
Schönborn über Grünwidl: "Er ist der Richtige für diese Aufgabe"
Als ein "großes Geschenk, die Erzdiözese Wien in guten Händen zu wissen" empfindet es Kardinal Christoph Schönborn, Josef Grünwidl als neuen Erzbischof von Wien zu wissen. Vor einer Woche, am 17. Oktober, hat Papst Leo XIV. Grünwidl zum neuen Erzbischof von Wien ernannt. Damals wurde die Berufung des bisherigen Apostolischen Administrators der Erzdiözese Wien zum neuen Leiter der mit mehr als einer Million Katholiken zahlenmäßig größten Diözese Österreichs im Pressebulletin des Vatikans mitgeteilt. Das lange Warten "auf meinen Nachfolger" hat damit ein Ende, freute sich der emeritierte Erzbischof Schönborn in seiner Freitags-Kolumne der Tageszeitung "Heute".
"Groß sind die Freude und die Dankbarkeit, ganz stark die Zustimmung und das Interesse, in der Kirche, in der Politik, in den Medien", beschrieb Schönborn die Reaktion auf die Ernennung. Er selbst kenne Grünwidl seit vielen Jahren und sei überzeugt: "Er ist der Richtige für diese Aufgabe!"
Während Schönborn Grünwidl bei dessen Ernennungs-Pressekonferenz vor einer Woche zwar assistierte, jedoch nicht das Wort ergriff, erklärte er in einem von der Erzdiözese Wien veröffentlichten Video, er habe "von Anfang an gehofft, dass er mein Nachfolger wird" - bezogen auf Grünwidl. Dieser sei erfahrener Seelsorger - "die Erzdiözese Wien hatte schon lange nicht einen ehemaligen Pfarrer zum Bischof" - und ein "gestandener Pfarrer". Schönborn weiter: "Ich glaube, das ist für die Gemeinden, auch für die Priester, Seelsorgerinnen und Seelsorger, eine Ermutigung - einer, der weiß, wie es uns in den Pfarren geht, wie das Leben in den Gemeinden geht."
Als Grund, warum er einst im Jahr 1995 Grünwidl zu seinem ersten Sekretär ernannt habe, nannte Schönborn im Video, dass er sich zuvor in der Jugendseelsorge bewährt habe - Grünwidl war zuvor Diözesanjugendseelsorger. Drei Jahre lang dauerte sein Dienst an der Seite des damals neuernannten, nunmehr emeritierten Wiener Erzbischofs. Dann sei es Grünwidl gewesen, der ihn um eine Entpflichtung gebeten habe, denn er habe in die direkte Seelsorge wechseln wollen. Schönborn rückblickend: "Ich habe ihn damals zum Pfarrer von Kirchberg am Wechsel ernannt, was ein Zeichen für mich war, wie sehr er mit Leib und Seele ein Seelsorger ist."
Erneut in der "Heute"-Kolumne betonte Schönborn, als Erzbischof sei Grünwidl künftig zwar "Chef" über mehr als eine Million Katholiken, rund 1.700 hauptamtliche Mitarbeitende, 1.100 Priester sowie vielen tausend Ehrenamtliche in den Pfarren, der Caritas und in den Vereinigungen. Dabei gelte aber: "Der Erzbischof ist aber mehr als ein Manager. Seine Aufgabe ist es, den Glauben weiterzugeben, nicht die Asche, sondern das Feuer!", betonte der Kardinal.
Als künftiger Erzbischof stehe Grünwidl "in einer langen Tradition, die über 2000 Jahre bis zu den Aposteln zurückreicht", so Schönborn weiter. Sein Nachfolger im Amt sei somit ein Nachfolger Jesu: "Das verbindet ihn mit allen Gläubigen. Wir lernen voneinander, was es heißt, heute Christ zu sein, in der Vielfalt unserer Welt, in der großen Menschheitsfamilie".
Bischofsweihe am 24. Jänner
Grünwidls Bischofsweihe und Amtseinführung findet am 24. Jänner 2026 statt, bis dahin verwaltet er die Erzdiözese wie bisher als Apostolischer Administrator. In dieser Funktion ist er seit dem 80. Geburtstag Schönborns am 22. Jänner 2025, als Papst Franziskus (2013-2025) das altersbedingte Rücktrittsgesuch des Kardinals angenommen hatte.
Der neue Wiener Erzbischof wurde am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn geboren und wuchs im nahegelegenen Wullersdorf auf. Nach der Matura am erzbischöflichen Aufbaugymnasium in Hollabrunn trat Grünwidl 1981 ins Wiener Priesterseminar ein und studierte Theologie an der Universität Wien. Gleichzeitig belegte er das Konzertfach Orgel an der Musikuniversität. Nach der Priesterweihe 1988 führte ihn sein seelsorglicher Weg zunächst als Kaplan nach Wien-St. Johann Nepomuk, dann als Kurat an die Dompfarre Wiener Neustadt und als Diözesanjugendseelsorger in die überregionale Arbeit.
Nach der Zeit als Sekretär Schönborns von 1995 bis 1998 wirkte Grünwidl viele Jahre als Pfarrer in mehreren Gemeinden des südlichen Niederösterreichs, darunter Kirchberg am Wechsel, Feistritz, St. Corona, Trattenbach und zuletzt Perchtholdsdorf. 2016 wählte ihn der Wiener Priesterrat zum Vorsitzenden, 2023 wurde er zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd und 2024 zum Ehrenkanoniker des Stephansdoms ernannt.
Quelle: kathpress