des diesjährigen großen Katholikentreffens in Rimini ("Rimini Meeting", 22. bis 27. August). "Dort, wo die Verantwortlichen der staatlichen und internationalen Institutionen offenbar nicht in der Lage sind, Recht, Vermittlung und Dialog durchzusetzen, müssen die Religionsgemeinschaften und die Zivilgesellschaft den Mut zur Prophezeiung aufbringen", so Leo XIV. Dies bedeute, schon jetzt zu sehen, was aus den Trümmern und aus so viel unschuldigem Leid entstehen könne.
Frieden sei keine spirituelle Utopie, so der Papst weiter. "Er ist ein bescheidener Weg, der aus alltäglichen Gesten besteht, die Geduld und Mut, Zuhören und Handeln miteinander verbinden." Jede Gemeinschaft solle ein "Haus des Friedens" werden, in dem die Möglichkeit des Dialogs statt Feindseligkeit vermittelt, und indem Gerechtigkeit praktiziert und Vergebung bewahrt werde.
Die Botschaft geißelt auch die "Götzenanbetung des Profits" sowie Tendenzen der derzeitigen digitalen Revolution, "Diskriminierungen und Konflikte anzuheizen". Eine "entwaffnete und entwaffnende Präsenz von Christen in der Gesellschaft" sei dazu aufgerufen, "Alternativen zu einem Wachstum ohne Gleichheit und Nachhaltigkeit aufzuzeigen", so der Papst.
Meloni, Draghi, Patriarch Bartholomaios
Das "Treffen von Rimini" findet seit 1980 alljährlich im August statt und wird von einer Stiftung im Umfeld der katholischen Gemeinschaft "Comunione e liberazione" veranstaltet. Die einwöchige Veranstaltung ist eine wichtige öffentliche Arena für die italienischen Katholiken. Hier benennen sie ihre Forderungen an Politik und Gesellschaft des Landes; zugleich haben hochkarätige Politikerinnen und Politiker die Gelegenheit, auf dem Forum das Wort zu ergreifen.
Den Auftakt macht am Freitag der frühere EZB-Präsident und italienische Ministerpräsident Mario Draghi mit einer Rede zur Zukunft Europas. Am Dienstag kommt Europaparlaments-Präsidentin Roberta Metsola nach Rimini, am Schlusstag des Treffens am Mittwoch (27.8.) wird die amtierende italienische Regierungschefin Giorgia Meloni erwartet.
Neben zahlreichen Wissenschaftlern, Intellektuellen und Schriftstellern prägen Auftritte hochrangiger Kirchenvertreter das Forum. Am Montag (25.8.) sprechen das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, und der vatikanische "Ökumene-Minister" Kardinal Kurt Koch über das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa (Nizäa). Unter den angekündigten Rednern in Rimini sind auch der italienische Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Matteo Maria Zuppi, der algerische Kardinal Jean-Paul Vesco, der römisch-katholische Bischof von Charkiw-Saporischschja, Pavlo Honcharuk, oder die Präsidentin der Fokolar-Bewegung, Margaret Karram.
Gedenken an Märtyrer von Tibhirine
In seiner aktuellen Botschaft würdigt Papst Leo XIV. auch die Märtyrer von Tibhirine. Die sieben Trappistenmönche, die 1996 von Terroristen aus ihrem Kloster in Algerien entführt worden und die kurz darauf tot aufgefunden wurden, hatten sich trotz des Bürgerkriegs entschlossen, in ihrem Kloster zu bleiben, um inmitten einer islamischen Bevölkerung ein Zeichen für friedliches Miteinander zu setzen. Auf dem "Treffen von Rimini" wird dieses Jahr besonders an sie erinnert. (Infos: www.meetingrimini.org/en/)
Quelle: kathpress