
Digitales Archiv macht 800 Jahre Tiroler Geschichte zugänglich
Die Diözese Innsbruck hat ihr digitales Archiv freigeschaltet und ist damit aktuell einer der größten Anbieter von Archiv-Digitalisaten in Tirol: 24.316 Digitalisate aus 800 Jahren stehen Forschenden, Studierenden und allen Interessierten nun kostenlos zur Verfügung. Thematisch decken sie ein großes Spektrum ab - von Urkunden aus dem Mittelalter und der Neuzeit bis zu Predigten von Altbischof Reinhold Stecher und weltlichen Dingen wie Erbschaften, Verkäufe und Forst- und Almstreitigkeiten, wie die Diözese am Montag mitteilte. "Durch die Zugänglichmachung bleiben wir einerseits am Puls der Zeit und laden andererseits auch dazu ein, in die Geschichte einzutauchen", betonte Diözesankanzlerin Magdalena Bernhard.
Die Digitalisate seien ein "großartiges Zeitzeugnis und bringen uns das Leben und die Nöte der Menschen näher", so Bernhard. Neben Dokumentationen von Adeligen wie Claudia de Medici, Kaiser Maximilian, Päpsten und Kardinälen, finden sich auch Einträge zu "Dorfpfarrern" und einfachen Menschen in den Dörfern und Tälern als "Fenster in die Regionalgeschichte", berichtete Martin Kapferer, Leiter des Diözesanarchivs. Ganz Alltägliches findet sich in den Urkunden: So reserviert Walter Laimgruber aus Jenbach im März 1586 "...die halbe Alpe Gräsperg samt halben Kessel und Käszeug". Dokumentiert ist auch der Weg der Reliquie eines Märtyrers aus Rom ins Außerfern oder die Anweisung von Herzog Leopold III. an seine Untergebenen 1398, den Pfarrer von Baumkirchen zu beschützen.
Von Urkunden bis Predigten
Die älteste bisher digitalisierte Originalurkunde ist ein Ablassbrief mehrerer Bischöfe vom 9. November 1284 für die Johanneskapelle in Matrei am Brenner. "Die Urkunden aus diesem Pfarrarchiv betreffen Gemeinden im Wipptal und Stubaital. Ein Kaufmann aus Salzburg als Stifter ist wie das Spital ein Hinweis auf den wichtigen Handelsweg über den Brenner", erklärt Philipp Lehar, Mitarbeiter im Archiv der Diözese. Auch Zeitzeugenberichte über das Novemberpogrom 1938, die Festpredigt anlässlich "100 Jahre österreichische Bergrettung" bis zur "Meditation für den Autofahrer" sind unter den Digitalisaten.
Das jüngste Dokument ist eine Predigt von Altbischof Reinhold Stecher (1921-2013), wenige Tage vor seinem Tod im Jänner 2013. Stecher war Zeit seines Lebens ein pointierter und kritischer Kommentator kirchlicher wie politischer Zustände. Neben seinen bekannten Büchern bildet ein Konvolut von rund 4200 Predigten und Vorträgen der Jahre 1976-2013 einen bisher weitgehend unbekannten Fundus an Quellen des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Diese werden erstmalig vollständig als Zeitdokument zur Verfügung gestellt, hieß es seitens der Diözese.
Die Bestände werden kontinuierlich erweitert. So gehen in den nächsten Wochen mit den Urkunden der Pfarre Bannberg die ersten Urkunden von Osttirol online. Perspektivisch sollen die vorhandenen Datensätze ausführlicher erschlossen werden, sei es durch die Verlinkung der genannten Namen und Orte mit Onlinedatenbanken wie Wikipedia bis hin zur Volltextsuche. Als nächster großer Schritt sollen überdies die Kirchenzeitungen ab 1945 über das digitale Archiv allen Interessierten zum Nachlesen zur Verfügung gestellt werden.
Das Archiv ist unter https://digitales-archiv.dibk.at/ einsehbar. Gefördert wird das Archiv vom Projekt "Kulturerbe digital" des Bundesministeriums für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport und der Europäischen Union.
Quelle: kathpress