
Politikerinnen: Frieden bedeutet mehr als die Abwesenheit von Krieg
Politikerinnen unterschiedlicher parteilicher Herkunft haben anlässlich des nahenden Weihnachtsfestes dazu aufgerufen, friedensstiftendes Verhalten schon im familiären Kontext einzuüben und einander mit Respekt und Wohlwollen zu begegnen. Dies sei die Grundlage jedes Friedens "im Großen" bzw. im politischen Kontext, unterstrichen die Bundesministerinnen Beate Meinl-Reisinger (NEOS), Klaudia Tanner (ÖVP) und Korinna Schumann (SPÖ), sowie die frühere Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) in Beiträgen für die aktuelle Ausgabe des Pfarrblatts der Wiener Dompfarre St. Stephan. Die Weihnachtsausgabe steht unter dem Titel "Friede den Menschen auf Erden".
"Friede ist kein Zustand. Frieden ist ein Prozess, der immer wieder aufs Neue von uns fordert, Frieden zu schützen und zu verteidigen", schreibt etwa Außenministerin Meinl-Reisinger. Dieser Prozess beginne im Kleinen bei jedem Einzelnen und setze sich bis in die demokratischen und rechtsstaatlichen Institutionen fort: "Frieden sichern wie in Österreich, wenn wir einander Raum geben: im Parlament, am Esstisch, in sozialen Netzwerken. Überall dort, wo wir Dialog suchen, auch wenn er unbequem ist." Der auch in Österreich "zunehmenden Aggressivität und Polarisierung" könne man nur mit einer Stärkung des Rechts, mit Verteidigungsbereitschaft und mithilfe eines "starken, Vereinten Europa" entgegentreten.
Auch Verteidigungsministerin Tanner betont in ihrem Beitrag, dass Friede "nichts Selbstverständliches" sei, sondern man "ständig daran arbeiten und manchmal auch darum kämpfen" müsse - nicht nur zum Schutz und zur Verteidigung des eigenen Landes, sondern auch in internationalen Einsätzen zur Schaffung oder Erhaltung von Frieden". In dieser Mission seien die Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres "weltweit rund um die Uhr" in Kriegs- und Krisenregionen im Einsatz, so Tanner. Zugleich wisse sie als Christin, dass Friede ein Geschenk sei: "Friede beginnt im Innersten. Und wächst, wenn wir die christlichen Werte leben, Hilfe suchende Menschen unterstützen und unseren Feinden vergeben."
Auf soziale Aspekte der Friedenssicherung verwies die für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zuständige Ministerin Schumann. Friede beginne in der Art, "wie wir miteinander umgehen, zuhören, Verständnis zeigen und Verantwortung füreinander übernehmen." Grundlagen seien Gerechtigkeit und Respekt und die Bereitschaft, solidarisch zu sein und Unterschiede anzuerkennen: "Wenn wir den Mut aufbringen, Solidarität praktisch zu leben, die Stimmen der Benachteiligten zu hören und unser Handeln an Mitmenschlichkeit auszurichten, dann beginnt Friede - hier bei uns und weit darüber hinaus."
Auch die frühere Umweltministerin und nunmehrige Grünen-Klubobfrau Gewessler verwies auf den Beginn des Friedens im Kleinen, Privaten: "Frieden gibt es nur, wenn wir dafür einstehen. Dazu können wir alle etwas tun. Indem wir einander mit Respekt begegnen. Vom persönlichen Gespräch bis zur politischen Auseinandersetzung." Eine Gefahr ortete Gewessler u.a. darin, die Augen vor den großen Konflikten und Kriegen der Gegenwart zu verschließen: "Vergessen wir nicht: Es liegt in unseren Händen. In jeder respektvollen Geste kann auch der Friede beginnen, seine Wurzeln zu schlagen."
Die Salzburger Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) appelliert in ihrem Beitrag, die Weihnachtszeit zur Suche nach dem "inneren Frieden" zu nutzen und sich dazu vom "weltlichen Tagesgeschehen" einmal loszusagen. Innerer Friede würde jedoch mit "äußerer Sicherheit" korrespondieren. Die Tatsache, dass Österreich ein im Vergleich weiterhin wohlhabendes und soziales Land sei, stelle eine "besonders glückliche Fügung" dar, die aber auch eines konkreten politischen Einsatzes bedürfe. Dazu zähle auch, "so manche im Namen der vermeintlichen moralischen Alternativlosigkeit erhobene Maximalforderung kritisch zu hinterfragen und auf ihre Folgen abzuschätzen, damit nicht im Gewand der gegenwartsbezogenen Großherzigkeit darauf vergessen wird, dass auch künftige Generationen Teil des Gesellschaftsvertrages sind", so Svazek.
Quelle: kathpress