
Klima-Gipfel: Kirchen wichtige Partner bei ökologischer Transformation
Die Kirchen und Religionsgemeinschaften sind wichtige Partner, wenn es darum geht, die ökologische Transformation voranzutreiben - und dies sowohl auf internationaler als auch nationaler und lokaler Ebene: Das haben Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften bei einem Panel des Wiener Klima-Gipfels am Donnerstag in der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) betont. In Österreich zeige sich dies nicht nur vor Ort in den Pfarren und Gemeinden, die das Thema bereits für sich entdeckt hätten, sondern auch in der ökumenischen Zusammenarbeit, hoben der Wiener diözesane Umweltbeauftragte Markus Gerhartinger und die designierte evangelische Bischöfin Cornelia Richter bei der Tagung "From Climate Crisis to Climate Resilience in Europe at Local and Regional Levels" hervor.
Richter zeigte sich überzeugt, dass Kirchen und Religionsgemeinschaften im Blick auf die anstehende gesellschaftliche Transformation wichtige Orte des Diskurses wie auch der praktischen Begleitung von Menschen auf dem Weg, ihr Leben zu ändern, sein können. Gerade in einer Zeit allgemein schwindender Zuversicht angesichts der Größe der Probleme sei es wichtig, "Räume zu schaffen, in denen Menschen auf der Suche nach Hoffnung freiwillig zusammenkommen". Kirchen könnten solche Räume schaffen, da sie sehr heterogene und zugleich im Kern um ein gemeinsames Anliegen versammelte Menschen zusammenführen, so Richter, die als systematische Theologin an der Universität Bonn lehrt.
Dem stimmte auch der Umweltbeauftragte der Erzdiözese Wien, Markus Gerhartinger, zu: Auf lokaler Ebene seien Pfarren und Gemeinschaften jene Orte konkreter Kooperation und Projekte. Diese reichten von der "klimafitten" Gestaltung von Pfarrfesten bis hin zur Förderung von Biodiversität in der Region, thermischen Gebäudesanierungen und der Bewusstseinsbildung etwa durch Vorträge in den Pfarren. Zugleich räumte Gerhartinger ein, dass es nicht immer ganz leicht sei, Menschen zu finden, die sich dieser Dinge annehmen - auch wenn der Gestaltungsspielraum ein denkbar großer sei. Auf diözesaner und nationaler Ebene seien bereits zahlreiche Schritte in Richtung einer ökologischen Transformation von Kirche vollzogen worden, verwies Gerartinger abschließend auf entsprechende Beschlüsse der Bischofskonferenz zur Reduktion des CO2-Ausstoßes und zum Ausstieg aus klimaschädlichen Investments.
Der argentinische Anthropologe und Mitglied im Rat der PASS, Marcelo Suárez-Orozco, rief in seinem Statement noch einmal die Vision von Papst Franziskus in Erinnerung, der Klimaschutz, gesellschaftliche Transformation und Solidarität mit den am meisten unter dem Klimawandel Leidenden als eine große Aufgabe betrachtet hat. Die ökologische Transformation gelinge nur, wenn damit auch ein Bewusstseinswandel und ein "Wandel der Herzen und ein Wandel unserer Beziehungen untereinander" einhergehe: Dass der Mensch sich als Teil der Schöpfung verstehe und dieser nicht gegenüberstehe. Diesen Wandel zu schaffen, stelle gewissermaßen einen "moralischen Imperativ" der Gegenwart dar, so Suárez-Orozco, der zugleich ankündigte, dass die Päpstlichen Akademien sich auch beim kommenden Weltklima-Gipfel im November im brasilianischen Belem (COP30) einbringen wollen. "Wir würden uns wünschen, dass die Ergebnisse unserer Regional-Gipfel zu Blaupausen werden für internationale Beschlüsse."
Die als Moderatorin fungierende Ordensfrau - und selber Mitglied der PASS -, Sr. Helen Alford, plädierte zum Auftakt der Session für eine Revision des Verständnisses von Freiheit insgesamt: Ein Teil der Klimakrise verdanke sich nämlich einem allein auf Grenzenlosigkeit hin ausgelegten Freiheitsbegriff. "Wir müssen anerkennen, dass unsere Freiheit immer in Relation zur Umwelt und zu den Geschöpfen gedacht werden muss", so die Ordensfrau. Das "gute Leben" bestehe nicht in einer entgrenzten Form der Freiheit, sondern darin, das "gute Leben für alle" als erstrebenswertes Gut zu sehen. An diesem Ziel sollten Religionsgemeinschaften ebenso mitwirken wie an Tagungen wie eben die in Wien ausgetragene, so Sr. Alford.
Quelle: kathpress