
Bildungskarenz: Familienverband ortet "Diskriminierung" von Müttern
Der Katholische Familienverband Österreich (KFÖ) hat seine Position im Blick auf die Reform der Bildungskarenz bekräftigt. In einer Stellungnahmen im Rahmen der Begutachtungsphase zur geplanten Gesetzesänderung hält der KFÖ fest, dass er die Reform grundsätzlich befürwortet, zugleich aber kritisiert, dass künftig generell keine bezahlte Weiterbildungszeit im Anschluss an die Babykarenz mehr möglich sein soll. Hier plädiert der KFÖ in begründeten Fällen für eine Ausnahmeregelung, da man sonst von einer "strukturellen Diskriminierung - insbesondere von Müttern" sprechen müsse.
Man könne sehr gut nachvollziehen, dass die Bildungskarenz stärker mit geeigneten Weiterbildungsmaßnahmen verknüpft und Bildungsangebote, die unverblümt nur eine Verlängerung der Elternkarenz versprechen, unterbunden werden, so KFÖ-Präsident Peter Mender und KFÖ-Generalsekretärin Rosina Baumgartner in der Stellungnahme. Diese Regelung dürfe aber nicht dazu führen, dass Bildungskarenz im Anschluss an die Elternkarenz a priori nicht mehr möglich ist. In vielen Branchen - etwa in der IT & Softwareentwicklung, im Marketingbereich oder in diversen rechtlichen Bereichen - ändere sich in 22 Monaten sehr viel und oft sei eine bezahlte Bildungskarenz der ideale Weg, "um sich nach der Babypause wieder fit für den Berufsalltag zu machen". Technologischer Fortschritt sei schnelllebig; gesetzliche Vorschriften, Richtlinien und Standards könnten sich schnell ändern.
Durch die geplante Neuregelung müssen aus der Karenz Zurückkehrende zumindest ein halbes Jahr in Beschäftigung sein, um eine bezahlte Bildungskarenz in Anspruch nehmen zu können. "Eltern - und hier vorrangig Müttern - wird damit die Chance zur Weiterbildung nach der Karenz verwehrt", kritisiert der KFÖ. Für den Katholischen Familienverband ist das eine "strukturelle Diskriminierung - insbesondere von Müttern".
Wenn der Arbeitgeber die Notwendigkeit einer Fortbildung begründen kann, sollte es deshalb für Eltern nach der Babykarenz mit klaren nachvollziehbaren Voraussetzungen eine Ausnahmeregelung geben, so der Familienverband.
Anliegen von Eltern ernst nehmen
Einmal mehr betont der KFÖ in seiner Stellungnahme aber auch, dass es eine ehrliche Debatte über die Wünsche und Bedürfnisse junger Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf brauche. Der Familienverband verweist auf den Rechnungshofbericht vom April 2023, in dem dieser festhält, dass sich die Inanspruchnahme von Bildungskarenz im Anschluss an die Elternkarenz innerhalb von vier Jahren verzehnfacht hat. 2021 hätten etwa mehr als die Hälfte der Frauen, die eine Bildungskarenz begannen, diese unmittelbar an die Elternkarenz angeschlossen. Diese Entwicklung weist laut Rechnungshof darauf hin, dass sich die Bildungskarenz unter Bezug von Weiterbildungsgeld zunehmend als für Eltern finanziell attraktives Instrument zur "Verlängerung der Babypause" entwickelt hat.
Für den Familienverband zeige diese Entwicklung sehr klar, dass Familien - und insbesondere Frauen - offensichtlich nach Möglichkeiten suchten, länger Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können.
Dass den Eltern gemeinsame Zeit mit ihren Kindern - insbesondere in den ersten Jahren - wichtig ist, zeige auch die vom Katholischen Familienverband 2021 in Auftrag gegebene Teilzeitstudie. Demnach wird Teilzeit aufgrund von Kinderbetreuung in mehr als drei Viertel der Fälle deshalb gewollt, weil die Eltern mehr Zeit für die Kinder haben bzw. sie auch selbst betreuen wollen. Wenn es finanziell möglich wäre, würden zwei Drittel der Befragten gerne weniger arbeiten, um mehr Zeit mit den Kindern verbringen zu können.
Quelle: kathpress