
Todestag Bischof Stechers jährt sich zum ersten Mal
Mit einem Gedenkgottesdienst in Innsbruck wird in der kommenden Woche an den vor einem Jahr verstorbenen Tiroler Altbischof Reinhold Stecher erinnert. Die Messe findet an Stechers Todestag, dem 29. Jänner, um 18.30 Uhr im Innsbrucker Dom statt. Vorstehen wird der Liturgie der Innsbrucker Generalvikar Jakob Bürgler, da Diözesanbischof Manfred Scheuer in der kommenden Woche beim Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom ist. Zwischen 29. Jänner und 2. Februar werden auch die Öffnungszeiten der Krypta im Innsbrucker Dom, wo sich das Grabmal des in der Bevölkerung äußerst beliebten Bischofs befindet, bis in die Abendstunden erweitert.
» Themendossier zum Tod von Bischof Stecher (2013)
Nach der Gedenkmesse werden symbolisch Wegweiser für den im Vorjahr ins Leben gerufenen Pilgerweg "Quo vadis" gesegnet. "Quo vadis" erinnert an einen beliebten nächtlichen Weg, den Stecher während seiner Bischofszeit häufig in Angriff genommen hat. Die rund 22 Kilometer lange Strecke führt vom Innsbrucker Domplatz quer durch die Stadt in Richtung Brennerstraße, über Mutters, Raitis, die Telfer Wiesen und bei Mieders hinauf über den Kapellenweg zum Wallfahrtsort Maria Waldrast.
Vermächtnis in Buchform
Quasi als "Vermächtnis in Buchform" ist dieser Tage im Tyrolia-Verlag unter dem Titel "Mit gläubigem Herzen und wachem Geist" ein Buch mit ausgewählten, zentralen Vorträgen und Ansprachen Reinhold Stechers erschienen. "Bischof Reinhold hat etwas von der größeren Gerechtigkeit im Sinne der Bergpredigt verwirklicht: Er hat nicht einfach Recht haben und Recht behalten wollen, sondern die Versöhnung gesucht", schreibt Bischof Scheuer im Vorwort der Neuerscheinung.
Das im Auftrag der Diözese Innsbruck entstandene Buch enthält Texte Stechers zur Situation und zum Führungsstil in der Kirche genauso wie zur Bedeutung einer zeitgerechten Glaubensvermittlung oder der notwendigen Wachsamkeit gegenüber allen Unmenschlichkeiten. Zu den weiteren Themenbereichen zählen etwa "Natur und Heimat" mit Stechers Gedanken zu Tourismus und Schöpfung oder "Wachsen und Reifen" über das pädagogische Wirken vom Kindergarten über die Schule bis zum Altern.
16 Jahre Diözesanbischof
Reinhold Stecher war von 1981 bis 1997 Diözesanbischof von Innsbruck. Mit seinem Bemühen um die christlich-jüdische Verständigung sowie deutlichen Wortmeldungen zu sozialen Problemen, der Flüchtlingsfrage sowie zu innerkirchlichen Entwicklungen machte er sich weit über Tirol hinaus einen Namen.
Zu den Höhepunkten von Stechers Amtszeit zählte neben dem Besuch von Johannes Paul II. 1988 in Innsbruck die 1996 in Rom erfolgte Seligsprechung der beiden Tiroler Märtyrerpriester Otto Neururer - er war Religionslehrer Stechers - und Jakob Gapp, die von den Nationalsozialisten hingerichtet worden waren.
1988 setzte Stecher in einem weltweit beachteten Schritt der Legende vom angeblichen jüdischen Ritualmord am "Anderl von Rinn" ein Ende. Der Bischof ordnete - gegen den heftigen Widerstand der Anhänger des "Anderl-Kultes" - die Herausnahme der angeblichen Gebeine des Anderl aus dem Hochaltar der Kirche Judenstein in Rinn an. Auch das Deckenfresko, das die "Schlachtung" des Anderl durch Juden zeigte, wurde abgedeckt. 1989 wurde die Kirche neu geweiht.
Nach seiner Emeritierung lebte Stecher in einem Altenheim in Hochrum nahe Innsbruck. Bis zuletzt war er als Maler und erfolgreicher Buchautor aktiv, half in der Seelsorge aus, machte Krankenbesuche, hielt Vorträge und Exerzitien. Er verstarb am 29. Jänner 2013 im 92. Lebensjahr und wurde unter großer Anteilnahme der Tiroler Bevölkerung in der Krypta des Domes zu St. Jakob beigesetzt.
Quelle: Kathpress