
Fairtrade: Klimakrise und EU-Verordnung prägen Zukunft des Kaffeesektors
Fairtrade Österreich hat kurz vor dem internationalen "Tag des Kaffees" am Mittwoch (1. Oktober) auf die wachsenden Herausforderungen im Kaffeesektor hingewiesen: Während die Klimakrise die Anbauflächen für Arabica-Bohnen einschränkt und Robusta-Kaffee an Bedeutung gewinnt, sorgt auch die Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) bis Ende 2026 für Diskussionen. Fairtrade-Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner betonte gegenüber Kathpress sowohl die Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen in den Kaffee-Anbaugebieten als auch faire Rahmenbedingungen für Produzentenorganisationen im Globalen Süden. In Österreich werden täglich mehr als 15 Millionen Tassen Fairtrade-Kaffee konsumiert, jede vierte davon in der Gastronomie.
Die bereits zweite Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) durch die EU-Kommission auf Ende 2026 nahm Kirner zur Kenntnis. "Viele entlang der Kakao- und Kaffee-Lieferketten haben bereits intensiv investiert, um den Anforderungen gerecht zu werden - ihr Einsatz für den Waldschutz verdient Anerkennung", erklärte Kirner. Unabhängig von politischen Verzögerungen unterstütze man aber weiterhin alle Beteiligten mit Schulungen, Tools zur Datenerhebung und Austauschplattformen. "Unser Bekenntnis zu nachhaltigen Lieferketten und zum Waldschutz bleibt unverändert. Wichtig ist, dass die Verantwortung nicht einseitig bei den Produzentenorganisationen im Globalen Süden bleibt", betonte Kirner.
Auch Produzenten in den Anbauländern sehen sich für EUDR bereits vorbereitet. Donald Delgado Sánchez, Geschäftsführer der peruanischen Kaffee-Kooperative UNICAFEC, erklärte: "Wir haben in diesem Jahr sogar schon Exporte nach Europa unter den EUDR-Vorschriften durchgeführt. Sollte die Frist verlängert werden, hat das für uns wenig Auswirkung, da wir bereits vorbereitet sind. Für andere Exporteure in Peru kann die Verlängerung aber hilfreich sein. In diesem Sinne könnte es für die Exporteure insgesamt etwas Positives sein."
Speziell für Kaffee-Kooperativen seien die Anforderungen der EUDR bereits gelebte Praxis, meinte Kirner zur pragmatischen Reaktion der Kaffee-Produzierenden. "Dank digitaler Tools können Bauern die nötigen Daten erheben - die Herausforderung liegt in der technischen Integration und Übermittlung. Hier ist die EU gefordert, praktikable Lösungen bereitzustellen." Fairtrade werde die Organisationen weiterhin unterstützen.
Neben regulatorischen Fragen stellt die Klimakrise den Kaffeemarkt zunehmend unter Druck. Laut einer Studie von Fairtrade International könnten langfristig bis zu 50 Prozent der Arabica-Anbauflächen wegfallen. Robusta-Bohnen gelten als widerstandsfähiger gegen Hitze, Schädlinge und Starkregen. "Der Klimawandel verändert die Spielregeln der Kaffeeproduktion", betonte Kirner. Fairtrade fördere daher die Züchtung klimaresistenter Sorten, Investitionen in Qualität und den Ausbau von Robusta-Angeboten, um Ernteerträge und Einkommen zu sichern.
Kirche fördert "Fairtrade Österreich"
Unterstützt wird Fairtrade Österreich von wichtigen Akteuren der Zivilgesellschaft, darunter auch kirchliche Organisationen wie die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die Caritas, die Katholische Frauenbewegung, die Katholische Jugend, "Jugend Eine Welt" oder "Horizont3000".
Fairtrade Österreich (voller Name: Verein zur Förderung des fairen Handels mit den Ländern des Südens) ist ein 1993 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien. Er vergibt in Österreich das Fairtrade-Siegel für den fairen Handel mit dem Globalen Süden. Ziel ist es, Armut in Asien, Lateinamerika und Afrika zu mindern und Kleinbauern, Plantagenarbeiter sowie ihre Familien und Gemeinden zu fördern.
Vorsitzende von Fairtrade Österreich ist seit Mai 2023 Johanna Mang; ehemalige Geschäftsführerin des WWF Österreich und Mitarbeiterin der Austrian Development Agency. Zuvor war der frühere Caritas-Präsident Helmut Schüller von 2007 bis 2023 Vorsitzender. Im Vorstand vertreten sind u.a. Petra Herout (Horizont3000), Mita Johnson (Caritas Österreich), Tobias Kirschner (Katholische Jugend Österreich), Klaus Bergsmann (Oikocredit Österreich), Anna Leitner (Global2000), Veronika Schippani-Stockinger (Katholische Jungschar), Roberta Rastl-Kircher (Diakonie Österreich), Gerti Jaksch-Fliegenschnee (ARGE Weltläden) sowie Konrad Rehling (Südwind), der auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist.
Quelle: kathpress