
Heiliges Jahr: Kirche in Österreich sieht nachhaltige Impulse
Wallfahrten, Hoffnungskirchen und neue Akzenten in der Jugend- und Digitalpastoral: Das unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung" stehende Heilige Jahr 2025 hat auch in Österreich nachhaltige Spuren hinterlassen. Mit der Schließung der Heiligen Pforte im Petersdom am 6. Jänner 2026 durch Papst Leo XIV. endet das Jubiläum, das Papst Franziskus vor einem Jahr zu Weihnachten eröffnet hatte. Wer sich "aus dem Gewohnten aufmacht, unterwegs ist und pilgert", gehe "in die Zukunft und bleibt nicht bei dem stehen, was lähmt", zieht der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl Bilanz. Auch die Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts (ÖPI), Gabriele Eder-Cakl, spricht gegenüber Kathpress von bleibenden Erfahrungen, die nun in synodale Prozesse und die digitale Pastoral einfließen würden.
Das Thema Hoffnung sei während des "Heiligen Jahrs" nicht abstrakt geblieben, sondern habe sich im gemeinsamen Unterwegssein gezeigt; etwa durch Wallfahrten, Begegnungen und das bewusste Gestalten von Pilgerwegen bis hin zur Petersbasilika in Rom, so Krautwaschl, der selbst einige Wallfahrten nach Rom begleitet hat, etwa zum Jubiläum der Bildung. Dieses "unterwegs sein - mitten in der Welt" sei auch Aufgabe für uns als Volk Gottes "tagaus, tagein", meint der Bischof.
Der Grazer Diözesanbischof erinnert auch an Papst Franziskus, der das Heilige Jahr wenige Monate vor seinem Tod trotz schwerer gesundheitlicher Einschränkungen persönlich eröffnet hatte. Für Krautwaschl ein eindrückliches Bild: "Man sah: Auch alte und gebrechliche Menschen können Hoffnung geben in einer taumelnden Welt." Besonders bewegend sei für ihn der Ostersonntag gewesen, als Franziskus nach dem Segen "Urbi et Orbi" mit dem Papamobil eine große Runde über den Petersplatz zog, den Gläubigen zuwinkte und sie segnete, und damit quasi noch einmal "in die Welt hinausfuhr". Mit dem Amtsantritt von Papst Leo XIV. habe sich der Akzent des Heiligen Jahres weiter entfaltet, so Krautwaschl: Kirche könne der Welt Perspektive eröffnen, gleichsam "Zukunft kosten lassen".
Jugend, Pilgern und digitale Kirche als Höhepunkte
Zu den Höhepunkten des Heiligen Jahres zählte das "Jubiläum der Jugend" Ende Juli in Rom mit rund einer halben Million junger Menschen aus 146 Ländern. Aus Österreich nahmen rund 500 Jugendliche teil, begleitet von den Bischöfen Krautwaschl und Josef Marketz. Es handelte sich zugleich um das erste Großereignis des neuen Papstes Leo.
Ein Novum stellte das erstmals veranstaltete "Jubiläum der digitalen Missionarinnen und Missionare" dar. Für Pastoralinstitut-Direktorin Eder-Cakl ein Treffen geprägt von nachhaltigen Impulsen für die heimische Kirche: "Die professionelle Vorbereitung dieses Treffens hat mich inspiriert, Ähnliches auch in Österreich umzusetzen." Digitale Kirche und Pastoral würden in den kommenden Jahren einen Schwerpunkt der österreichischen Kirche bilden.
Auch internationale Treffen zu Katechese, Laienämtern, Tourismuspastoral und Synodalität hätten Wirkung entfaltet. Durch den Austausch mit anderen Ländern könne man bei der Umsetzung der Synodenergebnisse in Österreich auf erprobte Erfahrungen zurückgreifen, so Eder-Cakl. Sie kehre "sehr bereichert und mit offenem, internationalem Blick" zurück - das Motto des Heiligen Jahres sei für sie gelebte Realität geworden: "Wir sind nach wie vor Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung."
