Krautwaschl: Bei Klimaschutz ganzheitliche Perspektive beachten
Klimaschutz muss über Fragen der technischen Machbarkeit hinausweisen und eine "ganzheitliche Perspektive" einnehmen, die den Menschen und die Schöpfung zusammendenkt und nicht als Gegenspieler. Denn nur in einer ganzheitlichen, spirituellen Perspektive könne der Mensch seine umfassende, auch zukünftige Generationen umfassende Verantwortung wahrnehmen. Das hat der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl in einem Beitrag für die Zeitschrift "Gesellschaft & Politik" (Ausgabe 1-2/2025) betont. Mit der Enzyklika "Laudato si'" habe Papst Franziskus wichtige Schritte in diese Richtung gesetzt und unter dem Stichwort "Humanökologie" auf diese auch Gerechtigkeitsfragen umfassende Verantwortung für das "gemeinsame Haus" hingewiesen, erinnerte Krautwaschl.
Heute, zehn Jahre nach der Veröffentlichung von "Laudato si'" gelte es mehr denn je, die Erde "nicht nur funktionalistisch auf den Menschen zu beziehen, als nettes Hilfsmittel sozusagen, sondern in ihrem Eigenwert zu sehen" - und den Menschen in seiner existenziellen Verwobenheit mit dieser Schöpfung. In dieser Perspektive werde auch deutlich, dass alle sozialen Fragen letztlich "eingebunden in die Frage von Umwelt und Mitwelt" seien und also nicht gegen Fragen des Klima- und Umweltschutzes ausgespielt werden dürften. Es gebe schließlich nicht zwei Krisen nebeneinander - eine ökologische und eine soziale, sondern "eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise", zitierte Krautwaschl Papst Franziskus.
Vor diesem Hintergrund plädierte der steirische Bischof für eine Erweiterung der bisherigen 17 "Sustainable Development Goals" (SDG): Zu den 17 bekannten Zielen für nachhaltige Entwicklung (keine Armut; kein Hunger; Gesundheit und Wohlergehen; hochwertige Bildung; Geschlechter-Gleichheit; sauberes Wasser und Sanitär-Einrichtungen; bezahlbare und saubere Energie; menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum; Industrie, Innovation und Infrastruktur; weniger Ungleichheiten; nachhaltige Städte und Gemeinden; nachhaltiger Konsum und Produktion; Maßnahmen zum Klimaschutz; Leben unter Wasser; Leben an Land; Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen; Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) sollte laut Krautwaschl "Spiritualität" als eigenes Ziel hinzukommen.

Krautwaschl: "Mir geht es darum, dass bei all den überlebensnotwendigen Zielen auch die ganzheitliche Perspektive eines Lebens in Fülle - darauf zielt ja Spiritualität mit der Suche nach einer Tiefendimension ab - einbezogen wird. Erst dann scheint mir ein gelungenes Leben verwirklicht, so wie Papst Franziskus das in Laudato si' vorgezeichnet hat."
Darüber hinaus regte Krautwaschl eine ökumenische Ausweitung des am 1. September in der Katholischen Kirche begangenen Schöpfungstages an. Ein gemeinsam begangener "Tag des Schöpfers - Tag der Schöpfung" könnte laut Krautwaschl das Anliegen der Schöpfungsverantwortung "weltweit möglichst tief verankern". Seit 2015 ist der ökumenisch begangene "Schöpfungstag" am 1. September offiziell als "Weltgebetstag für die Schöpfung" im katholischen Kalender eingetragen - es fehle aber ein im Jahreslauf verankertes ökumenisches "Fest für den Vater", das helfen könnte, diesen Konnex zwischen praktischer Schöpfungsverantwortung und dem spirituellen Eingedenken in die Verwebung des Menschen mit der Schöpfung zu schaffen.
Quelle: Kathpress
