Schöpfungsverantwortung: Religionen im Fokus
Ihren gemeinsamen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung haben Vertreter von Religionsgemeinschaften am Donnerstag bei einem Podiumsgespräch unter dem Motto "Unsere gemeinsame Zukunft - was wird morgen anders sein?" in Wien betont. Das Gespräch bildete den Höhepunkt eines von der ARGE Schöpfungsverantwortung veranstalteten Symposions zur "Lage der Welt". In Vorträgen und Diskussionen, an denen auch NGOs sowie ein Vertreter des Lebensministeriums teilnahmen, ging es um Fragen des Klimas, der Wasserversorgung, der Bodennutzung, der Welternährung und des Tierschutzes.
Caritas-Präsident Franz Küberl erinnerte, dass es vielen Menschen an lebensnotwendigen Gütern fehle, während anderswo Überfluss herrsche. Letzter zeige sich etwa an den vielen genießbaren Lebensmitteln, die Tag für Tag im Müll landen. "Wien schmeißt jeden Tag so viel Brot weg, wie Graz an einem Tag verbraucht", sagte Küberl und erinnerte an die Sorgfaltspflicht der Menschen gegenüber den Gütern der Schöpfung. "Ein falsches Verständnis der Schöpfung führt zu einem falschen Verständnis von Gott", erhielt der Caritas-Präsident Unterstützung vom Steyler Missionar und Vorstand der ARGE Schöpfungsverantwortung, P. Georg Ziselsberger.
Die Menschen würden sich vom Wirtschaftssystem sowie der Art und Weise, wie sie Energie nutzen, verabschieden müssen, prognostizierte der evangelisch-lutherische Oberkirchenrat Karl Schiefermair bei der Diskussion. Er hob die Verantwortung der Religionsgemeinschaften bei der Abkehr von der "Erdölgesellschaft" hervor. Die evangelische Kirche bemühe sich, mit Projekten wie einem Ökostrom-Pool oder der Verbesserung der Energieeffizienz aller Kirchengebäude einen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz zu leisten.
Gül Mihri Aytac von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich erklärte, dass etwa islamische Religionslehrer in ihrer Ausbildung auch darauf getrimmt würden, kommende Generationen für das Thema Umweltschutz zu sensibilisieren.
Dass Nachhaltigkeit für das Judentum ein wichtiger Wert ist, betonte Katja Bratrschovsky von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Sie verwies etwa auf das derzeit laufende achttägige Laubhüttenfest (Sukkot), bei dem es u.a. darum gehe, die Natur als Geschenk Gottes wieder bewusst zu begreifen. Der Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft, Gerhard Weissgrab, verwies auf die große Bedeutung ethischen Handelns, das für Buddhisten unabdingbar sei.
Als "ein Problem der Werthaltung" beschrieb Peter Iwaniewicz vom Lebensministerium den Umgang mit Ressourcen in den westlichen Industrieländern. Noch vor zwei Jahrzehnten sei Ökologie hingegen nur als rein technisches Problem betrachtet worden.
Peter Molnar von "Klimabündnis Österreich" gab zu bedenken, dass die Umweltschäden, die ein Zehntel der Weltbevölkerung verursache, auf Kosten der anderen neun Zehntel gingen. Dennoch tue sich in Österreich viel Positives, so gäbe es zahlreiche Klimabündnis-Gemeinden und zahlreiche Einzelprojekte. In Richtung Religionsvertreter sagte Molnar: "Wir brauchen die Kirchen als starke Partner."
Quelle: Kathpress