
Heizer über Vatikan-Treffen: "Es tut sich was"
"Eine echte Aufbruchsstimmung" und "ein Wind der Veränderung" ist beim jüngsten Vatikan-Treffen der Synodenteams spürbar gewesen: Das hat "Wir sind Kirche"-Österreich-Vorsitzende Martha Heizer im Gespräch mit Kathpress betont. Das dreitägige "Heilig-Jahr-Jubiläum der Synodenteams und Beteiligungsgremien" habe zwar "mehr Fest- als Debattencharakter" gezeigt, dennoch habe sie eine "lebendige Debattenkultur" erlebt. "Es tut sich was, aber es braucht Zeit, Energie und Nerven", so Heizer. Die erstmalige Einladung der Reformbewegung zu einem offiziellen Treffen im Vatikan bezeichnete Heizer zudem als "wichtigen Schritt".
Viele kirchliche Funktionsträger seien in ihren Wortmeldungen "noch sehr vorsichtig", sagte Heizer mit Blick auf Themen wie Frauenfrage, Dezentralisierung und Mitbestimmung. Zwar sei es positiv, dass über das Diakonat der Frau nun offener gesprochen werde, doch "betrüblich ist, dass man sich erst jetzt traut, früher wurde vieles nur unter der Hand besprochen". Die "Furchtlosigkeit" sei noch ausbaufähig.
Für "Wir sind Kirche" selbst habe die Einladung "einen neuen Schub gebracht". Viele Mitglieder der Reformbewegung hätten positiv reagiert. Das sei ein wichtiger Schritt, "auf den man aufbauen kann". Reformbewegungen wie "Wir sind Kirche" seien daher ein wichtiger Teil des synodalen Prozesses, "weil kirchliche Funktionäre aufpassen müssen auf das, was sie sagen, wir brauchen uns hingegen kein Blatt vor den Mund nehmen und können frech bleiben", so Heizer. Der Ball liege nach dem Treffen im Vatikan bei den Ortskirchen und Bischöfen: "Da muss etwas weitergehen. Die Haltung 'Schauen wir einmal, was die anderen tun' funktioniert nicht." Zudem sei auch an der Basis noch zu wenig von den bisherigen vielen positiven Schritten angekommen, so Heizer.
Mit Blick auf Papst Leo XIV., der im Rahmen des Treffens mit den Delegierten einen Gottesdienst feierte und sprach, zeigte sich Heizer vorsichtig optimistisch. Dass der Papst die "Frauenfrage" als kulturelle und nicht theologische bezeichnet habe, sei ein "Funken Hoffnung". "Das deutet auf Dezentralisierung hin, also dass nicht alles weltweit gleich gelten muss, sondern regionale Entwicklungen möglich werden. Wenn es keine theologische, sondern eine kulturelle Frage ist, ist das ein Hoffnungszeichen." Zugleich bezeichnete sie die lange theologische Debatte über die mögliche Weihe von Frauen als "eine Wunde", denn "eigentlich ist es dabei um Machtfragen gegangen". Zur Amtsführung des Papstes meinte sie, Leo XIV. wirke "vorsichtig, bemüht, es allen recht zu machen". Bis jetzt sei er aber "noch nicht so greifbar".
Keine Teilnahme am offiziellen Programm
Acht Delegierte um den "Wir sind Kirche international"-Vorsitzenden Colm Holmes nahmen von Freitag bis Sonntag an dem Treffen in Rom teil. Martha Heizer und ihr Ehemann Gert Heizer, die sich zwar ebenfalls akkreditiert hatten, haben dann Bitte des Synodenbüros jedoch von einer offiziellen Teilnahme abgesehen. "Es gab die Befürchtung, dass unsere Exkommunikation (2014) zu Kontroversen führen könnte", erklärte Heizer. Im Zuge dessen habe "Wir sind Kirche" auch eine ursprünglich in Rom geplante Pressekonferenz zum Synoden-Treffen kurzfristig abgesagt. Man habe Verständnis für den Wunsch des Synodenbüros gezeigt, zugleich aber viele Gespräche mit Synodenmitgliedern geführt. Dies habe letztlich das Verhältnis zum Synodenbüro "intensiviert und verbessert", so Heizer.
Insgesamt nahmen rund 2.000 Vertreterinnen und Vertreter aus nationalen Synodenteams, diözesanen Beteiligungsgremien und Initiativen an der dreitägigen Veranstaltung teil, die laut Vatikan der erste gemeinsame Schritt in der Umsetzungsphase der Weltsynode ist; aus Österreich reiste eine 51-köpfige Delegation nach Rom, darunter u.a. der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, sowie der für den "Synodalen Prozess" verantwortliche Kärntner Bischof Josef Marketz und fast alle weiteren Mitglieder des nationalen Synodenteams, wie die Linzer Theologin und Synodenexpertin Klara Csiszar, die Innsbrucker Theologin Elisabeth Rathgeb und die Feldkircher Pastoralamtsleiterin Petra Steinmair-Pösel.
Neben Gesprächsrunden, Netzwerktreffen sowie dem Pilgergang durch die Heilige Pforte gab es eine Begegnung sowie einen Gottesdienst mit Papst Leo XIV. im Petersdom.
Quelle: kathpress