Millionen Pilgerinnen und Pilger
Nach Angaben des Vatikans haben bislang rund 32 Millionen Pilgerinnen und Pilger die Heilige Pforte im Petersdom durchschritten. Auch die Stadt Rom zieht eine positive Bilanz: Rund 84 Prozent der dringendsten Sanierungs- und Infrastrukturmaßnahmen seien rechtzeitig umgesetzt worden. Insgesamt standen für das Großereignis rund 3,8 Milliarden Euro zur Verfügung.
Auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner zeigt sich gegenüber Kathpress berührt von den Themen Hoffnung und Pilgern im Jubiläumsjahr. "Mit mehr als 230 Pilgerinnen und Pilgern aus der Erzdiözese habe ich die Diözesanwallfahrt nach Rom erlebt - ein beeindruckendes Ereignis", sagte Lackner. Persönlich prägend sei zudem seine Fußwallfahrt von Florenz nach Rom über 450 Kilometer gewesen. Drei Wochen lang war der Franziskaner in Ordenskutte und mit Rucksack unterwegs: "Das Pilgern selbst war eine große Erfahrung. Mehrmals dachte ich, ich schaffe es nicht - es gibt keinen Platz zum Übernachten, ich kann nicht mehr. Und doch geht es weiter. Denn Gott sorgt."
Heilige Orte und Stätte
Die Erzdiözese Salzburg lebte das "Heilige Jahr" intensiv durch sogenannte "Heilige Orte", darunter Wallfahrtsorte wie Maria, Mutter vom Guten Rat in Böckstein, Mara Bühel oder Maria Plain sowie den Dom zu Salzburg. Letzterer zählte etwa 30.000 Pilgerinnen und Pilger. Eine "Heilige Pforte" wurde etwa in der Wallfahrtskirche St. Leonhard geöffnet.
Zu "Kirchen der Hoffnung" lud die Diözese Feldkirch - darunter die Basilika in Rankweil, das Kloster St. Peter in Bludenz und der Dom in Feldkirch - wo von Gebetsanliegen bis Versöhnungsgesprächen und individuellen Segensangeboten bis zu Pforten der Hoffnung und des Neuanfangs geboten wurden. In der Erzdiözese Wien zählte u.a. der Stephansdom, die Kapuzinerkirche und die Stiftskirche Klosterneuburg zu den "Heiligen Stätten".
In der Diözese St. Pölten ließ man sich für die Besucherinnen und Besucher der 13 zum Heiligen Jahr als Jubiläumskirchen benannten "Kirchen der Hoffnung" etwas Besonderes einfallen lassen: Statt Pilgerstempel konnte man in den einzelnen Jubiläumskirchen Buchstaben für ein Pilgerarmband sammeln, die am Ende den Schriftzug "Heiliges Jahr 2025" ergaben.
Abschlussgottesdienste in Österreich
In Österreich wird das Heilige Jahr mit feierlichen Abschlussgottesdiensten Ende Dezember in allen Diözesen begangen. Den Auftakt macht die Diözese Eisenstadt am 27. Dezember mit einem Gottesdienst im Martinsdom unter Leitung von Bischof Ägidius J. Zsifkovics, verbunden mit der Sendung der Sternsingerinnen und Sternsinger.
Am 28. Dezember folgen zeitgleich Abschlussmessen in den Diözesen Salzburg (Erzbischof Franz Lackner), Linz (Bischof Manfred Scheuer), Innsbruck (Bischof Hermann Glettler), St. Pölten (Bischof Alois Schwarz), Graz (Bischof Wilhelm Krautwaschl) sowie in der Militärdiözese mit Militärbischof Werner Freistetter in Wiener Neustadt.
Heilige Jahre werden in der katholischen Kirche in der Regel alle 25 Jahre gefeiert. Bereits 2033 ist ein außerordentliches Heiliges Jahr anlässlich des 2.000-Jahr-Gedenkens an Tod und Auferstehung Jesu Christi geplant.
Quelle: kathpress