Orden: Grundeinkommen für alle "ernsthaft prüfen"
Die Vision eines von Alter, Geschlecht oder Erwerbstätigkeit unabhängigen Grundeinkommens, das allen das Recht auf ein würdevolles Leben garantiert, soll von den politisch Verantwortlichen in Europa "ernsthaft geprüft" werden. Das haben die Vereinigung der Frauenorden Österreichs und die Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs anlässlich der laufenden "Woche des Grundeinkommens" in einer Aussendung gefordert.
Zugleich stellen sich die Ordensgemeinschaften hinter die derzeit laufende Europäische Bürgerinitiative (EBI), die sich zum Ziel gesetzt hat, das bedingungslose Grundeinkommen auf europäischer Ebene breit zu diskutieren und dessen politische Umsetzbarkeit aufzuzeigen.
Die Ordensgemeinschaften hätten "intern so etwas wie ein Grundeinkommen bereits verwirklicht", heißt es in der Aussendung. Ordensmitglieder würden persönliche Armut versprechen und ein bescheidenes Leben führen, und es könne "nicht passieren, dass eine Ordensfrau oder ein Ordensmann zum Beispiel aufgrund fehlender Erwerbstätigkeit nicht das Mindestmaß bekommt, das sie oder er zum Leben braucht".
Um ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Grundeinkommen gehe es auch bei der EBI, die kirchlicherseits u.a. die Katholische Sozialakademie Österreichs und die Katholische Arbeitnehmerbewegung unterstützen. Auch die Ordensgemeinschaften rufen zur Unterzeichnung auf - entweder online unter www.pro-grundeinkommen.at oder direkt bei verschiedenen Eintragungsorten während der bis 22. September laufenden "Internationale Woche des Grundeinkommens" (Info: www.grundeinkommen.at/index.php/themen/240-ebi-unterschreiben).
"Schere zwischen Arm und Reich wird größer"
Die EU soll möglichst rasch anhand von Pilotprojekten und Studien die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ernsthaft prüfen, forderte Sr. Franziska Bruckner, Vize-Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden. Das sei umso dringlicher, als die gesellschaftliche Entwicklung geprägt sei von einer "immer weiter aufgehenden Schere zwischen denen, die immer weniger Lebensressourcen zur Verfügung haben und jenen, die fast automatisch Besitz und Geld anhäufen". Die Generaloberin der Schulschwestern vom III. Orden des Heiligen Franziskus fügte hinzu: "Uns Franziskanerinnen ist es aufgrund unserer Spiritualität besonders wichtig, dass gesellschaftspolitische Entscheidungen Armut mindern helfen."
Auch Redemptoristen-Provinzial P. Lorenz Voith ortet eine wachsende Kluft zwischen den sogenannten "Reichen" und "Armen". Der zweite Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden wies darauf hin, dass viele Millionen Menschen unter dem Existenzminimum leben bzw. sich und ihre Familien mit Kleinjobs über Wasser halten müssen. Oftmals reiche die soziale Minimalunterstützung kaum zum Überleben. Voith unterstützt die Europäische Bürgerinitiative für ein Grundeinkommen, "weil eine materielle Grundsicherung zu den elementaren Menschenrechten gehören müsste".
Eine von christlichen oder humanen Werten getragene Europäische Union müsse ein Leben in Würde für alle Bürger zum Ziel haben. "Erst dann wäre die EU nicht nur ein Wirtschaftspakt oder ein Friedensprojekt, sondern ein weltweites Beispiel von Gerechtigkeit und Solidarität", erklärte Voith.