
Neuer Jubiläumsband zu 400 Jahre Pazmaneum in Wien
Zum 400-jährigen Bestehen des heute als Studien- und Gästehaus dienenden ungarischen Priesterseminars "Collegium Pazmaneum" in Wien-Alsergrund gibt es einen neuen Jubiläumsband. Rektor Janos Varga stellte das reich illustrierte Buch mit Texten, Fotografien, Archivaufnahmen und handschriftlichen Primärdokumenten am Mittwoch im Beisein von Kardinal Peter Erdö in Budapest vor. Am Donnerstagabend folgt auch eine Buchpräsentation in Wien. Der Titel des Bandes lautet "Ein Priesterseminar im Sturm der Geschichte. 400 Jahre Pazmaneum in Wien 1623-2023".
Kardinal Erdö betonte zur Buchvorstellung die zentrale Rolle des Pazmaneums für die ungarische Kirche. "Das Pazmaneum erfüllt seit Jahrhunderten eine herausragende Funktion in der ungarischen katholischen Gemeinschaft und prägt die geistige Ausrichtung der Kirche bis heute", sagte er.
Das von seinem Stifter und Namensgeber, dem damaligen Esztergomer Erzbischof Kardinal Peter Pazmany (1570-1637), im September 1623 als Priester-Ausbildungsstätte begründete Pazmaneum hat eine wechselhafte Geschichte. In einer Zeit, in der weite Teile Ungarns durch die Osmanen besetzt waren, wich Pazmany mit der Priesterausbildung nach Wien aus. Nach zahlreichen Standortwechseln wurde 1899/1900 ein Neubau in der heutigen Boltzmanngasse errichtet.
Pazmany habe eine stabile, qualitativ hochwertige Ausbildung für Priester gewährleisten wollen und deshalb das Seminar in Wien gegründet, erklärte Kardinal Erdö. Das bereits in Nagyszombat (Trnava) bestehende Seminar sei klein gewesen, von prekären Bedingungen geprägt und durch die Nähe der Osmanen häufig bedroht. Wien bot eine bessere Alternative, zusätzlich die Möglichkeit einer internationalen Öffnung und später die Verbindung zum kaiserlichen Priesterkolleg St. Augustin (Frintaneum), wodurch viele Absolventen später Bischöfe wurden.
Traditionsreiches Haus in der Boltzmanngasse
Ivan Bertenyi, Direktor des Instituts für Ungarische Geschichtsforschung am Collegium Hungaricum in Wien, verwies darauf, dass ohne das Pazmaneum der ungarische Katholizismus heute anders aussehen würde, da gut ausgebildete Priester entscheidend für die Bewahrung des Glaubens in den Gemeinden waren.
Während der kommunistischen Diktatur machte der "Eiserne Vorhang" ungarischen Priesterseminaristen die Ausbildung in Wien unmöglich; 1964 endete die klassische Priesterausbildung im Gebäude. Die Rektoren gaben dem Seminar jedoch neue Aufgaben, sodass es sich als geistliches und kulturelles Zentrum der ungarischen Katholiken in Wien etablieren konnte.
Den neuen Jubiläumsband werden Pazmaneum-Rektor Varga und der frühere langjährige Nationaldirektor für die katholische fremdsprachige Seelsorge in Österreich, Laszlo Vencser, am Donnerstagabend (18.30 Uhr) auch direkt in dem traditionsreichen Haus in der Wiener Boltzmanngasse 14 vorstellen. Varga koordinierte die Entstehung des Bandes und verfasste selbst Beiträge, etwa zu Kardinal Josef Mindszenty, der während seiner Exil-Jahre in Wien im Pazmaneum lebte. Am Buchprojekt beteiligt waren zudem der Historiker Istvan Fazekas, die Grafikerin Beatrix Vertel und der Fotograf Apor Püspöki.
Quelle: kathpress