
Sonntag unter Druck: Allianz warnt vor Aufweichung des Ruhetags
Die Allianz für den freien Sonntag warnt vor einer schleichenden Aushöhlung des arbeitsfreien Sonntags. Aufgrund mehrerer besonders besorgniserregenden Entwicklungen in verschiedenen Branchen erneuerte das zivilgesellschaftliche Bündnis bei der Herbst-Vollversammlung in Graz seine Forderung nach dem Erhalt des Sonntags als gemeinsame Ruhezeit, geht aus einer Aussendung vom Dienstag hervor.
Im Fokus der Kritik steht unter anderem die Österreichische Post. Diese hatte im Herbst 2024 ein Pilotprojekt zur Sonntagszustellung gestartet, das inzwischen in mehreren Städten läuft. Die Post verweist auf die steigende Nachfrage und setzt auf eigens angestellte Teilzeitkräfte. Die Allianz sieht darin dennoch eine gefährliche Entwicklung: "Die Sonntagsarbeit wird schleichend zur Normalität", heißt es. Der Sonntag müsse für alle arbeitsfrei bleiben - auch für externe Dienstleister.
Auch Selbstbedienungsläden geraten zunehmend in den Blick. Obwohl automatisiert, sei für Wartung und Befüllung weiterhin menschliche Arbeitskraft erforderlich. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten, wie sie im Regierungsprogramm angedeutet wird, widerspreche dem Sinn eines Ruhetags.
Ein weiteres Thema: Essenslieferdienste wie Foodora oder Lieferando. Diese setzen meist auf freie Dienstnehmer. Die Allianz bezweifelt, dass eine permanente Verfügbarkeit solcher Dienste notwendig ist, und fordert geregelte Arbeitszeiten sowie den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags.
Widerstand kommt auch gegen Forderungen nach einer generellen Sonntagsöffnung im Handel. Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck hatte diese im Sommer für Wien ins Spiel gebracht. Philipp Kuhlmann, Sprecher der Sonntagsallianz, hält dagegen: "Niemand konnte bisher erklären, woher das zusätzliche Geld kommen soll, das am Sonntag ausgegeben würde." Bei 2,5 Tagen durchschnittlichem Aufenthalt gäbe es für Touristen schon jetzt genug Zeit zum Einkaufen. Auch der Nutzen für den Tourismus sei fraglich. "Wien ist einzigartig - und der freie Sonntag gehört dazu. Wer glaubt, Touristen kämen zum Shoppen statt für Kultur, verkennt den Wert unserer Stadt."
Bischof Wilhelm Krautwaschl betonte den kulturellen und historischen Wert des Sonntags: "Als ob die ungezügelte Befriedigung des Konsums das Wichtigste im Leben wäre." Der freie Sonntag stehe für einen "Rhythmus aus Arbeit und Ruhe, der seit Jahrhunderten tief in uns drinsteckt". Dieser sei wichtig und sinnvoll - "und den sollten wir nicht aufgeben".
Die Allianz fordert, die gesetzlichen Öffnungszeiten nicht zu verändern. Zudem wurde ein neues Logo präsentiert, das mit modernisiertem Design die Anliegen der Bewegung sichtbarer machen soll. Eine laufende Petition gegen Sonntagsöffnungen ist online abrufbar unter: https://meine.gpa.at/sonntagfrei
Quelle: kathpress