
Premiere im Vatikan
Papst und König Charles III. beten gemeinsam
Premiere im Vatikan
Papst und König Charles III. beten gemeinsam
Erstmals haben ein Papst und ein britischer König gemeinsam öffentlich gebetet. Unter den berühmten Fresken Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan kamen am Donnerstag das Oberhaupt der katholischen Kirche und jenes der anglikanischen Church of England zu einer Lobeshymne auf Gott und seine Schöpfung zusammen. Seit der Reformation vor rund 500 Jahren hatte es dies noch nicht gegeben.
"Du krönst das Jahr mit deiner Güte und deine Wolken lassen Fülle regnen", hieß es unter anderem in dem besonderen Gebet. Die Andacht leiteten Papst Leo XIV. und der anglikanische Erzbischof von York, Stephen Cottrell, als geistlicher Vertreter der Church of England. König Charles III. ist ihr weltliches Oberhaupt. Die kürzlich zur anglikanischen Erzbischöfin von Canterbury gewählte Sarah Mullally wird erst im kommenden Jahr in ihr Amt eingeführt.
Das einzigartige ökumenische Zeichen prägte die eintägige Visite des britischen Königspaars im Vatikan anlässlich des Heiligen Jahres 2025: Der Staatsbesuch war ursprünglich noch unter Papst Franziskus (2013-2025) geplant worden und sollte bereits im April stattfinden, wurde jedoch aufgrund des Papsttodes und der anschließenden Neuwahl verschoben.
Repräsentanten der presbyterianischen Church of Scotland sowie der katholischen Kirche aus England und Schottland waren ebenfalls mit dem britischen Königspaar angereist. Die presbyterianische Church of Scotland vertrat ihre Moderatorin Rosemary Frew. Die katholische Kirche repräsentierten der Vorsitzende der Bischofskonferenz von England und Wales, Kardinal Vincent Nichols von Westminster, und der Erzbischof vom schottischen Saint Andrews und Edinburgh, Leo Cushley.
Queen in black
In Rom bereits am Vorabend gelandet, erreichten Charles und Camilla den Damasushof im Vatikan am Donnerstag um 10.45 Uhr. Nach der Nationalhymne "God Save the King" trafen sie Papst Leo XIV. zu einem privaten Gespräch. Der in royalem Blau gekleidete Monarch sprach anschließend mit dem vatikanischen Chefdiplomaten, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Königin Camilla besichtigte in dieser Zeit die Paulinische Kapelle im Apostolischen Palast. Die britische Monarchin war ganz in Schwarz gekleidet, inklusive Tiara samt Schleier. Das ist Vorschrift im Vatikan. Ausnahmen gelten lediglich für Königinnen, Prinzessinnen und Ehefrauen von Monarchen, die den Titel "katholische Majestät" tragen: Sie dürfen sich im Vatikan ganz in Weiß kleiden. Das sogenannte "Privilege du blanc" ist ein Zeichen der Anerkennung des Vatikan gegenüber Monarchien, die dem Papst die Treue halten.
Neuer Ehrentitel für den König
Mit dem gemeinsamen Gebet endet das ökumenische Rom-Programm des Königspaares nicht. Anschließend fahren sie zur Päpstlichen Basilika St. Paul vor den Mauern. Dort wird Charles am Nachmittag der neue Titel des Königlichen Konfraters verliehen - ein Zeichen der Annäherung zwischen katholischer und englischer Kirche an einem historischen Ort.
1966 vereinbarten Papst Paul VI. und der damalige Erzbischof von Canterbury, Michael Ramsey, in der Basilika zum ersten Mal seit der Reformation einen formellen Dialog zwischen Anglikanern und Katholiken aufzunehmen. Mit dem Titel des "Royal Confrater" ist künftig ein eigener Platz des Königs in der Basilika verbunden: Ein Stuhl mit seinem Wappen wird Teil des Chorgestühls.
Quelle: Kathpress