
Hilfseinrichtungen starten Winternothilfe für Obdachlose in Graz
Unter dem Motto "Zusammen helfen - damit niemand friert" haben Caritas, VinziWerke und Stadt Graz die Winternothilfe für Obdachlose in Graz gestartet. Um Unterstützung und Hilfe für jene sicherzustellen, die kein festes Zuhause haben, sei im Winter die Netzwerkarbeit zwischen den sozialen Organisationen und der öffentlichen Hand entscheidend, betonten Thomas Ferk, Vizedirektor der Caritas Steiermark, Martina Schröck, Obfrau der VinziWerke Österreich, und die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag. Auch die Mithilfe von Spenderinnen und Ehrenamtlichen sei gefragt.
Die Caritas-Winternotschlafstelle in Graz bietet ab 11. November 36 Plätze für Männer, Frauen und Kinder. Parallel dazu nimmt das Kältetelefon wieder seinen Dienst auf: Wer in den Abendstunden (18 bis 24 Uhr) obdachlose Personen im Freien bemerkt, kann unter 0676 88015 8111 das Caritas-Team verständigen. Freiwillige fahren daraufhin zum gemeldeten Ort, bieten Unterkunft in der Notschlafstelle oder Soforthilfe wie heißen Tee und winterfeste Schlafsäcke an.
Der Bedarf an zusätzlichen Schlafplätzen ist laut Caritas ungebrochen hoch. In der vergangenen Wintersaison wurden rund 700 Meldungen über das Kältetelefon registriert, knapp 600 Kontakte bei den Ausfahrten gezählt und über 5.200 Nächtigungen in der Winternotschlafstelle verzeichnet. Insgesamt konnten 500 Verpflegungspakete, 95 Materialpakete und 58 Notunterkünfte vermittelt werden.
Caritas sucht Helfer
In Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen und städtischen Einrichtungen sei es im vergangenen Winter gelungen, die Menschen auch in Spitzenzeiten zu versorgen, sagte Ferk. "All das geht nur im Miteinander. Es geht nicht ohne Förderungen der öffentlichen Hand. Es geht nicht ohne Spenden, und es geht schon gar nicht ohne Ehrenamtliche", bedankte sich Ferk bei allen Mithelfenden. Derzeit sucht die Hilfsorganisation noch dringend nach winterfesten Schlafsäcken, Kaffee und Tee, die in der Bahnhofsmission (Europaplatz 12, 8020 Graz) täglich von 9 bis 17 Uhr abgegeben werden können.
Bürgermeisterin Kahr betonte die verschiedenen Leistungen seitens der Stadt Graz: Auch das Sozialamt der Stadt Graz unterstütze Grazerinnen und Grazer "so unbürokratisch wie möglich", damit im Winter niemand ohne Dach über dem Kopf und ohne Strom und Heizung dastehe. "Niemand muss in Graz auf der Straße übernachten. Caritas, VinziWerke und andere Organisationen stellen in der kalten Jahreszeit neben dem ganzjährigen Angebot wieder eine zusätzliche Notschlafstelle zur Verfügung", versicherte die Bürgermeisterin.
Worte der Warnung sprach VinziWerke-Obfrau Schröck: "Unser Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher, war zeitlebens stolz darauf, dass in Graz niemand auf der Straße übernachten muss, wenn er oder sie es nicht möchte. Wir stehen vor einem Winter, in dem wir nicht mehr die Versorgung aller in Wohnungsnot geratener Menschen garantieren können", verwies sie unter anderem auf finanzielle Herausforderungen.
"Das heurige Jahr steht unter dem Zeichen des Sparens: Das bekommen die VinziWerke seitens der öffentlichen Hand genauso zu spüren wie seitens der Spenderinnen und Spender", sagte Schröck.
Vermehrt ukrainische Familien unter Schutzsuchenden
Dennoch bleibe es die wichtigste Aufgabe des Hilfswerks, sein Angebot aufrechtzuerhalten. "Denn Leidtragende dürfen nicht die Menschen sein, die uns in ihrer größten Not aufsuchen und um Unterstützung bitten", so Schröck. Seit dem Frühjahr hätten zunehmend ukrainische Familien Hilfe bei den VinziWerken Schutz gesucht, die auf Plätze in der Grundversorgung warten. "Im Sommer führte das erstmals seit vielen Jahren dazu, dass Menschen - darunter auch Kinder - wieder unfreiwillig im Freien übernachten mussten. Das erfüllt uns mit Sorge, und wir appellieren an die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, gemeinsam mit uns an Lösungen zu arbeiten, damit niemand frieren muss", forderte Schröck.
Während die Notschlafstellen VinziNest und VinziSchutz saniert werden, betreiben die VinziWerke in Graz-Liebenau ein Übergangsquartier. Dort stehen rund 120 Schlafplätze und warme Mahlzeiten zur Verfügung. Zusätzlich wurden mit Unterstützung der Stadt Graz 20 Plätze für ukrainische Familien geschaffen, bis sie in die Grundversorgung aufgenommen werden. Die Nachfrage übersteige jedoch das Angebot - immer wieder müssen schutzsuchende Familien abgewiesen werden.
Quelle: kathpress