
Hochschulwochen: Kardinal Lehmann mit "Theologischem Preis" geehrt
Kardinal Karl Lehmann ist mit dem "Theologischen Preis" 2013 der "Salzburger Hochschulwochen" ausgezeichnet worden. Verliehen wurde die Auszeichnung am Mittwochabend in Salzburg in Abwesenheit von Kardinal Lehmann, der seine Teilnahme wegen einer Erkrankung kurzfristig absagen musste. "Sein theologisches Werk bilde "einen Meilenstein moderner katholischer Theologie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, dessen Rezeption er entscheidend mitbestimmt hat", hieß es in der Begründung. Sein Werk mache ihn "zu einem der wichtigsten Theologen unserer Zeit".
Der Preis der "Salzburger Hochschulwochen" wird seit 2006 vergeben, um theologisch besonders bedeutsame Leistungen zu würdigen. Unter den Preisträgern finden sich u.a. Kardinal Walter Kasper, der katholische Theologe Johann Baptist Metz, die evangelischen Theologen Harding Meyer und Christoph Markschies und der Erzbischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte.
"Dienst am Menschen, Dienst am Wort"
In einer sehr persönlich gehaltenen Dankesrede blickte Lehmann auf seinen kirchlichen wie akademischen Lebensweg zurück. Verlesen wurden die Dankesworte in Vertretung von Kardinal Lehmann vom Leiter der Katholischen Akademie in Bayern, Florian Schuller. Bereits kurz vor dem Abitur sei demnach bei Lehmann der Entschluss zu einem Lebensweg im "Dienst am Menschen, an der Natur, am Wort" gereift, zitierte Lehmann aus einem "Besinnungsaufsatz" aus dem Jahr 1955. Auch Grundfragen des menschlichen Lebens hätten ihn als Jugendlichen stets bewegt, sowie der Wunsch zur Arbeit mit Jugendlichen. "Diese Ziele kamen offenbar zusammen und versprachen mir auf dem Weg zum Priestertum und besonders im Studium der Philosophie und der Theologie eine erreichbare, lebbare Gestalt."
Als einen wichtigen Einschnitt in seinem Leben schilderte Lehmann die Erfahrungen als junger Theologe an der Seite Karl Rahners beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65). "Ich fühlte mich in meinen Erwartungen erfüllt. Es war für mich ein Sieg der Vernunft und der Freiheit", so Lehmann über das Konzil.
Seinem "Ja" zur Übernahme der Diözese Mainz sei schließlich ein hartes Ringen mit sich selbst und "bittere Tränen" vorausgegangen. Schließlich sei er "mit Leidenschaft akademischer Lehrer" gewesen. Dass er sich dennoch auf diese Herausforderung einließ, begründete er u.a. mit dem Hinweis: "Die Stunde der Kirche brauchte Bischöfe, die vom Konzil überzeugt und in der Lage waren, sich in die unvermeidlichen Auseinandersetzungen zu stellen". Dieser Herausforderung habe er sich ohne "Kadavergehorsam" stellen wollen, um "Brücken zu bauen, wo keine Pfeiler erkennbar waren".
"Forscher, Gelehrter, Bischof, Kirchenmann"
Der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Maier, würdigte Kardinal Karl Lehmann als Bischof, der den Spagat zwischen Theologie und dem Bischofsamt immer wieder meisterhaft geschafft habe. "Forscher, Gelehrter, Bischof und Kirchenmann: Lehmann hat die Ämter, die ihm das Leben schenkte und auferlegte, ausgefüllt, wie nur wenige es vermögen."
Maier hob Lehmans wissenschaftliche Publikationen während seiner Studienzeit in Rom hervor, die bis heute ihre Frische bewahrt hätten. Seine Dissertation etwa über den Philosophen Martin Heidegger sei von solcher Intensität, dass Lehmann bis heute zu einem der wichtigsten Kenner dieses bedeutenden Philosophen zähle. Aber auch als Mainzer Bischof habe der Kardinal sein Interesse für die Theologie beibehalten und sei als theologischer Autor mit zahlreichen Veröffentlichungen präsent geblieben.
Umgekehrt sei bereits sein Wirken als Wissenschaftler immer von einem pastoralen Element geprägt gewesen. Der Kardinal habe es verstanden, ganz ungezwungen mit Kollegen, Studenten und Frauen umzugehen, so Maier. In seiner Zeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz habe Lehmann Enormes geleistet. Bei all dem sei Lehmann "ein ganz normaler Mensch geblieben, der auf keinen hohen Podest sitzt". In einer Zeit, in der Inhaber öffentlicher Ämter eher misstrauisch betratet werde, habe er viele überzeugt, auch weit über die eigene Kirche, die eigene Konfession hinweg.
Biografische Notizen
Karl Lehmann wurde am 16. Mai 1936 in Sigmaringen geboren. Von 1956 bis 1964 studierte er Philosophie und Theologie in Freiburg sowie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1962 im Fach Philosophie promovierte. 1967 folgte - ebenfalls an der Gregoriana - die Dissertation im Fach Theologie. 1963 wurde Lehmann in Rom von Kardinal Julius Döpfner zum Priester geweiht.
Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) war er als Mitarbeiter Karl Rahners tätig, dem er schließlich als wissenschaftlicher Assistent zunächst an die Universität München und schließlich 1967 an die Universität Münster folgte. 1968 folgte der Ruf auf den Lehrstuhl für Dogmatik an der Universität Mainz.
1983 wurde er zum Bischof von Mainz geweiht. 1987 wurde er Vorsitzender der Bischofskonferenz und war somit der erste Bischof in diesem Amt, der nicht gleichzeitig auch Kardinal war. Vier Mal in Folge wählten ihn die Bischöfe für jeweils sechs Jahre zum Vorsitzenden der Konferenz. 2001 erhob ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. 2008 trat er aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig als Vorsitzender zurück.
Quelle: Kathpress