
Dialogabend: Buddhismus und Christentum
Begegnung und Dialog zwischen Christentum und Buddhismus gab es am Mittwochabend in Stift Schlägl: In der Bibliothek des Böhmerwald-Klosters diskutierten unter dem Motto "Auf dem Weg zu vollkommener Befreiung" Gerhard Weißgrab, Präsident der Buddhistischen Gemeinde in Österreich, mit Franz Gmainer-Pranzl, dem Leiter des Zentrums "Theologie interkulturell und Studium der Religionen" an der Uni Salzburg.
Stiftsabt Martin Felhofer wies in seiner Einleitung auf die Bedeutung des Dialogs zwischen den Religionen hin, den Papst Franziskus kürzlich bei seinem Albanienbesuch als "Weg zum Frieden" bezeichnet habe. In diesem Sinn skizzierten beide Referenten zunächst Grundzüge ihrer Religion, ehe Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet wurden. Deutlich sei dabei eine Atmosphäre großer gegenseitiger Wertschätzung gewesen, gab das Stift bekannt.
Im Buddhismus seien Mitgefühl und Mitleiden des Menschen mit allen Lebewesen zentral, erklärte Weißgrab. Indem er die Gottesfrage nicht stelle und ohne Gott im monotheistischen Verständnis auskomme, sei der Buddhismus "kein Atheismus, sondern nichttheistische Religion". Ziel Buddhas Lehre sei "vollkommene Befreiung" im absoluten Verlöschen und vollen Verstehen des Nirvana, über den Weg des Auslöschen von Gier, Hass und Verblendung nach Wiedergeburten im Karma-Prinzip von Ursache und Wirkung.
Befreiung gebe es auch im Christentum, allerdings zu einer jetzt schon beginnenden endzeitlichen Freiheit - und durch Christus, in dem sich Gott voll in Wort und Weisung mitgeteilt habe, erklärte Gmainer-Pranzl. Menschen könnten als Buddhisten wie als Christen zu hoher Erleuchtung und Freiheit kommen, und zwar jeweils mit kulturkritischen, oft schmerzhaften und radikalen Impulsen etwa des Abschwörens der Gier oder des Kreuzweges. Beide Religionen müssten auch wichtige Lebensfragen zu beantworten versuchen, wie die nach Lebenssinn, Leiden, Tod, Ethik der Solidarität und Mitverantwortung für Welt und Menschen.