
Feldkirch: Kirchliches Herbstsymposion im Zeichen der Synodalität
Die Zukunft von Gemeinschaft in Zeiten von Individualisierung und Vielfalt stand im Mittelpunkt des diesjährigen Herbstsymposions der Katholischen Kirche Vorarlberg. Unter dem Titel "Zugehörigkeit und Gemeinschaft als Herausforderung und Verheißung" fand die Tagung am Montag im Bildungshaus St. Arbogast in Götzis statt und markierte den Auftakt ins pastorale Arbeitsjahr 2025/26. Referentinnen und Referenten wie Petra Steinmair-Pösel, künftige Pastoralamtsleiterin der Diözese Feldkirch, sowie der Bregenzer Gemeindeleiter Thomas Berger-Holzknecht beleuchteten Chancen, Spannungen und konkrete Erfahrungen kirchlicher Gemeinschaft. Bischof Benno Elbs feierte mit den Teilnehmenden den abschließenden Gottesdienst und sandte pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Dienst.
Hans Rapp, Leiter des Teams Personal und Entwicklung, sprach in seiner Begrüßung von einer "Identitätsdynamik" als prägendem Megatrend unserer Zeit. Individualisierung und Vielfalt forderten auch die Kirche heraus: "Identität geht nie ohne Gemeinschaft. Und Gemeinschaft ist nicht selbstverständlich - sie muss immer wieder neu gefunden und gestaltet werden", betonte er laut Bericht auf dem diözesanen Online-Portal "www.kath-kirche-vorarlberg.at";.
Die Theologin und Sozialethikerin Steinmair-Pösel, die mit 1. Oktober das Pastoralamt der Diözese Feldkirch von Martin Fenkart übernimmt, bezeichnete Synodalität als "Herzstück eines neuen kirchlichen Stils". Es gehe um eine Form von Gemeinschaft, "die offen und inklusiv ist, die die Würde jedes Einzelnen achtet und auf Teilhabe setzt - und die sich am Auftrag Jesu orientiert". Synodalität bedeute nicht Konfliktfreiheit, sondern das gemeinsame Ringen um Gottes Willen: "Wenn Unterschiede sichtbar werden, dann dürfen sie auch sein. Wichtig ist, weiterhin gemeinsam auf dem Weg zu bleiben und Andersdenkende nicht zu verteufeln."
Mit Blick auf die Diözese Feldkirch verwies Steinmair-Pösel auf bereits bestehende partizipative Prozesse wie den "Stärkenkompass" oder die "Wege der Pfarrgemeinden": "Synodalität ist bei uns vielfach implizit schon gewachsen." Nun gehe es darum, diese Erfahrungen in den weltweiten Lernprozess einzubringen.
Gemeindeleiter Berger-Holzknecht stellte die konkrete Erfahrung von Gemeinschaft in den Mittelpunkt: "Wir unterscheiden uns im Alter, in Lebensformen, in unseren Aufgaben - und doch sitzen wir hier zusammen. Gemeinschaft entsteht nicht von selbst, sondern immer in der Spannung zwischen Anspruch und Realität." Er verwies zugleich auf gesellschaftliche Tendenzen zur Abschottung: "Die Diversität nimmt zu, gleichzeitig ziehen sich Menschen in Blasen zurück. Grenzen zwischen 'innen' und 'außen', 'Freund' und 'Feind' werden höher."
Das Herbstsymposion bot neben Vorträgen auch die Möglichkeit zur praktischen Übung: In Kleingruppen wurde die Methode des geistlichen Gesprächs praktiziert - mit Stille, achtsamem Zuhören und dem Teilen persönlicher Erfahrungen. "Synodalität ist kein Programm, das man einfach abspulen kann. Es ist eine geistliche Haltung, die uns lehrt, im anderen ein kleines Wort Gottes zu erkennen", fasste Steinmair-Pösel zusammen.
Quelle: kathpress