Militärbischof für Verlängerung des Grundwehrdienstes

Militärbischof Werner Freistetter hat sich angesichts der angespannten Sicherheitslage in Europa klar für eine Verlängerung des Grundwehrdienstes in Österreich ausgesprochen. In der Ö1-Sendung "Religion aktuell" vom Donnerstag betonte Freistetter, dass der derzeitige sechsmonatige Grundwehrdienst seiner Erfahrung nach "tatsächlich zu kurz" sei, um junge Rekruten ausreichend auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Hintergrund ist die Einsetzung einer Kommission durch die Bundesregierung, die bis Jahresende Vorschläge zu einer möglichen Verlängerung von Wehr- und Zivildienst erarbeiten soll.

Freistetter, der selbst aus einer Militärfamilie stammt - sein Vater war Offizier, er selbst leistete vor dem Eintritt ins Priesterseminar und seiner bereits jahrzehntenlangen Tätigkeit als Militärseelsorger ein Jahr lang freiwilligen Dienst beim Bundesheer - verwies auf die Bedeutung einer fundierten Ausbildung: "Ein längerer Grundwehrdienst mit gediegener Ausbildung würde auch der eigenen Sicherheit der Soldaten dienen." Aus der Kriegsgeschichte wisse man, so der Bischof, "mangelhaft ausgebildete, schlecht ausgerüstete Soldaten - das sind die ersten, die fallen".

Freistetter begrüßte, dass Österreich vorhabe, verstärkt in zeitgemäße Ausrüstung und Ausbildung seiner Soldaten zu investieren. Angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Lage in Europa bezeichnete er die derzeitige Aufrüstung vieler Staaten als notwendige Nachrüstung nach einer langen Phase der Abrüstung: Man habe "nicht mehr mit Krieg in Europa gerechnet". Ziel müsse es nun sein, Bedrohungen ernst zu nehmen und "etwas zu haben, was man dagegenzusetzen kann". Es gehe nicht um Aggression, betonte der Militärbischof, sondern um die Fähigkeit, das Land zu verteidigen, wenn alle diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

In Österreich besteht für Männer die allgemeine Wehrpflicht. Der ordentliche Wehrdienst dauert sechs Monate. Alternativ kann der Zivildienst geleistet werden, der regulär neun Monate dauert.

Quelle: kathpress