
Spenden in Österreich 2024 erneut über eine Milliarde
In Österreich wurde 2024 erneut mehr als eine Milliarde Euro gespendet: Das Gesamtaufkommen lag bei rund 1,07 Mrd. Euro, ein Rückgang von 0,5 Prozent gegenüber dem 2023; der Rekordwert von 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2022 bleibt jedoch zum zweiten Mal in Folge unerreicht. Das geht aus dem Spendenbericht 2025 hervor, den der Fundraising Verband Austria (FVA) am Mittwoch präsentiert hat. "Private Spenden bleiben stabil, aber Unternehmensspenden schrumpfen oder stagnieren", erklärte dazu FVA-Geschäftsführerin Ruth Williams, die dem österreichischen Spendenwesen - das zu 82 Prozent von privaten Haushalten getragen wird - trotz Inflation und multipler Krisen eine "große Resilienz" zuschrieb.
Im Ranking der 100 größten Nonprofit-Organisationen lag die Caritas mit einem Spendenergebnis von 94,31 Mio. Euro hinter dem Roten Kreuz (110,26 Mio.) an zweiter Stelle. Es folgen SOS Kinderdorf (46,46 Mio.), Ärzte ohne Grenzen (32,26 Mio.) und Greenpeace (24,47 Mio.). Unter den kirchennahen Trägern erreichte die Dreikönigsaktion mit 20,74 Mio. Euro Platz sieben, dicht gefolgt von missio (18,03 Mio.). Die evangelische Diakonie belegte Platz 12 (13,83 Mio.), die Concordia Sozialprojekte Platz 17 (11,42 Mio.).
Weitere christliche Hilfswerke in den Top 100 sind u. a. Jugend Eine Welt (5,94 Mio.), Christoffel Blindenmission (5,21 Mio.), Kirche in Not (3,6 Mio.), Caritas Socialis (3,63 Mio.), Haus der Barmherzigkeit (2,48 Mio.), MIVA Austria (3,44 Mio.), Horizont 3000 (2,24 Mio.), die Aktion Familienfasttag (2,3 Mio.), die Missionsprokur St. Gabriel (2,14 Mio.), Franz Hilf (1,88 Mio.), Sei so frei OÖ (1,42 Mio.), Bruderschaft St. Christoph (1,4 Mio.), die Initiative Christlicher Orient (1,21 Mio.) und die Vinzirast (1,15 Mio.).
"Katastrophenhilfe im Inland" legte zu
Zwei Drittel aller Spenden entfielen auf Soziales, Gesundheit und den Bereich Menschen mit Behinderung, die mit 120 bis 130 Mio. Euro rund 29,5 Prozent des Gesamtaufkommens ausmachten. Geprägt wurde das Spendenjahr auch von der Hochwasserkatastrophe im Osten Österreichs: So sammelte die Initiative "Österreich hilft Österreich" insgesamt 26,5 Mio. Euro für Hochwasserbetroffene.
Die Spendenziele "Katastrophenhilfe im Inland" legten um vier Prozent zu und erreichten mit 30 Prozent erstmals das Niveau der langjährigen Spitzenreiter Tiere (33 Prozent) und Kinder (32 Prozent). Unter den Top-5-Spendenzielen folgen Obdachlose Menschen (24 Prozent) und die Bekämpfung von Hunger (18 Prozent). Weniger gefragt waren 2024 Kunst und Kultur (minus 3 Prozent) sowie Sport (minus 2 Prozent). Auch die Katastrophenhilfe im Ausland ist von 14 Prozent auf 11 Prozent gefallen. Im Bundesländerprofil zählt in Oberösterreich Religion und Kirchen mit 14 Prozent weiterhin zu den wichtigsten Spendenthemen.
Internationale Hilfe unter Druck
Einen deutlichen Rückgang verzeichneten vor allem Organisationen im Bereich Internationale Hilfe: Sie erhielten 2024 noch 23 Prozent der Spenden - zwei Prozent weniger als 2023. Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, deutete das als Zeichen zunehmender Überforderung: "Menschen versuchen sich gegenüber multiplen Krisen in der Sahelzone, in der Ukraine oder in Gaza psychologisch abzugrenzen. Wenn Themen aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden, verlieren sie aber damit auch politisch an Gewicht." Viele verspürten Überlastung und den Wunsch nach Stabilität und seien von den lang anhaltenden Krisen überfordert.
Dramatisch würde sich auch die Kürzung internationaler Hilfen auswirken: "Die Kürzungen der US-Entwicklungshilfe USAID haben bereits jetzt Millionen Menschen das Leben gekostet." Umso mehr Gewicht habe daher jeder Spenden-Euro für benachteiligte und gefährdete Menschen weltweit.
Kleine Organisationen unter Druck
Nach Organisationsgrößen gingen 19,5 Prozent des gesamten Spendenvolumens an kleinere Vereine, Hochschulen, Kulturinitiativen, Feuerwehren sowie Kirchen und religiöse Organisationen. Diese seien besonders belastet, so Williams: "Sie verlieren deutlich, weil sie medial kaum präsent sind oder ihnen Personal für professionelles Fundraising fehlt."
Eine positive Entwicklung zeichnete sich 2024 im Bereich der Mikrospenden ab: Über Pfandautomaten wurden erstmals mehr als eine Million Euro gesammelt. Testamentsspenden nahmen - als Folge von demografischen Entwicklungen - weiter zu.
Für 2025 erwartet der Fundraising Verband Austria erneut ein Gesamtvolumen von 1,07 Mrd. Euro. "Grundsätzlich ein positives Zeichen für die anhaltende Spendenbereitschaft, das jedoch davon überschattet wird, dass Organisationen die Teuerung 2025 neuerlich nicht kompensieren können - und das bei oftmals gestiegener Nachfrage nach gemeinnützigen Leistungen", so Ruth Williams. Besonders wichtig seien daher die Weihnachtsspenden: "Wir sind jetzt in der entscheidenden Spendenzeit, inklusive des Giving Tuesday am 2. Dezember."
(Spendenbericht zum Download: www.fundraising.at)
Quelle: kathpress