
Hilfsfonds für Schwangere in Not
Auf die Einrichtung eines staatlichen Hilfsfonds für Schwangere in Not drängt die "aktion leben". Es könne nicht Vereinen und privaten Spendern zugemutet werden, Frauen finanziell abzusichern, die sich rund um die Geburt in Notlagen befinden, betonte "aktion leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler bei einem Pressegespräch am Donnerstag in Wien. Existenzielle Notlagen erhöhten den psychischen Druck auf Familien enorm, so Kronthaler, ein etwa im Familienministerium angesiedelter Hilfsfonds könnte da Abhilfe schaffen. Zugleich teilte "aktion leben" mit, aufgrund der gestiegenen Nachfrage das eigene psychologische Beratungsangebot für Schwangere ausgeweitet zu haben.
Die Forderung nach einem Hilfsfonds für Schwangere ist nicht neu, sie wird von zahlreichen katholischen Hilfs- und Familienorganisationen unterstützt. Als Beispiel für einen solchen Fonds wird u.a. auf den bereits seit über 40 Jahren bestehenden Hilfsfonds für Schwangere in Not der Erzdiözese Wien verwiesen. Durch den 1973 auf dem Höhepunkt der Fristenregelungs-Diskussion mit Unterstützung von Kardinal Franz König ins Leben gerufenen Fonds wurde bereits über 20.000 Frauen schnell und unbürokratisch geholfen.
Neu sei heute aber der weiter steigende Druck auf schwangere Frauen. Den Verweis auf knappe Kassen will "aktion leben" dabei nicht gelten lassen. Kronthaler: "Es geht nicht um große Summen. Man könnte etwa einen Teil des Familienhärteausgleichsfonds für Schwangere in Not umwidmen." Schwangerenberatungsstellen könnten nach einer Prüfung, ob im konkreten Fall eine Notlage vorliegt, Geld für die oft erforderlichen schnellen Hilfen aus dem Fonds beantragen - für Frauen mit festem Wohnsitz in Österreich. Vorbild sei hier Deutschland, wo dieses Modell in der "Bundesstiftung Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens" bereits umgesetzt ist.
Steigende Wohnungsnot
Eine "massive Veränderung" in den vergangenen drei Jahren beobachtet "aktion leben" in ihren Beratungen beim Thema Wohnen. "Praktisch jede Frau in der Beratung hat ein Wohnungsproblem", so Kronthaler. Zu den Gründen zählen die gestiegenen Wohnkosten, beschränkte Plätze in Mutter-Kind-Häusern, zunehmend jedoch auch Kinderfeindlichkeit: "Oft bekommen selbst Frauen und Paare, die sich eine Wohnung leisten könnten, diese nicht, wenn die Frau schwanger oder in Karenz ist. Kinder sind eben laut - und manche Vermieter haben Angst, später das Mietverhältnis nicht mehr auflösen oder die Bewohner nicht pfänden zu können."
Als eine Folge sei die versteckte Obdachlosigkeit im Vormarsch, vor allem bei Alleinerzieherinnen - "sie suchen von einer Freundin zur nächsten um Unterschlupf, was meist hohen Stress für Frau und Kind bedeutet und oft das Jugendamt auf den Plan ruft", so die "Aktion Leben"-Generalsekretärin. Seitens der Politik bräuchte es dringend Maßnahmen, die leistbares Wohnen wieder ermöglichen würden.
Psychologische Beratung und Beziehungsförderung
Die Anfragen der "aktion leben"-Beratungsstelle in der Wiener Dorotheergasse würden aufgrund der zeitaufwändigen Frage der Existenzsicherung komplexer und intensiver, berichtete Kronthaler. Laut der Jahresstatistik für 2012 stieg die Zahl der telefonischen Beratungen demnach von zuvor 2.700 auf nunmehr 3.418 und jene der persönlichen Beratungen von 1.648 auf 1.746, wobei die meisten Klienten zwischen 18 und 30 Jahre alt sind. Gefördert wird die kostenlose Beratung vom Familienministerium, allerdings sei man aufgrund der ausbleibenden Inflationsanpassung immer mehr auf privater Spender angewiesen.
Da existenzielle Notlagen auch ein enormer Druck auf die Psyche darstellen, steige auch der Bedarf an psychologischer Beratung, berichtete "aktion leben"-Schwangerenberaterin Chrsitine Dvorak. Entsprechend habe man auch mit den Angeboten reagiert, etwa durch die vorgeburtliche Beziehungsförderung, "Bindungsanalyse" genannt. "Wenn bereits in der Schwangerschaft trotz widriger Umstände oder schlimmen vorgeburtlichen Erfahrungen eine feinfühlige Beziehung zwischen dem Kind und seiner Mutter oder beiden Eltern aufgebaut werden kann, ist das eine tragfähige Basis für spätere Stürme des Lebens", so Dvorak.
Für diese neue Form der vorgeburtlichen Betreuung ab Schwangerschaftsmitte bietet "aktion leben" ab sofort zehn kostenlose und weitere preislich je nach Einkommenssituation gestaffelte Plätze an. Bindungsanalyse ist Beziehungsarbeit und somit zeitintensiv, erklärte Dvorak: "Nach einem Anamnese-Gespräch liegt der Schwerpunkt der wöchentlichen Treffen bei Übungen zur Entspannung, Wahrnehmung des ungeborenen Kindes und Kontaktaufnahme mit ihm." Vor der Geburt gibt es eine "Generalprobe" und auch nachher noch ein Abschlussgespräch.
Ein weiteres psychologisches Angebot bei "aktion leben" ist die "Babycare"-Sprechstunde: "Hier erhebt man gemeinsam mit der Mutter oder beiden Eltern, wo es Probleme gibt - häufig sind es Schrei-, Schlaf- und Essprobleme, Ängste oder Trotzverhalten - und welche Ressourcen zur Lösung verfügbar sind", erklärte Schwangerenberaterin Christine Loidl. Zunehmend kommen auch die Väter in die Beratung mit: "In der Paarberatung geht es darum, gute Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln", so Loidl. (Informationen: www.aktionleben.at, PSK-Spendenkonto 7.331.600, BLZ: 60.000)