
Tagung: Umgang mit Diversität Schlüssel für demokratische Stabilität
Um die Stärkung demokratischer Bildung und den Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt ist es bei der Herbsttagung des Katholischen Akademikerverbands Österreichs (KAVÖ) in Wien am Freitag (28. November) gegangen. KAVÖ-Präsident Hans Schelkshorn warnte gleich zu Beginn, dass die liberale Demokratie massiv unter Druck stehe. Ihre Verteidigung erfordere "eine deutliche Intensivierung politischer Bildung, in der Schule wie unter Erwachsenen".
Die liberale Demokratie sei ein "kompliziertes Gebilde, dessen Grundelemente - vor allem die Menschenrechte, Gewaltenteilung und die Volkssouveränität - von neuzeitlichen Philosophien im 17. und 18. Jahrhundert Schritt für Schritt erarbeitet worden sind", erinnerte Schelkshorn. Aktuell werde sie jedoch von autoritären Bewegungen in aller Offenheit bekämpft.
In ihrer Grundsatzrede stellte die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger dar, wie Migration zum Brennpunkt politischer Auseinandersetzungen geworden ist. Trotz der niedrigsten Asylzahlen seit zehn Jahren werde der öffentliche Diskurs weiter emotionalisiert. Tatsächlich gehe es um Fragen von Integration, Zugehörigkeit und einer empfundenen "Überfremdung". Dem hielt Kohlenberger entgegen, dass die seit 1945 zunehmende Diversität der österreichischen Bevölkerung ein Potenzial darstelle - vorausgesetzt jedoch, die Gesellschaft stärke aktiv ihre "Diversitätskompetenz" als Beitrag zu gelingender Integration. Viele Unternehmen würden dies bereits tun, indem sie Vielfalt professionell managen und als wirtschaftliche Stärke nutzen.
Schüler unterschiedlicher Schulen hatten die Tagung mit ihren Erfahrungen eröffnet. Eine Klasse des Wiener "tgm - Die Schule der Technik" präsentierte einen Film, während Schüler des katholischen Gymnasiums Wolfgarten Ergebnisse einer umfangreichen schulischen Befragung vorstellten. Deren Ergebnis: Vielfalt wird überwiegend positiv erlebt, einzig Sprachbarrieren gelten als Herausforderung. Besonders hervorgehoben wurde das monatliche Schülerparlament der Schule, das vollständig von den Jugendlichen selbst geleitet wird und demokratische Praxis unmittelbar erfahrbar macht.
In zwei Expertengesprächen mit Schülern, Direktoren, islamische Religionspädagoge Zekirija Sejdini, Doris Wagner aus dem Bildungsministerium und dem Wiener Gemeinderat Felix Stadler zeigte sich ein klarer Schwerpunkt: Trotz unterschiedlicher Perspektive, etwa mit dem Problem höherer Rollenfixierung in stark muslimisch geprägten Klassen, seien mangelhafte Sprachkenntnisse in allen Berichten die größte Hürde für Integration und schulischen Erfolg gewesen. Gleichzeitig berichteten viele von erfolgreichen Integrationsprozessen, wenn Mitschüler und Lehrkräfte unterstützend wirken.
Die Tagungsteilnehmer machten deutlich, dass politische Bildung weit über theoretischen Unterricht hinausgehen müsse. Demokratie solle in allen Schulstufen direkt erfahrbar sein, durch Klassenforen, Schülervertretungen und gemeinsame Entscheidungsprozesse. Ein zentrales gesellschaftliches Problem bleibe jedoch die fehlende politische Teilhabe vieler Jugendlicher ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Rund 30 Prozent seien vom Wahlrecht ausgeschlossen. "Viele von uns werden nicht gehört", betonten die Schüler.
Quelle: kathpress