
Katholische Arbeitnehmer: Durch Digitalisierung gerechter verteilen
Die Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ) sieht in der fortschreitenden Digitalisierung eine Chance für eine gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Voraussetzung sei jedoch, dass sie mit einer generellen Arbeitszeitverkürzung verbunden werde. Das betonte die KABÖ bei ihrer Bundeskonferenz am Wochenende im Bildungshaus Jägermayrhof der Arbeiterkammer in Linz.
Die Konferenz stand unter dem Zeichen der sozial-ökologischen Transformation. Die zunehmenden Kündigungswellen in Industrie und Gewerbe würden nicht nur einzelne Betroffene treffen, sondern ganze Gemeinden und deren soziales Gefüge, hieß es in einer Aussendung vom Montag. Die Teilnehmenden plädierten daher für eine tiefgreifende Umgestaltung von Arbeitswelt und Arbeitszeit.
"Wenn eine Fabrik schließt oder viele Arbeitsplätze abbaut, wirft das große Schatten", sagte Bundesseelsorger Karl Immervoll mit Blick auf seine Erfahrungen als Betriebsseelsorger im Oberen Waldviertel. "Viele andere Betriebe, Geschäfte, Zulieferer gehen ebenso ihrer Kundschaft verlustig, das ganze Gemeinwesen ist betroffen, Ortschaften verwaisen, wenn viele Arbeitsplätze wegfallen und die Menschen auspendeln müssen. Arbeitslose Menschen haben großen Stress, ziehen sich zurück, werden krank."
Sinnvolle Arbeit
Die KABÖ betonte die Bedeutung von sinnvoller Arbeit für den sozialen Zusammenhalt, besonders auch für Menschen mit niedriger formaler Bildung und für Zugezogene. "Arbeit integriert in die Gesellschaft", erklärte Bundesvorsitzende Anna Wall-Strasser. Sinnvolle Arbeit trage zur Bildung des Gemeinwesens bei, weshalb in diese Bereiche investiert werden müsse. Wall-Strasser verwies auf das aktuelle Impulspapier der Deutschen Bischofskonferenz "Die versöhnende Kraft der Arbeit" vom 2. April. "Arbeit erfüllt, verbindet - und hält zusammen." Arbeit müsse daher allen Menschen zugänglich sein. Kritik übte die Vorsitzende an Kürzungen im Sozialbereich, etwa in Oberösterreich.
Ein zentrales Anliegen der Konferenz war die gerechte Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern. Durch kürzere Erwerbsarbeitszeiten - etwa in Form einer verkürzten Vollzeit - könnten die Folgen der Digitalisierung für den Arbeitsmarkt abgefedert und gleichzeitig die Care-Arbeit gerechter verteilt werden, so die einhellige Meinung der Delegierten. Das würde einen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit leisten, betonte Wall-Strasser. Erneuert wurde von der KABÖ zudem ihre Forderung nach einem fairen Steuersystem, das hohe Vermögen und Erbschaften stärker heranzieht, um soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Quelle: kathpress