
Telefonseelsorge: Als Familie psychisch gesund bleiben
Im Vorfeld des Welttags für psychische Gesundheit am 10. Oktober hat die TelefonSeelsorge Oberösterreich gemeinsam mit der Kinder- und Jugendpsychiaterin Ellen Auer-Welsbach zu einem bewussteren Umgang mit familiärer seelischer Belastung aufgerufen. Bei einer Pressekonferenz in Linz betonten die Expertinnen, wie sehr aktuelle Krisen und der Alltagsdruck Familien belasten - und wie wichtig frühzeitige Hilfe, Selbstfürsorge und offene Kommunikation sind.
Die vergangenen Jahre hätten Familien viel zugemutet, sagte Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ. Pandemie, Inflation, Klimakrise, Digitalisierung und weltweite Konflikte seien äußere Faktoren, die auch innerfamiliär viel Stress und Unsicherheit bereiteten. "Wir leben in unruhigen Zeiten", so Breitwieser. Ihre Kollegin Barbara Lanzerstorfer-Holzner verwies darauf, dass viele Familien trotz allem erstaunliche Widerstandskraft hätten. Entscheidend seien psychische Stabilität, ein funktionierendes soziales Netz und die Fähigkeit, Belastungen aktiv zu begegnen, etwa durch Kontaktpflege, ausreichend Schlaf, Sport, Kreativität oder freiwilliges Engagement.
Ellen Auer-Welsbach, Leiterin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kepler Universitätsklinikum in Linz, warnte vor den Folgen permanenter Überforderung für Kinder und Jugendliche. "Psychische Gesundheit wächst in Beziehungen", betonte die Primarin. Zuwendung, Zuhören und das Ernstnehmen kindlicher Gefühle seien zentrale Schutzfaktoren. Die Expertin plädierte für mehr Bewusstsein, frühzeitige Hilfe und stabile Strukturen im Umfeld von Familien. Psychiatrie für Kinder sei immer auch Familienarbeit, so Auer-Welsbach.
Auch auf die Bedeutung von Entlastung und Unterstützung für Eltern in belastenden Lebensphasen wies die Linzer Kinderpsychiaterin. "Wenn Mütter oder Väter erschöpft sind, selbst unter psychischem Druck stehen oder mit finanziellen Sorgen kämpfen, wirkt sich das unweigerlich auf das Familienklima aus", erklärte sie. Belastungen sollten daher früh erkannt und Unterstützung niederschwellig zugänglich gemacht werden, etwa durch sozial engagierte Arbeitgeber, betreuungsfreundliche Arbeitszeitmodelle oder multiprofessionelle Netzwerke im sozialen Umfeld. "Starke Familien brauchen ein starkes Umfeld; psychische Gesundheit ist keine Privatsache", so die Primaria.
Familienministerin Claudia Plakolm (ÖVP) unterstrich in einer Videobotschaft die Bedeutung psychisch gesunder Familien als "sichere Häfen" in stürmischen Zeiten. Sie lobte die Enttabuisierung seelischer Probleme bei jungen Menschen und würdigte die TelefonSeelsorge als zentrale Anlaufstelle. Weitere politische Ziele seien der Schutz Jugendlicher im Netz sowie der Ausbau mentaler Gesundheitsangebote an Bildungseinrichtungen.
Eltern, die sich überfordert fühlen, können anonym und kostenlos Hilfe beim ElternTelefon der TelefonSeelsorge OÖ unter der Nummer 142 erhalten - rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Online-Angebote wie Chat- und Mailberatung ergänzen das niederschwellige Angebot. "Sich Hilfe zu holen ist keine Schande, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge", so die gemeinsame Botschaft der Veranstalter. (Mail-, Chat- und Messengerberatung anonym und kostenlos auf www.onlineberatung-telefonseelsorge.at)
Quelle: kathpress