Klasnic zu 15 Jahre Opferschutzkommission: "Es ist nie aus und vorbei"
Eine Bilanz ihrer 15-jährigen Tätigkeit als Leiterin der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft hat die frühere steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic im Gespräch mit der Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen gezogen. Gerade die ersten drei Jahre seien schwer gewesen, erinnerte sich Klasnic, die 2010 von Kardinal Christoph Schönborn gebeten worden war, eine Opferschutzkommission aufzubauen. "Die ersten drei Jahre waren massiv, da sind die meisten Vorfälle gemeldet worden, vor allem ganz schwere", so Klasnic, die ihr Amt zum Jahresende an die Juristin Caroline List übergeben wird. Zugleich unterstrich Klasnic, dass die Aufarbeitung weitergehen werde: "Es ist nie aus und vorbei (...). Verjährung gibt es bei uns nicht."
Klasnic wehrte sich in dem Interview auch einmal mehr gegen Unterstellungen, die Opferschutzkommission habe eine zu große kirchliche Nähe und sei nicht wirklich unabhängig: Sie hatte in all den Jahren "kein einziges Mal eine Intervention von kirchlicher Seite, dass jemand gesagt hätte, das geht so nicht". Den Zahlungs- bzw. Entschädigungsempfehlungen, die die Kommission ausgesprochen hat, sei die Kirche in Form der Stiftung Opferschutz, in der Diözesen und Ordensgemeinschaften zusammengeschlossen sind, stets nachgekommen. "Ich lege Wert darauf: Lieber eine Zahlung zu viel zugesagt als eine zu wenig. Dass jemand keine Freude hat, wenn er zahlen muss, verstehe ich. Das ist so im Leben. Wenn ich ein Erbe antrete, übernehme ich auch die unangenehmen Dinge."
Sehr belastende Tätigkeit
Sie habe die Zeit als Opferschutzanwältin teilweise auch persönlich stark belastet, räumte Klasnic ein. Da sei es beruhigend gewesen, sich in der Kommission auszutauschen und im Dialog zu stehen: "Wenn ich das Gefühl hatte, ich muss mit jemandem reden, habe ich das mit Mitgliedern der Kommission oder mit dem Koordinator Herwig Hösele getan, nicht zuhause. Es hat mich dann schon erwischt." Nach etwa drei Jahren habe sie dann den Kontakt zu einem Psychiater gesucht und um Hilfe gebeten. "Seine Antwort: Wann immer Sie mich brauchen, bin ich da. Seitdem habe ich ihn nicht gebraucht. Aber das Gefühl, dass jemand da wäre, hat mir sehr gutgetan."
Am Dienstag, 21. Oktober, war Klasnic eine der Teilnehmerinnen bei einem Symposion zu 15 Jahren Unabhängige Opferschutzanwaltschaft in Wien. Bei der Tagung, bei der sie u.a. mit Kardinal Christoph Schönborn in einem Podiumsgespräch über die vergangenen 15 Jahre berichtete, wurde ihr gedankt und ihre Nachfolgerin vorgestellt. Den Hauptvortrag hielt der römische Missbrauchs-Experte P. Hans Zollner.
Quelle: kathpress