
Salzburger Kongress "Jedermanns Tod": Sterben als Teil des Lebens
"Sterben gehört zum Leben" - diese zentrale Botschaft zog sich als Leitgedanke durch den ersten Kongress "Jedermanns Tod", der am Montag und Dienstag im Bildungszentrum St. Virgil Salzburg stattgefunden hat. In mehr als 40 Programmpunkten wurden soziale, ethische und kulturelle Dimensionen des Lebensendes beleuchtet. Der Grundgedanke dahinter sei gewesen, Impulse zu geben, um "das Sterben zu gestalten und Trauer zu ermöglichen", fasste der Direktor des Hauses, Jakob Reichenberger, die prominent besetzte Veranstaltung zusammen.
Salzburgs Bürgermeister Bernhard Auinger bekräftigte die professionelle Zusammenarbeit, wenn es darum geht, Menschen in einem Ausnahmezustand aufzufangen - etwa, wenn ein "Sternenkind" vor, während oder kurz nach der Geburt verstirbt. Professionelle Begleitung sei "entscheidend, um Menschen in Ausnahmezuständen zu unterstützen", so der Bürgermeister. Sozialstadträtin Andrea Brandner betonte, es gehe um "Hinschauen und einen Zugang zum Thema finden", würden doch Leben und Sterben zusammengehören.
Die Moraltheologin Angelika Walser warnte vor oberflächlichen Zusprüchen wie "Alles wird gut". Die Beschäftigung mit Tod und Sterben ermögliche die Einsicht, dass das Leben ein Geschenk sei, "dass ich mich nicht selber gemacht habe". Sterben bestehe darin, "irgendwann loslassen zu lernen", was ein lebenslanger Prozess ab dem Zeitpunkt der Geburt sei und "eine absolute Gegenbewegung zu dem, was wir in unserem Leben tagtäglich inszenieren". Selbst ein gläubiger Mensch habe keine absolute Gewissheit, wohin es nach dem Sterben gehe; was bleibe, sei "ein Fragezeichen und die Notwendigkeit, vertrauen zu müssen, dass es da vielleicht einen Grund gibt, der einen trägt".
Die Workshops gaben Einblicke in verschiedene Aufgabengebiete rund um das Sterben, darunter etwa die Krankenhauspastoral und Notfallseelsorge. Trauer sei nicht nur hoffnungslose Verzweiflung über den Verlust, betonte der diözesane Referent für diesen Bereich, Detlef Schwarz. Es gelte sie zu verstehen als "Preis der Liebe", betrauere man doch nicht, was man nicht liebe, zudem gebe es für sie keine Abkürzung. Wichtig sei jedoch die Begleitung in der Trauer, damit Selbstwirksamkeit und Wiederermächtigung möglich werde. Spiritualität könne dabei die Perspektive verändern, etwa auf Dankbarkeit über die erlebten guten Zeiten. Christliche Trauerbegleitung handle "immer aus der Perspektive der Auferstehung" und sei darauf ausgerichtet, "der Hoffnung ein Zuhause" zu geben.
Die Sicht verschiedener Religionen auf Sterben und Tod beleuchtete der Theologe Matthias Hohla, Referent für Ökumene und interreligiösen Dialog im Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg. "Hoffnung ist der Anker unseres Lebens", betonte der Experte; Religionen gäben Orientierung im Umgang mit Endlichkeit, auch zu damit verbundenen Fragen wie Angst, Schuld, Versöhnung und Gerechtigkeit. Während in östlichen Religionen Wege des Loslassens mit dem Ziel des "Aussteigens aus dem Rad der Wiedergeburt" aufzeigten, gelte Gott in den monotheistischen Religionen als "Vergebender, Barmherziger, Richter am Ende der Zeit". Jesus sei "solidarisch mit uns gestorben", um die Hoffnung auf Auferstehung zu eröffnen, so Hohla.
Veranstalter des Kongresses waren das Bildungszentrum St. Virgil Salzburg und die Stadt Salzburg, in Kooperation unter anderem mit der Erzdiözese Salzburg, aktion leben Salzburg, Caritas Palliativ, Telefonseelsorge sowie Trauerpastoral der Diözese Linz und Universität Salzburg.
Quelle: kathpress