
Ars Electronica Linz: Mariendom wird zur Klangbühne
Wenn am Mittwoch in Linz das heurige Ars Electronica Festival eröffnet wird, so stehen der Mariendom und der Domplatz als Klangbühne im Mittelpunkt des Geschehens: Bei freiem Eintritt werden ab 19.30 Uhr zeitgenössische Musik, Orchesterstücke, Chorgesang, Orgelklänge und Performances zu sehen und hören sein. Der japanische Kinder- und Jugendchor "White Hands Chorus Nippon" interpretiert bei der Eröffnung die Europahymne. Die gehörlosen Mitglieder des Chors "übersetzen" dabei Beethovens berühmte Schiller-Vertonung "An die Freude" mit weißen Handschuhen in rhythmisch-performative Gebärdensprache. Im Dom zu sehen sind außerdem Fotos der Fotografin Mariko Tagashira, die den Chor seit Jahren begleitet und die Gesten der Kinder in poetische Lichtbilder übersetzt.
Auch das Kirchenschiff des Mariendoms wird zur "musikalischen Experimentierfläche": Auf mehreren Ebenen des Gotteshauses sollen sich dafür unterschiedliche Klangwelten eröffnen - darunter ein "Parliament of Streams", wo Besucher in die Klangwelt von Flüssen eintauchen können, die durch Wasserkraft verändert wurde; oder das Projekt "Walzersymphonie" - ein von Studierenden internationaler Musikuniversitäten gemeinsam mit dem KI-Kompositionstool "Ricercar" entwickeltes Werk, in dem Themen wie Gender-Bias, Tanzmusik und Desinformation künstlerisch verarbeitet werden. Erste Ausschnitte - darunter ein Orgelstück und eine Operette - werden in Linz präsentiert. Die Uraufführung der vollständigen Komposition findet am 27. November in Wien mit dem Bruckner Orchester Linz statt, das auch bei der Festivaleröffnung Werke von Strauss aufführt, darunter die Ouvertüre zur "Fledermaus" sowie das spätromantische "Traumbild".
Ergänzt wird das Programm durch Caroline Shaws "Partita for 8 Voices", interpretiert von Hiemetsbergers Ensemble, sowie Bachs Toccata in d-Moll auf der Orgel. Außerdem zeigen Navid Navab und Garnet Willis mit "Organism + Excitable Chaos" eine robotergesteuerte Orgelperformance, die klassische Kirchenmusik neu interpretiert. Die Installation ist während des gesamten Festivals im Dom zugänglich.
Das traditionsreiche Ars Electronica Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft findet heuer von 3. bis 7. September an verschiedenen Orten in Linz statt. Es steht unter dem Generalthema "PANIC - yes/no" und widmet sich der Frage, wie Gesellschaften mit Wandel, Unsicherheit und globalen Krisen umgehen. (Infos: https://ars.electronica.art, Programm am Eröffnungsabend: https://ars.electronica.art/panic/de/view/ArsElectronicaOpening-1e338ddb450c8039a0d8dc49a2f57bfc/)
Quelle: kathpress