Seligsprechung des Konzilspapstes rückt näher
Das Seligsprechungsverfahren für den Konzilspapst Paul VI. (Giovanni Battista Montini; Pontifikat 1963-78) ist einen entscheidenden Schritt vorwärts gekommen. Mit einem Dekret vom Donnerstag bestätigte der Vatikan dem 1897 in Brescia geborenen Papst der stürmischen 1968er-Zeit den "heroischen Tugendgrad". Weitere Dekrete betreffen u.a. die bevorstehende Heiligsprechungen von drei Seligen aus Italien, Kolumbien und Mexiko.
Vor einer offiziellen Seligsprechung ist noch der Nachweis einer Wunderheilung auf Fürbitte Pauls VI. erforderlich. Giovanni Montini hatte als Papst das von Johannes XXIII. (1958-63) eröffnete Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) fortgesetzt, abgeschlossen und später dessen Beschlüsse umgesetzt.
Einen besonderen Namen hatte sich Paul VI. durch seine Sozial- und Friedensenzykliken gemacht. Als erster Papst der Moderne unternahm er 1964 eine Auslandsreise und besuchte das Heilige Land. Als "Rede des Jahrhunderts" galt seine Ansprache 1965 vor der UNO in New York mit dem Appell "Nie wieder Krieg!. Prägend blieb auch das Zitat aus seiner Dritte-Welt-Enzyklika "Populorum progressio", wonach "der neue Name für Friede Entwicklung heißt". Kritik löste 1968 sein Lehrschreiben zum Lebensschutz "Humanae vitae" aus.
Der Papst vor Paul VI. und sein "Nach-Nachfolger" sind bereits seliggesprochen: 2000 wurde Johannes XXIII. ein Seliger, 2011 auch Johannes Paul II.
Auch für Pius XII. (1939-58) hat der Vatikan den heroischen Tugendgrad bestätigt. Allerdings wird sein Verfahren durch politische Erwägungen beeinflusst. Daher spricht vieles dafür, dass der Konzilspapst Paul VI. als nächster Pontifex in den Kreis der Seligen aufgenommen wird.
Drei Dekrete zu Heiligsprechungen
Bei einer Audienz für den Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, approbierte Papst Benedikt XVI. am Donnerstag 24 Dekrete zu Erhebungsverfahren. In drei Dekreten bestätigte er Wunder nach Abschluss eines Heiligsprechungsverfahren, fünf weitere Erlasse erkannten Heilungswunder zum Abschluss von Seligsprechungsverfahren an.
In sechs Fällen bestätigte die Kongregation das Martyrium von "Dienern Gottes", darunter fünf Gruppen von Opfern des Spanischen Bürgerkriegs 1936-38, sowie dem kroatischen Diözesanpriester Miroslav Bulesic. Schließlich erkannte der Papst zehn Personen den heroischen Tugendgrad zu. Personen aus dem deutschen Sprachraum wurden in den jetzigen Dekreten nicht aufgeführt.
"Römischer Hamlet"
Mit Paul VI. bestieg 1963 ein ausgewiesener Vatikandiplomat den Stuhl Petri. Nach kurzer Pfarrseelsorge war Montini über 30 Jahre lang im Staatssekretariat tätig, ab 1937 als Substitut (Innenminister) und enger Vertrauter von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, dem späteren Pius XII. In dieser Funktion sorgte Montini unter der deutschen Besatzung maßgeblich dafür, dass in kirchlichen Gebäuden Roms wie auch im Vatikan jüdische Flüchtlinge versteckt wurden. 1954 ernannte Pius XII. ihn zum Erzbischof von Mailand, um ihm pastorale Erfahrung zu ermöglichen. Beim Konklave nach dem Tod von Johannes XXIII. galt Montini als Favorit und wurde am 21. Juni 1963 im fünften Wahlgang gewählt.
Paul VI. steht im Schatten seines populären Vorgängers Johannes XXIII. (1958-63) und seines charismatischen Nachfolgers Johannes Paul II. (1978-2005). Manchem Zeitgenossen galt er als zaudernd und zögerlich, Journalisten karikierten ihn als "römischen Hamlet". Sein Bemühen, die Umbrüche des Konzils behutsam umzusetzen, ging Reformern nicht weit genug, in konservativen Kreisen galt er als zu progressiv. Die von seinem Außenminister Agostino Casaroli gestaltete vatikanische "Ostpolitik", die mit kleinen Schritten einen Modus vivendi für die Kirchen im Sozialismus suchte, irritierte außerdem konservative Politiker.
Quelle: Kathpress