
Ludwig Wenzl zum Abt von Stift Melk geweiht
Ludwig Wenzl ist am Sonntag zum neuen Abt des niederösterreichischen Benediktinerstifts Melk "geweiht" worden. Die Abtbenediktion, umgangssprachlich "Abtweihe" genannt, nahm der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried in Vertretung des erkrankten Diözesanbischofs Alois Schwarz vor. Wenzl war im September zum Nachfolger von Abt Georg Wilfinger gewählt worden, der seit 2001 an der Spitze des Konvents stand, und wird das Amt offiziell am 7. November übernehmen. Bei der Überreichung der Insignien - Abtring, Abtsstab und Mitra - erinnerte Weihbischof Leichtfried an die Aufträge des Abtes nach der Ordensregel: Der Ring stehe für die Eintracht und Liebe, die er in der Gemeinschaft bewahren solle. Der Abtstab sei Zeichen seines Hirtenamtes für seine Mitbrüder, die ihm anvertraut sind.
Die rund 800 Plätze in der bekannten Barock-Stiftskirche von Melk waren allesamt gefüllt. Mehrere Hundert Menschen verfolgten die Abtbenediktion zudem via Livestream mit. Den Gottesdienst feierten zahlreiche kirchliche und politische Vertreter mit. Unter ihnen waren der Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation, Johannes Perkmann, und zahlreiche weitere Äbte und Pröpste aus Österreich sowie den Nachbarländern, der ernannte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl, Ordenskonferenz-Generalsekretärin Sr. Christine Rod, der evangelische Superintendent Michael Simmer sowie Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und der frühere Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
Freude und Hoffnung
Mit seinem Wahlspruch "Gaudium et spes" (lat. Freude und Hoffnung) habe sich der neue Abt viel vorgenommen, so Leichtfried. "Gaudium et spes" und die weitere Präzisierung "luctus et angor" (Trauer und Angst) sind die Anfangsworte der Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Konstitution besagt, dass die Freuden und Hoffnungen, aber auch die Trauer und Ängste der heutigen Menschen, insbesondere der Armen und Bedrängten, auch die Freuden, Hoffnungen, Trauer und Ängste der Kirche sind.
Der Wahlspruch von Abt Wenzl gebe die Blickrichtung für seine Aufgaben als Abt und für alle, die in Christus vereint sind, vor, fuhr Leichtfried fort. Doch es sei Jesus, der die Herzen seiner Jünger und Jüngerinnen brennen lasse und der Heilige Geist, der in Liebe in jedem Menschen eingeschlossen ist, der Hoffnung gibt. "Hoffnung ist nicht der Vorsatz von Optimismus, sondern Hoffnung kommt von Christus. Auch wenn unsere Voraussetzungen schlecht sind, kann er das Herz brennen lassen, indem er mit uns geht und die Heilige Schrift erklärt."
Gemeinschaft von Verschiedenen
In der Mönchsgemeinschaft gebe es gegenseitige Unterstützung. "Die Gemeinschaft ist ein Geschenk. In ihr können wir die Liebe, die uns durch Christus geschenkt wird, verstärken", so Leichtfried. "Was ist ein Abt ohne Mönchsgemeinschaft? Umgekehrt: Was sind Mönche ohne Abt?", fragte der St. Pöltner Weihbischof. Das Benediktinerstift sei keine Gemeinschaft von Einzelnen, sondern eine Gemeinschaft von Verschiedenen. Das sei manchmal schwierig und herausfordernd, aber auch die Qualität, die Gemeinschaft reicher mache.
In seinen Worten dankte Leichtfried dem Orden für die vielen und oft auch verborgenen Dienste in Schulwesen, Tourismus, Wirtschaft, Kulturlandschaft sowie der Betreuung vieler Pfarren. Der Weihbischof erinnerte auch an die bekannten Worte "Ora et labora" ("bete und arbeite") als Essenz der Ordensregel der Benediktiner. "Heute wollen wir für euch, die ihr für so viele betet, beten - für den neuen Abt Ludwig und eure kleine Gemeinschaft, von der so Großes ausgeht und ausstrahlt", sagte Leichtfried.
Amtsübernahme am 7. November
"Die Menschen sind der echte Schatz des Stifts Melk", betonte der neue Abt Wenzl in seinen Dankesworten am Ende des Gottesdiensts. Sein Dank galt neben Angehörigen und weiteren Wegbegleitern vor allem dem Konvent und seinem Vorgänger Abt Wilfinger, den Wenzl unter donnerndem Applaus Gläubigen in der Stiftskirche für seine 24 Jahre in der Leitung von Stift Melk würdigte: "Danke, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen und weiterhin zusammenarbeiten."
Der 40-jährige Ludwig Wenzl war am 11. September zum 68. Abt von Stift Melk gewählt worden. Die Amtszeit des neu gewählten Abtes beträgt zwölf Jahre. Der in Waidhofen/Ybbs und Aschbach Markt aufgewachsene Wenzl machte zunächst eine Ausbildung zum Hotel- und Touristikkaufmann. 2010 trat er ins Stift Melk ein, studierte Theologie und Geschichte in Salzburg; 2014 legte er die feierliche Ordensprofess ab, Weihbischof Leichtfried spendete ihm im November 2021 die Priesterweihe. Vor der Abtwahl leitete Wenzl im Stift Melk die Bereiche Kultur und Tourismus, die Pforte und das Stiftsarchiv, zuvor unterrichtete er am Stiftsgymnasium katholische Religion sowie Geschichte und Sozialkunde.
Das seit dem Jahr 1089 bestehende Benediktinerstift Melk ist heute die größte Klosteranlage des österreichischen Barocks und als Wahrzeichen der Wachau Teil des UNESCO-Welterbes. Jährlich kommen rund 500.000 Besucherinnen und Besucher in das Stift mit Kaiserstiege, Marmorsaal, Bibliothek und Stiftskirche. Dem Konvent gehören aktuell 21 Benediktinermönche an. Sie leben im Kloster und teils in den 23 zum Stift gehörenden Pfarren. Im Stift befindet sich auch ein Gymnasium mit mehr als 800 Schülerinnen und Schülern, das zu den ältesten katholischen Privatschulen Österreichs zählt.
Sieben Abtbenediktionen im Jahr 2025
Die Abtweihe in Melk war heuer die bereits sechste Abtbenediktion in Österreich. Unter den neuen Äbten sind neben Ludwig Wenzl in Melk die Benediktiner-Äbte Jakob Auer (Salzburg-St. Peter), Bernhard Eckerstorfer (Kremsmünster), Patrick Schöder (Göttweig) und Alfred Eichmann (St. Lambrecht). Das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian feierte die Abtweihe von Propst Klaus Sonnleitner. Erst Anfang Oktober wurde zudem Norbert Mario Lesovsky zum Abt der Prämonstratenser in Geras gewählt. Seine Abtbenediktion ist für 8. Dezember geplant.
Quelle: kathpress