
Innsbruck: Kurienkardinal weiht vier Ordensmänner zu Priestern
Auf ein außergewöhnliches Festereignis bereiten sich derzeit der Jesuitenorden und die Diözese Innsbruck vor: Am Samstag, 6. September, steht in der Innsbrucker Jesuitenkirche die Weihe von vier Ordensmännern zu Priestern bevor. Die Handauflegung mit Gebet bei einem von der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten gestalteten feierlichen Gottesdienst nimmt Kurienkardinal Michael Czerny vor, teilte die Diözese am Freitag mit.
Die Weihekandidaten stehen für "unterschiedliche Berufungsgeschichten für eine Kirche, Kirche, die sich in der Welt engagiert, spirituell verwurzelt ist und den Menschen nahe bleibt"; ihre Weihe sei ein "Zeichen der Hoffnung und des Vertrauens in eine Kirche, die sich den Herausforderungen der Gegenwart stellt", hieß es in der Aussendung. Geweiht werden aus den Reihen der Jesuiten Gerald Baumgartner (31), Manfred Grimm und Daniel Weber, zudem empfängt mit dem in Südindien geborenen Philip Maria-Joseph auch ein Mitglied des Servitenordens das Weihesakrament.
Kurzbiografien der Weihekandidaten
Gerald Baumgartner, geboren 1994 in Schärding, trat 2016 ins Noviziat der Jesuiten ein. Nach Studien in München und einem Sozialjahr im Libanon war er ab 2021 in Homs (Syrien) tätig, wo er in der Jugendarbeit wirkte und nach dem Erdbeben die Nothilfe des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes koordinierte. Seine theologischen Studien schloss er in Innsbruck mit einer Arbeit zur traumasensiblen Seelsorge ab. Seit Mai lebt Baumgartner in Aleppo und arbeitet vor allem mit Jugendlichen, Studierenden und Pfadfindern. Die Diakonenweihe erfolgte am 5. Juli in Homs, nach der Priesterweihe in Innsbruck wird er weiter in Syrien tätig sein.
Manfred Grimm, Geburtsjahr 1992, stammt aus Friedberg in Bayern. Er absolvierte zunächst eine Druckerlehre und das Abitur an einem Spätberufenenseminar, bevor er in das Noviziat der Jesuiten eintrat. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte in München und war in der Jugendpastoral in Hamburg tätig. Seit 2023 gehört er zur Redaktion des Magazins "Jesuiten". Nach dem Theologiestudium in Paris und der Priesterweihe wechselt er nach Wien, wo er künftig in der Seelsorge tätig sein wird und das Kunstgeschichte-Studium weiterführt.
Daniel Weber wurde 1989 im Tiroler Ort Rum geboren und wuchs in Neustift im Stubaital auf. Nach Studien in Philosophie und Politikwissenschaft in Innsbruck und Berlin trat er 2018 in den Jesuitenorden ein. Er arbeitete in der Jugendpastoral in Innsbruck und studierte von 2022 bis 2025 Theologie in Paris. Nach der Priesterweihe wird er in Brüssel ein Masterstudium aufnehmen und an der Jesuitenkirche St-Jean-Berchmans seelsorglich tätig sein.
Philip J. M. Maria-Joseph wurde 1992 in Kalugumalai im indischen Bundesstaat Tamil Nadu geboren. Mit 17 Jahren trat er in den Servitenorden ein, studierte zunächst Mathematik und anschließend Philosophie und Theologie in Rom. Seit 2023 lebt er in Innsbruck und promoviert in dogmatischer Theologie, wo er im vergangenen Dezember zum Diakon geweiht wurde.
Papst-Beauftragter für Heikles
Der Weihespender, Kardinal Michael Czerny (78), ist seit 2022 Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Der in der damaligen Tschechoslowakei geborene und in Kanada aufgewachsene Ordensmann wurde 1973 zum Priester geweiht und war in Lateinamerika, Afrika und Rom in sozialen und entwicklungspolitischen Aufgaben tätig. Seit 2017 arbeitete er in leitender Funktion im vatikanischen Entwicklungsdikasterium, bevor ihn Papst Franziskus zum Präfekten ernannte und 2019 in den Kardinalsstand erhob.
Czerny gilt als international anerkannter Migrationsexperte und wurde vom Papst mehrfach mit heiklen Friedens- und Solidaritätsmissionen betraut, etwa in die Ukraine oder in den Libanon. Sein Engagement gilt insbesondere dem Einsatz gegen Ausbeutung, Menschenhandel und den Folgen ungeregelter Globalisierung.
Vorletzte Weihe für 2025
Priesterweihen finden in der katholischen Kirche traditionell um das Apostelfest Peter und Paul (29. Juni) statt. In Österreich wurde das Sakrament seit Jahresbeginn zuvor nach bisherigem Kenntnisstand 22 Männern gespendet. Nach der anstehenden Weihe in Innsbruck steht schließlich noch die Weihe des gebürtigen Wieners Bernhard Schwarz (36) am 22. November durch Kardinal Christoph Schönborn in der Wiener Kalasantinerkirche bevor. Insgesamt elf der diesjährigen Neupriester gehören einer Ordensgemeinschaft an.
Die katholische Kirche versteht die Priesterweihe als eine der drei Stufen des Weihesakraments (Diakon, Priester, Bischof). Gespendet wird sie durch Handauflegung und Gebet des Bischofs. Die Ausbildung umfasst mehrere Jahre in Seminar oder Ordensgemeinschaft, geistliche Begleitung und das Theologiestudium. Mit der Weihe tritt der Priester in den Dienst der Verkündigung, Sakramentenspendung und Seelsorge und verpflichtet sich zu Gehorsam und lebenslanger Treue zur Kirche.
Quelle: kathpress