
Egon Kapellari: Bischof mit europäischem Weitblick
Am 12. Jänner 2026 feiert der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari seinen 90. Geburtstag. Seinem Wunsch entsprechend wird es keine größeren Feierlichkeiten geben. Lediglich am Geburtstag selbst wird es einen Gottesdienst mit dem Jubilar in der Kapelle des Grazer Priesterseminars geben. Kapellari gilt nicht zuletzt aufgrund seiner zahlreichen Publikationen als international anerkannter und geachteter Kulturkenner und katholischer Intellektueller mit europäischem Weitblick und einem großen pastoralen Gespür für die Herausforderungen der Zeit.
Geboren wurde Egon Kapellari am 12. Jänner 1936 in Leoben/Steiermark. Nach der Matura 1953 am Gymnasium Leoben studierte er Theologie und Rechtswissenschaften in Graz. 1961 wurde Kapellari zum Priester geweiht. Von 1962 bis 1964 war er Kaplan in der Grazer Pfarre Kalvarienberg. Von 1964 bis 1981 war er Hochschulseelsorger in Graz und Leiter des Afro-Asiatischen Instituts (AAI); seit 1970 war er außerdem Mitglied des Leitungskollegiums im Grazer Priesterseminar.
Unter Kapellaris Leitung wuchs eine Reihe profilierter Priester in der Grazer Hochschulpastoral heran, darunter auch Martin Gutl, Peter Schleicher, Jordan Gebhard und Christoph Schönborn, von auswärts zudem auch Karl Strobl, Otto Mauer, Ferdinand Klostermann und Wilhelm Nyssen. Fünf Studierendenheimen von hoher architektonischer Qualität wurden unter seiner Federführung in Graz errichtet.
Bischof zweier Diözesen
Am 7. Dezember 1981 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Kapellari zum Bischof der Diözese Gurk. Die Leitung der Kärntner Diözese übernahm er am 3. Jänner 1982, am 24. Jänner empfing er die Bischofsweihe im Dom zu Klagenfurt. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet: "Omnia vestra, vos autem Christi" (Alles ist Euer. Ihr aber gehört Christus, 1 Kor 3,23). In seiner Zeit als Kärntner Bischof initiierte er u.a. die "St. Georgener Gespräche" mit Referenten wie Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz. Von 1982 bis 1992 war Kapellari österreichischer "Jugendbischof" und zwei Funktionsperioden lang auch Mitglied des früheren Päpstlichen Rates für den Dialog mit den Nichtglaubenden.
Neben dem intellektuellen Austausch und dem Kontakt mit Studierenden legte Kapellari stets auch großen Wert auf pastorale Nähe: So hat er in den fast zwei Jahrzehnten an der Spitze der Diözese Gurk alle Pfarren mindestens einmal in fünf Jahren visitiert und die meisten Firmungen selbst gespendet. Ein Höhepunkt dieser Zeit war der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1988 in Gurk, dessen Rahmen damals eine Dreiländer-Wallfahrt mit Pilgern aus Kärnten, Slowenien und Friaul bildete.
2001 wurde Kapellari nach dem Rücktritt von Bischof Johann Weber zum neuen Bischof von Graz-Seckau - der flächenmäßig größten Diözese des Landes - ernannt. Dieses Amt hatte er bis zu seiner Emeritierung 2015 inne. Höhepunkte seiner Amtsperiode in der Steiermark waren der "Mitteleuropäische Katholikentag", bei dem er als "Europabischof" am 22. Mai 2004 rund 100.000 Pilger in Mariazell begrüßen konnte, sowie 2007 der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Österreich aus Anlass des 850-Jahr-Jubiläums von Mariazell.
Auch innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz waren Kapellari zahlreiche Aufgaben und Agenden übertragen: So war er u.a. von 1992 an Referent für Fragen von Liturgie und Kultur in der Bischofskonferenz. Von 2001 bis 2015 war Kapellari zudem stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz. Als "Medienbischof", war er u.a. Präsident der Katholischen Medien Akademie, Präsident und Herausgeber der Kathpress und Ansprechpartner für österreichische Medien. Von 1982 bis 1992 war Kapellari Mitglied des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und ab 1997 Mitglied der Kommission der Bischofskonferenz in der EU (COMECE).
Über 20 Bücher
Seine publizistische Tätigkeit vor allem zu Fragen zwischen Kirche, Kunst, Politik und Wirtschaft machte ihn über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Er veröffentlichte über 20 Bücher und zahlreiche Aufsätze in Sammelwerken, Zeitschriften und Zeitungen. Sein bekanntestes Buch, "Heilige Zeichen in Liturgie und Alltag", wurde auch auf Italienisch, Polnisch, Slowenisch, Slowakisch, Spanisch und Koreanisch aufgelegt.
Erst mit 79 Jahren, vier Jahre später als üblich, wurde Kapellaris Rücktrittsgesuch 2015 vom damaligen Papst Franziskus - einer der sieben Päpste, denen er direkt begegnet und einer, der ihm ebenso wie zuvor Johannes Paul II. und Benedikt XVI. besonders nahe gewesen sei - angenommen. Seine Emeritierung erfolgte am 28. Jänner 2015. Heute lebt Egon Kapellari bei den Grazer Elisabethinen in einem Haus für Betreutes Wohnen. Er ist zwar in der Mobilität eingeschränkt, aber nach wie vor ein sehr gesuchter und viel besuchter Gesprächspartner und Seelsorger.
Quelle: kathpress