Vorbereitungen auf Papstmesse im Stephansdom laufen auf Hochtouren
Benedikt XVI. wird beim Hochamt wie sein Vorgänger Johannes Paul II. den "Marienkelch" verwenden
Die Vorbereitungen auf das Hochamt im Stephansdom mit Papst Benedikt XVI. am 2. September laufen auf Hochtouren. Auch für Kirchenmeister Franz Weinwurm und seine Mesner ist jetzt "Hauptsaison". Neben der Zusammenstellung der Paramente - der für die Messfeier notwendigen Gewänder und Gerätschaften - gilt es vor allem, den Dom auf Hochglanz zu bringen, was umfangreiche Reinigungsarbeiten mit sich bringt. "Wir klettern in luftige Höhen hinauf. Alles wird abgesaugt, und die Luster werden geputzt", so Weinwurm. Eine besondere Augenweide wird auch der Blumenschmuck sein, der den Stephansdom in allen Farben leuchten lassen soll.
Dafür zuständig ist Mesner Georges Kasbo, wie Weinwurm erzählt: "Wir haben für den Blumenschmuck bewusst keine Firma beauftragt, sondern Kasbo wird das erledigen. Er macht das mit viel Liebe, Können und Geduld und hat das bereits bei vielen Priesterweihen zur vollsten Zufriedenheit aller gemacht". Seit Wochen schon brütet der Mesner über der Zusammenstellung des Blumenschmucks.
Neben dem Blumenschmuck gilt es für Weinwurm aber auch, die Messgewänder auszuwählen und vorzubereiten sowie Kelche und Hostienschalen zusammenzustellen. Zum Einsatz kommt bei der Papstmesse der "Marienkelch", den bereits Johannes Paul II. 1983 benutzt hat. Das ist sogar auf der Unterseite des Kelchs eingraviert, wie Weinwurm berichtet.
Gewöhnlich wird der Marienkelch immer am Christtag im Stephansdom verwendet. Nun wird er jedenfalls bald auch eine zweite Gravur mit dem Hinweis auf Benedikt XVI. erhalten. Neben dem Marienkelch werden vier weitere Konzelebrationskelche zum Einsatz kommen, die auch bereits beim Mitteleuropäischen Katholikentag 2004 in Mariazell verwendet wurden. Für den Gottesdienst wurden von Weinwurm auch 50.000 Hostien bestellt.
Eine besondere Bewandtnis hat es mit jenem Stuhl, auf dem Papst Benedikt XVI. im Dom Platz nehmen wird. Schon Pius VI. im Jahr 1782 und dann Johannes Paul II. 1983 und 1988 hatten diesen Bischofsstuhl benutzt. Weinwurm: "Der Sessel wurde durch Zufall vor vielen Jahren entdeckt. Er stand im Kaiseroratorium. Beim Zusammenräumen sind wir angestoßen, wodurch Teile des braunen, hässlichen Lacks absplitterten und die Schönheit des barocken Möbelstücks sichtbar wurde".
Ein Fachmann schnitt dann den Bezug auf und entdeckte darunter blauen Damast. Weinwurm: "Aus Beschreibungen wussten wir, dass der Papstsessel von Pius VI. mit blauem Damast bespannt war, also mit der damals nobelsten Farbe. Außerdem besitzen wir eine Tafel, auf der geschrieben steht: 'Diesen Sessel benutzte Papst Pius VI.'" Der Sessel wurde restauriert und kam dann beim Papstbesuch 1983 zum Einsatz. Derzeit wird er gerade nochmals für Benedikt XVI. aufpoliert.
Die Messgewänder spielen beim Papst-Hochamt auch eine wichtige Rolle. Jenes von Papst Benedikt XVI. wurde von der Ordensschwester Sr. Imelda Ruf hergestellt. Rund 230 Stunden arbeitete die Benediktinerin an dem Gewand aus grüner Shantung-Seide.
Seit 51 Jahren im Dom
Seit 51 Jahren arbeitet Franz Weinwurm im Stephansdom. Die letzten sieben Jahre davon als Kirchenmeister, also Chef der Mesner. Einen anderen Arbeitsplatz wolle er sich erst gar nicht vorstellen, so Weinwurm, der jetzt doch langsam an die Pension denkt: "Ich bin auf jeden Fall stolz darauf, meine Arbeit an einem der schönsten Plätze im Land verrichten zu dürfen".
Auch bei den Gottesdiensten mit Johannes Paul II. 1983 und 1988 war er natürlich mit dabei. Vor allem beim ersten Besuch sei die Aufregung groß gewesen, erzählt Weinwurm: "200 Jahre kein Papst in Wien und dann kommt auf einmal Johannes Paul II. Alle waren aufgeregt, Priester und Mesner. Für uns war der Gottesdienst damals mit einem riesigen Vorbereitungsaufwand verbunden. Die letzte Woche waren wir eigentlich Tag und Nacht im Dom, weil wir noch immer nicht mit dem einen oder anderen Detail zufrieden waren".