
Krankenhausseelsorge als Begleitung in Ausnahmesituationen
"In der Seelsorge geht es darum, für Menschen in Ausnahmesituationen da zu sein": Laut Sr. Margareta Sausag, Leiterin der Krankenhausseelsorge am Klinikum Wels-Grieskirchen, sind österreichweit rund 230 Seelsorgerinnen und Seelsorger - etwa die Hälfte davon ehrenamtlich - in den Ordenskrankenhäusern tätig. Betroffenen zuzuhören und "einen Raum zu öffnen, wo sie ihre Themen, Fragen, Ängste, aber auch ihre Hoffnungen ansprechen können", gehört laut Sausag neben Verschwiegenheit zum Kern seelsorglicher Arbeit. Im aktuellen Podcast "Lebenswerk" der Ordensspitäler Österreichs spricht sie zudem über das Projekt "Leere Wiege" am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, eine Initiative, die Eltern nach dem Tod ihres Kindes begleitet.
Nicht immer werde in der Krankenhausseelsorge geredet, so die Ordensfrau: "Manchmal ist es wichtig, einfach nur zu schweigen und da zu sein." Besonders in der Sterbebegleitung sei viel Empathie gefragt: "Im Sterbesegen würdigen wir das Leben eines Menschen und ihn Gott an. Das erleben viele Angehörige als sehr tröstlich." Seelsorgerinnen und Seelsorger nehmen sich Zeit für die Anliegen von Betroffenen wie Angehörigen, bekräftigte Sausag, dazu gehöre auch "Sorgen und Ängste, Hoffnungen und Zweifel zu hören und gemeinsam zu suchen, was jetzt Halt und Kraft und was Zuversicht schenken kann".
Seit dem Jahr 2000 begleitet zudem ein Team aus Seelsorge, Psychologie, Ärzteschaft, Pflege und Hebammen Frauen und Familien bei Schwangerschaftsverlusten, Fehl- und Totgeburten. Das Projekt "Leere Wiege" begleite in dieser schwierigen Zeit die ganze Familie in der Ausnahmesituation, erklärte Seelsorgerin Monika Zweimüller. Die Initialzündung für das Projekt erfolgte vor 25 Jahren, da damals fehlgeborene Kinder oft in fremden Gräbern mitbeigesetzt wurden und das Thema kaum gesellschaftlich präsent war.
2003 wurde im Rahmen des Projekts am Stadtfriedhof Ried eine Grab- und Gedenkstätte für Sternenkinder eröffnet. "Das Wichtigste ist, dass jede Frau die Begleitung erhält, die sie in dem Moment braucht. Denn die intimsten Momente im Leben eines Menschen sind Geburt und Tod - und in dieser Situation kommt beides zusammen", betonte auch die klinische Psychologin Elisabeth Vormayr.
In der Krankenhauskapelle steht ein Gebetsraum für Verabschiedungen zur Verfügung. "Es gibt ganz verschiedene Verabschiedungen - mit Stille, aber auch mit großen Feiern. Wir greifen die Trauer auf und bieten Rituale an - immer im Einklang mit den Bedürfnissen der Betroffenen", so Zweimüller. Die Begleitung erfolgt auf Wunsch auch über den Krankenhausaufenthalt hinaus.
Für die Zukunft wünschen sich beide Expertinnen mehr Offenheit. "Als Seelsorgerin wünsche ich mir eine sensiblere Gesellschaft, die wahrnimmt, was Menschen in solchen Situationen brauchen", sagte Zweimüller. Vormayr ergänzte: "Egal, zu welchem Zeitpunkt Eltern ihr Kind verloren haben - es geht um einen ganz großen Verlust."
Die 23 Ordensspitäler Österreichs betreuen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.100 Betten. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler ein wichtiger Arbeitgeber.
Die Podcast-Folge "Lebenswerk" ist auf allen gängigen Plattformen und unter www.ordensspitaeler.at/podcast abrufbar.
Quelle: kathpress