
Ordensfrau: "Kongo wie Vulkan, der jederzeit ausbrechen kann"
Über drei Jahrzehnte hat Sr. Brigitta Raith, Missionarin Christi aus der Oststeiermark, in der Demokratischen Republik Kongo verbracht. Fast ebenso lang prägen Krieg, Korruption und politische Instabilität das Leben im Osten des Landes. In Nord-Kivu und Ituri kämpfen verschiedene Rebellengruppen, darunter die M23-Miliz, gegen die Armee, häufig ausgelöst durch ethnische Spannungen und den Kampf um Bodenschätze. Die Bevölkerung leidet unter Gewalt, Vertreibungen und humanitären Notlagen. "Der Kongo ist wie ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen kann", berichtet die Ordensfrau in einer neuen Folge des Ordenspodcasts "Orden on Air" über den Alltag im Land, der zudem von unzuverlässiger Strom- und Wasserversorgung geprägt ist.
Hoffnung setzt Raith in die Lebensfreude der Menschen und die Kirche, die sie trotz Spannungen als "moralische Kraft" erlebe. "Viele Schulen, Krankenhäuser und Sozialprojekte bestehen nur dank kirchlicher Träger", berichtet die heute 65-Jährige. Mit 32 Jahren tauschte sie ihre Pläne, Lehrerin zu werden, zu heiraten und eine Familie zu gründen, gegen den Urwald aus und zog in ein Dorf ohne Straßenanbindung, Fernsehen, Café oder Theater. Dort arbeitete sie in der Pastoral, mit Kindern, Jugendlichen, Frauen und Katechisten. "Viele hatten mich vor dem Schock des Urwaldes gewarnt. Doch ich kam an und hatte das Gefühl, heimzukommen", erzählt sie.
"Mutiges Herz" im Regenwald
Gemeinsam mit ihren Mitschwestern gründete Raith eine berufsbildende Mädchenschule mitten im Urwald - "Motema Mpiko", auf Lingala "mutiges Herz". Dort können junge Frauen eine Ausbildung in Schneiderei oder Informatik absolvieren und so selbstständig für ihren Lebensunterhalt sorgen. In der Millionenmetropole Kinshasa betreiben die Ordensfrauen zudem ein Gesundheitszentrum mit Entbindungsstation - "Kristu Mobikisi - Christus der Heiland". "Bildung und Gesundheit sind Schlüssel für eine bessere Zukunft", betont die Ordensfrau.
Zuletzt leitete Raith Seminare für Ordensleute, Lehrerinnen, Lehrer und junge Erwachsene in Kinshasa und im Landesinneren. Ihr Schwerpunkt: Persönlichkeitsbildung und innere Freiheit. "Viele Menschen haben nie gelernt, das Positive in sich zu sehen. Es berührt mich, wenn jemand nach einem Seminar sagt: Ich wusste gar nicht, dass etwas Gutes in mir ist."
Vor kurzem ist die Ordensfrau nach Österreich zurückgekehrt, wo sie weiter in der Erwachsenenbildungsarbeit tätig ist. Ihr größter Wunsch für die Menschen im Kongo sei Frieden und politische Veränderung. "All unsere Projekte können nur gelingen, wenn es endlich eine Regierung gibt, die das Wohl der Bevölkerung im Blick hat - und nicht nur die eigenen Interessen."
Seit 2022 bietet der Podcast "Orden on air" Einblicke in die Welt der österreichischen Ordensgemeinschaften. Der Podcast ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress