
Abtpräses: Heiligenkreuz-Visitation soll "realistisches Bild" bringen
Der neue Abtpräses der österreichischen Zisterzienser, Pius Maurer, sieht in der laufenden Apostolischen Visitation im Stift Heiligenkreuz eine Chance für eine ehrliche Bestandsaufnahme der Gemeinschaft. Die Visitatoren sollen "ein realistisches Bild der Klostergemeinschaft" zeichnen, sagte Maurer. Das berichtete der ORF am Donnerstag.
Maurer ist seit dieser Woche Nachfolger von Maximilian Heim als Abtpräses der österreichischen Zisterzienser. Gegenüber dem ORF wollte er die vom Vatikan angeordnete Untersuchung nicht kommentieren. Er betonte jedoch, dass eine Visitation "ein kircheninternes Werkzeug zur inneren Erneuerung einer Gemeinschaft" sei. "Jedes Kloster braucht immer wieder Momente der Selbstbesinnung und Erneuerung", so Maurer. Deshalb würden Zisterzienserklöster auch ohne Vatikan-Anordnung regelmäßig durch Äbte oder Äbtissinnen visitiert.
Für das Gelingen der Visitation sei laut Maurer "ein Klima des Vertrauens und der Vertraulichkeit absolut notwendig". Die vom Vatikan beauftragten Visitatoren - Jeremias Schröder, Abtprimas der Benediktiner, und die Ordensfrau Sr. Christine Rod von den Missionarinnen Christi, zugleich Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz - bezeichnete Maurer als "sehr erfahrene Ordensleute". Ihre Aufgabe sei es, den Verantwortlichen in Rom Bericht zu erstatten, die dann Entscheidungen treffen, die der Gemeinschaft und ihrem Umfeld eine Hilfe sein sollten.
Stift Heiligenkreuz kam im Sommer in die Schlagzeilen. Der Vatikan hat eine Apostolische Visitation der Abtei angekündigt. Das zuständige Dikasterium in Rom teilte in einem Schreiben mit, es habe Hinweise erhalten, die die Leitung und Verwaltung des Stifts betreffen. Ziel der Visitation sei es, diesen Hinweisen nachzugehen. Der Besuch soll in den kommenden Wochen beginnen.
Befragung aller Mönche
Laut ORF finden schon seit längerem Online-Befragungen statt und es würden Akten gesichtet. Einem Bericht der "Presse" (Donnerstag) gab es bereits mehrere intensive Gespräche mit Abt Heim, weiters sollen auch alle anderen derzeit 100 Heiligenkreuzer Mönche von den Visitatoren befragt werden, persönlich oder online per Zoom, sowie darüber hinaus noch Personen aus dem Umfeld des Ordens.
Unabhängig davon ermittelt parallel zu den kircheninternen Untersuchungen auch die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt seit Sommer im Zusammenhang mit dem Kloster. Gesucht wird der Verfasser anonymer Schreiben, die an mehrere Institutionen in Österreich versandt wurden. Darin werden laut Landeskriminalamt Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der Verletzung des Beichtgeheimnisses im Umfeld des Stifts erhoben. Anhaltspunkte für behaupteten "geistlichen Missbrauch" habe es bislang nicht gegeben, hieß es in der "Presse". Das Kloster selbst hatte die Briefe zur Anzeige gebracht.
Quelle: kathpress