
Sowohl Nachfrage als auch finanzieller Druck auf Ordensschulen steigen
Während die Zahl der Kirchenaustritte steigt, nimmt die Nachfrage nach Plätzen in Ordensschulen kontinuierlich zu. Das spreche für die hohe Wertschätzung dieser Schulen in der Gesellschaft, "die nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermitteln", wie die Österreichische Ordenskonferenz in einer Aussendung am Montag betonte. Doch auch der finanzielle Druck auf die Ordensschulen steige. Erst vor Kurzem gab der Schulverein De La Salle die bevorstehende Schließung seines Schulstandorts im 18. Wiener Gemeindebezirk bekannt. "Jede Schließung ist ein Verlust - nicht nur für die Orden, sondern für das gesamte österreichische Bildungssystem", hieß es seitens der Ordenskonferenz. Solche Entscheidungen würden nicht leichtfertig getroffen werden, bis zum Schluss werde um Lösungen gerungen.
"Die finanziellen Rahmenbedingungen werden immer schwieriger", erklärte Marie-Theres Igrec, Bereichsleiterin für Bildung und Ordensschulen der Österreichischen Ordenskonferenz. Steigende Energiepreise, Inflation sowie hohe Renovierungs- und Umbaukosten würden manche Träger an ihre Grenzen bringen. Das Schulgeld decke die tatsächlichen Kosten längst nicht mehr ab. Um der Kostenrealität zu entsprechen, müssten die Schulen weit höheres Schulgeld verlangen. "Das tun sie nicht, da sie gemäß ihrem Gründungsethos im sozialverträglichen Rahmen bleiben und nicht exklusiv werden wollen", so Igrec.
Die Lehrkräfte an Ordensschulen werden vom Staat bezahlt. Alles, was darüber hinausgeht, muss vom Träger selbst finanziert werden. Neben den Personalkosten für Mitarbeitende, Erzieher, Schulärztinnen und im Facility-Bereich (technischen, infrastrukturellen und hauswirtschaftlichen Dienstleistungen) stellen notwendige bauliche Modernisierungen oder erforderliche Digitalisierungsmaßnahmen, für die der Träger selbst aufkommen muss, erhebliche Ausgaben dar, teilte die Ordenskonferenz mit.
"Herzensbildung"
Die Schulen werden oft - und dort, wo noch möglich - von den Orden zusätzlich mitfinanziert, um besondere pädagogische Konzepte, Sozialprojekte, Schulpastoral, psychosoziale Betreuungsangebote und vielfältige Zusatzangebote zu ermöglichen. So haben viele Ordensschulen immer wieder rasch und unbürokratisch Kinder aus Kriegsgebieten aufgenommen oder soziale Härtefälle durch Stipendien abgefedert. Diese besondere menschliche Zuwendung und "Herzensbildung" - geprägt von christlichen Werten, Solidarität und Nächstenliebe - sei ein wesentliches Markenzeichen der Ordensschulen, habe aber auch seinen Preis.
Im konkreten Fall der De La Salle-Schule in Wien-Währing, die kürzlich ihre Schließung bekannt gegeben hat, arbeiten die betroffene Ordensschule, die Österreichische Ordenskonferenz, die Erzdiözese Wien, die Bildungsdirektion und andere Ordens- und diözesane Schulen eng zusammen, um für alle betroffenen Schülerinnen und Schüler gute Anschlusslösungen zu finden, hieß es seitens der Ordenskonferenz. Bereits mehrere katholische Schulen hätten angeboten, Kinder und Jugendliche aufzunehmen.
Ordensschulen in Österreich
"Ordensschulen sind Orte, an denen Kinder und Jugendliche nicht nur lernen, sondern wachsen dürfen - in Beziehung, Verantwortung und im Vertrauen auf sich selbst und andere", betont Bildungsexpertin Igrec. Man sei überzeugt, dass die Ordensschulen weiterhin "eine unverzichtbare Rolle in der österreichischen Bildungslandschaft spielen - als Orte, wo Glaube, Bildung und Menschlichkeit miteinander wachsen dürfen".
In Österreich gibt es derzeit 189 Ordensschulen, davon 39 in der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ). Im Schuljahr 2024/2025 besuchten rund 50.000 Schülerinnen und Schüler an 111 Schulstandorten insgesamt 249 verschiedene Ausbildungsformen.
Quelle: kathpress